Kultur in Kamp-Lintfort Theaterspaß in halb besetzter Stadthalle

Kamp-Lintfort  · Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel gastierte am Freitag mit der Komödie „Taxi, Taxi – Doppelt leben hält besser“ in Kamp-Lintfort. So laufen Theatervorstellungen unter Corona-Bedingungen in der Stadthalle ab.

 Das Westfälische Landestheater brachte eine irrwitzige Komödie auf die Bühne in der Stadthalle.

Das Westfälische Landestheater brachte eine irrwitzige Komödie auf die Bühne in der Stadthalle.

Foto: Norbert Prümen

Mit der irrwitzigen, erstmals 1983 im Londoner Westend aufgeführten Komödie des britischen Autors Ray Cooney „Taxi, Taxi – Doppelt leben hält besser“ ist das Kulturbüro der Stadt Kamp-Lintfort am Freitagabend ins neue Theaterjahr 2022 gestartet. Rund 350 Theaterfreunde erlebten in der nach den vorgeschriebenen Coronaschutz-Vorschriften nur halb besetzten Stadthalle in einer knapp zweistündigen amüsanten Aufführung des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel, wie sich das auf den ersten Blick eher gediegene Leben des Londoner Taxifahrers John Smith plötzlich in ein immer unübersichtlicher werdendes Chaos verwandelt. Schuld daran ist eine alte Dame, der er bei einem Überfall durch zwei jugendliche Straßenräuber heldenhaft zur Hilfe gekommen war, woraufhin sie ihn dafür „zum Dank“ mit ihrer Handtasche krankenhausreif schlägt.

Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass John Smith alles andere als gediegen ist, sondern seine arbeitsfreie Zeit seit schon fast drei Jahren nach einem akribisch ausgeklügelten Plan zwischen zwei Ehefrauen aufteilt, und zwar zwischen der braven Mary in Wimbledon und der heißen Barbara in Streatham. Die Frauen wissen natürlich nichts voneinander und geben, als John nicht zur der ihnen gewohnten Zeit nach Hause kommt, beide im Polizeirevier ihres jeweiligen Wohnstadtteils eine Vermisstenanzeige für ihn auf. Zum Glück hat Omas Handtasche den Taxi-Helden John nicht schlimm verletzt, so dass er das Krankenhaus am nächsten Tag schon wieder verlassen kann.

Viel schlimmer ist dagegen, dass die ganze Sache seine bisher so akribische Zeiteinteilung zwischen Mary und Barbara total durcheinander gebracht hat, und dass außerdem auch noch die beiden ehrgeizigen Polizeiinspektoren Troughton und Porterhouse ziemlich misstrauisch auf Johns zwei verschiedene Adressen reagieren.

Mit dem Bericht eines sensationshungrigen Journalisten und der zwar gut gemeinten, aber nicht immer gut gemachten Hilfe seines inzwischen eingeweihten Nachbarn Stanley nimmt die Sache dann von Mal zu Mal einen chaotischer werdenden Verlauf, aus dem sich John immer verzweifelter versucht herauszulügen. Dabei gibt er Stanley unter anderem als seinen homosexuellen Freund, seine Frau Mary als Nonne und seine andere Frau Barbara als Transvestitin aus. Das alles spielt sich in einer aus einem einzigen Wohnzimmer bestehenden Kulisse ab, die sich nur durch zwei rechts und links von einem schwarzen Ledersofa angeordnete, grün und orange gefärbte, alte Scheibenwahltelefone als unterschiedliche Handlungsorte voneinander unterscheiden ließ.

Spielten die Szenen parallel, liefen die jeweils beteiligten Darsteller demonstrativ aneinander vorbei, was anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig war, aber schon wenig später die zunehmend rasante Handlungsdynamik sogar noch unterstützte. Am Ende spielten die Räumlichkeiten sowieso kaum noch eine Rolle, da alle Beteiligten ständig in beiden Wohnungen gleichzeitig aus- und einzugehen schienen, so dass selbst Mary und Barbara nicht mehr wussten, wo sie waren und einen hysterischen Schreikrampf nach dem anderen bekamen, und auch die Zuschauer keine Ahnung hatten, wie das Ganze denn nun ausgehen würde.

„Also ich würde sagen, die beiden Frauen tun sich zusammen und jagen ihren Taxifahrer zum Teufel“, vermutete einer der Zuschauer kurz vor Schluss. Taten sie aber nicht. Stattdessen besiegelten John und Nachbar Stanley ihr Abenteuer am Ende mit einem dicken, leidenschaftlichen Kuss und entließen die Zuschauer so mit der Hoffnung auf eine baldige, ganz neue Londoner Taxi-Episode.

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