Kultur in Kamp-Lintfort Trio legt kabarettistische Punktlandung hin

Kamp-Lintfort · Das Münsteraner Trio, Harald Funke, Thomas Philipzen und Jochen Rüther, begeisterte das Kamp-Lintforter Publikum. In der Stadthalle zogen die Kabarettisten mit ihrem Programm „Sonderinventur“ kritisch Bilanz bei der Erfassung vorhandener Bestände.

 Das Kabarett-Trio „Storno“ sorgte wortreich für Hochgenuss an Comedy, Kabarett und fetziger Musik.

Das Kabarett-Trio „Storno“ sorgte wortreich für Hochgenuss an Comedy, Kabarett und fetziger Musik.

Foto: Norbert Prümen

Politisches Kabarett vom Feinsten erlebte das Kamp-Lintfort Publikum in der Stadthalle. Die drei Herren im edlen Zwirn, Harald Funke, Thomas Philipzen und Jochen Rüther aus dem Münsterland, öffneten den Schutzraum für gute Gefühle, für den kritischen Blick auf das Weltgeschehen und den deutschen Mikrokosmos inklusive Blick nach Berlin.

Seit Jahren treten sie plaudernd unter dem Namen Storno auf. Das Kabarett-Trio unterzog in seiner Sonderinventur, so der Programmname, alle Positionen einer gründlichen Bestandsaufnahme. Sie konstatieren weißen Rauch unter der Berliner Kuppel. Schließlich konzentriert sich eines der ersten Gesetze der Ampelkoalition auf die Legalisierung von Cannabis. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir machen sie als obersten Hänfling aus, Anton Hofreiter als Mensch gewordene Haubitze. Was hat es mit dem Sondervermögen auf sich? Nichts weiter als eine kreative Wortschöpfung, die nichts anderes als Schulden meint, so das Münsteraner Trio. Die Politik liefert ihm das Futter, das es genüsslich zur Delikatesse verarbeitet, analysiert und Machenschaften offenlegt. Vom Scholz-Effekt ist die Rede, von Oil of Olaf, und dem botoxischen Lächeln des Aggressors Putin, der seinen Vernichtungskrieg als Spezialoperation tarnt. Die Herren drehen auf und stellen fest, Kommunikation mit dem Publikum gelingt ohne das böse C-Wort. Denn die Pandemie ist längst abgesagt. „Jetzt haben wir etwas Neues. Affenpocken“, so ihre Feststellung. Helfen kann jetzt nur noch der Bergdoktor. Der macht gleich ein Blutbild und Ultraschall.

Das Schauen von 15 Staffeln geballter medizinischer Welt hinterlässt Spuren. Der Bergdoktor habe die Deutschen durch die Krise getragen. Mit dem göttlichen Bodenpersonal geht das Trio scharf ins Gericht. Kirche und Ukraine, passt das zusammen? Kann sich der Vatikan in Anbetracht der Krisen und Reformbewegungen halten? Wann wird aus dem Vatikan der Muttikan? Die Herren durchforsten akribisch jede Position auf ihrer Inventurliste. „Wir müssen etwas verändern“, habe schon Wirtschaftsminister Habeck gesagt, so das Trio. Schließlich mache Lindner genug Wind und drehe am Rad. Alles verändere sich, stehe aber in keinem Kausalzusammenhang, so die Münsteraner. Die Kabarettisten kommen umgehend auf den größten Finanzskandal in jüngster Zeit zu sprechen, Wirecard. „Wir standen in der Verantwortung, waren aber nicht verantwortlich“, ist die Reaktion der Politik und dabei lediglich ein Beispiel für die Zeichen der Zeit.

Das kabarettistische Dreigestirn aus Münster bot ein Feuerwerk an Pointen. Schlag auf Schlag legten sie nach und sorgten wortreich für Hochgenuss an Comedy, Kabarett und fetziger Musik. Ihre scharfzüngige Analyse räumt mit Missverständnisse aus. Feinstes Politkabarett auf hohem Niveau. Mehr davon beim nächsten Auftritt in der Hochschulstadt.

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