Freilichtspiele in Kamp-Lintfort Molières Tartuffe spielt vor Kloster-Kulisse

Kamp-Lintfort · Die Burghofbühne hat mit Molières „Tartuffe“ das Kamper Freilichttheater eröffnet. Das Publikum erlebte Theater vor wunderbarer Kulisse. Welches Stück am nächsten Samstag auf der Abteiplatz-Wiese aufgeführt wird.

 Die Burghofbühne Dinslaken gab auf der Abteiplatz-Wiese Molières „Tartuffe“.

Die Burghofbühne Dinslaken gab auf der Abteiplatz-Wiese Molières „Tartuffe“.

Foto: Norbert Prümen

Die Burghofbühne Dinslaken hat am Samstag im Rahmen des „Kamper Freilichtteaters“ mit der Inszenierung von Molières „Tartuffe“ den Kamp-Lintfortern einen gut gelaunten Theaterabend beschert. Die Aufführung fand open air auf der Wiese vor dem Kloster Kamp statt. Dort waren eine kleine Theaterbühne sowie eine Zuschauertribühne errichtet worden, auf der die zahlreichen Besucher bei sommerlich warmen Temperaturen Platz nehmen konnten. So bot sich den Theaterfreunden nicht nur ein ausgezeichneter Blick auf die Bühne, sondern auch auf das Kloster selbst, das hinter der Bühne aufragend, für eine beeindruckende Kulisse sorgte.

Zur körperlichen Stärkung bot das Personal von Wellings Parkhotel den Gästen kleine Speisen und kühle Getränke an. Der französische Dramatiker Molière, der zunächst in Orléans als Advokat arbeitete, ehe er 1643 mit seiner Lebensgefährtin die Schauspieltruppe „L‘Illustre Théâtre“ gründete und die Texte der Lustspiele schrieb, brachte den „Tartuffe“ 1664 zur Uraufführung. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein weltberühmter Dramatiker am Hofe von König Ludwig XIV und trat mit seinem Ensemble „Troupe du Roi“ im Pariser Palais Royal auf. Die Uraufführung des „Tartuffe“ geriet aber zu einem Skandal, weil sich religiöse Gruppierungen und die Kirche selbst in der Titelfigur mit ihrer heuchlerischen und scheinheiligen Frömmigkeit bloßgestellt und diffarmiert sahen und eine Zensur erzwangen.

In der Komödie gelingt es dem Lügner und Betrüger Tartuffe, den wohlhabenden Orgon durch sein Charisma und seine hohen moralischen Ansprüche derart für sich einzunehmen, dass Orgon ihn bei sich aufnimmt, ihm die Hand seiner Tochter verspricht und ihm schließlich sein Haus und Vermögen überträgt. Die hohen moralischen Ansprüche, die er postuliert, gelten für Tartuffe selber allerdings keineswegs. Er ist ein verschwenderischer, genusssüchtiger und hedonistischer Heuchler. Die Familienmitglieder und Bediensteten versuchen, allerdings erfolglos, Orgon davon zu überzeugen, Tartuffe vor die Tür zu setzen. Doch der Patriarch hält lange an Tartuffe fest und riskiert damit, seinen gesamten Besitz an den Betrüger zu verlieren. In der Inszenierung von Boris Motzki nach einer Fassung des Dramas von Folke Braband, die am Samstagabend am Kloster Kamp zu sehen war, wird der religiöse Heuchler weitgehend durch einen Typus des Heuchlers ersetzt, der als moderner Demagoge und Führer-Figur im Stile Donald Trumps vollmundige Versprechungen macht, „alternative Wahrheiten“ als Fakten verkauft und Menschen somit dazu bringt, ihm zu folgen. Die Aufführung durch das spielfreudige Ensemble aus Dinslaken war zudem mit zahlreichen optischen und akkustischen Frankreich-Bezügen versehen.

Es erklang Musik von Zaz und anderen französischen Musikern, das Bühnenbild und die Kostüme erinnerten stark an den Nouvelle-Vague-Film „Le Mepris“ von Jean-Luc Godard, einige Dialoge schienen Louis-de-Funès-Filmen zu entstammen und Tartuffe selbst trug deutliche Züge von Michel Houellebecq. Die zahlreich Bezüge zur französischen Kultur und das Tempo der Inszenierung trugen viel zur gelungenen Aufführung vor der wunderbaren Kulisse bei.

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