Theater in Kamp-Lintfort Verwirrspiel über die Kunst, ernst zu sein

Das Landestheater Burghofbühne Dinslaken hat mit Oscar Wildes Komödie „Bunburry oder die Kunst, ernst zu sein“ das Publikum humorvoll auf die Ferien- und Weihnachtszeit eingestimmt. Die Aufführung zählte 480 Zuschauer.

 Zwei Dandys und zwei junge Ladys: Es spielten Philip Pelzer, Malte Sachtleben, Lisa Marie Gerl und Julia Sylvester in der Burghofbühnen-Inszenierung.

Zwei Dandys und zwei junge Ladys: Es spielten Philip Pelzer, Malte Sachtleben, Lisa Marie Gerl und Julia Sylvester in der Burghofbühnen-Inszenierung.

Foto: Martin Büttner

Zwei Männer führen Doppelleben, lernen zwei Frauen kennen und und erfinden imaginäre Freunde: Die Komödie „The Importance of Being Ernest“ wurde im Februar 1895 in London uraufgeführt. Oscar Wilde ging es in diesem Stück um die Frage, wer man ist und wer man sein sollte. Am Mittwoch war das Stück in der Inszenierung des Landestheaters Burghofbühne mit Sitz in Dinslaken in der Stadthalle Kamp-Lintfort zu sehen. Das Landestheater hat die Bühne in der Stadthalle in eine Zirkusmanege verwandelt. Es gibt einen von Lichtern eingefassten lila Samtvorhang, Podeste und buntgestreifte Wände.

Algernon trägt die Kleidung eines Zirkusdirektors, Gwendolen Fairfax und Cecily Cardew tragen dicke Schminke, Tüllröcke und bunte Strümpfe. Lady Bracknell sieht aus wie eine Dompteurin. In der Inszenierung spielen Männer Frauen und umgekehrt. So ist der Diener Lane gleichzeitig die Gouvernante Miss Prism, Lady Bracknell ist Pastor Chasuble. „Er gehört zu mir“ von Marianne Rosenberg ertönt mit verzerrter Quietschestimme aus dem Hintergrund, ein Liedtext von Helene Fischer wird zitiert. Statt des heute allgegenwärtigen Handys tragen die Frauen Tagebücher mit sich herum. Jack und Algernon haben imaginäre Freunde, die sie als Ausrede nutzen, um gesellschaftlichen Verpflichtungen entfliehen zu können: Jack erfindet einen Bruder namens Ernst, den er regelmäßig besuchen muss. Algernon erfindet einen kranken Freund namens Bunbury.

Jack, der auf dem Land lebt, ist extra in die Stadt gekommen, um Gwendolen einen Heiratsantrag zu machen. Die kennt ihn allerdings nur unter dem Namen Ernst. Jetzt weiß Jack nicht, ob er sein Geheimnis offenbaren soll. Er steht ohnehin nicht auf der Liste der in Frage kommenden Männer für seine Schwiegermutter. Besonders schlimm findet sie, dass der Verehrer der Tochter keine Familie vorzuweisen hat. Er wurde als Baby in einer Reisetasche am Bahnhof gefunden. Nun soll er sich schnell Verwandte suchen, um den Ansprüchen zu genügen. Aber er muss ja auch noch seinen imaginären Bruder loswerden, also behauptet er kurzerhand: „Ernst starb an einer Erkältung in Paris“. Sein Freund, Gwendolens Cousin Algernon, fährt währenddessen aufs Land und verliebt sich in Jacks Ziehtochter Cecily. Dass Algernon sich plötzlich als Jacks Bruder ausgibt, bringt ihn in Erklärungsnot. Beide Frauen fühlen sich betrogen, aus Freundinnen werden Feindinnen. Beide glauben, mit dem selben Mann verlobt zu sein. „Ich finde, wir beide sind das Opfer eines schrecklichen Betrugs“, erkennt Cecily.

Interessant sind auch allem die „Männergespräche“ zwischen den beiden Hauptpersonen: So warnt Algernon seinen Freund vor einer Heirat, weil die Ehe die Romantik zerstöre. Auch meint er, dass zu einer guten Ehe immer drei gehören. Regisseurin Nadja Blank arbeitet seit 2014 als leitende Dramaturgin und Hausregisseurin an der Burghofbühne in Dinslaken. Sie erklärt, dass Oscar Wilde wohl sehr bewusst die Form der Komödie gewählt hat, um auf diese eher unverfängliche Weise seine Gesellschaftskritik zu zeigen. Wertvorstellungen und Gesellschaftsnormen werden hinterfragt. Die Frage sei nicht nur im viktorianischen Zeitalter, sondern auch heute noch aktuell. Als Bühne hat sie den Zirkus gewählt, weil sich dort alles um Show, Verführungskunst, Adrenalin und das Außergewöhnliche dreht. Genau darum geht es ja auch den beiden Hauptdarstellern. Die Spielzeit hat im November begonnen. Ilona Haje vom Kulturamt freute sich, dass wieder in der fertig sanierten Stadthalle gespielt werden kann. „Mit der Burghofbühne sind wir schon seit vielen Jahren eng verbunden“, sagte sie. Die Stücke würden immer gern gesehen.

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