Das Corona-Schuljahr in Kamp-Lintfort Schüler erhalten Extra-Zeit zum Lernen

Kamp-Lintfort · Auf Initiative von Peter Schiffler, ehemaliger Leiter der Niersenbergschule, wollen sechs Träger Kindern dabei helfen, Lerndefizite aufzuholen. Gerade im Distanzunterricht haben viele Schüler den Anschluss an ihre Lerngruppe verloren.

 Lockdown, Homeschooling, der Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunterricht haben Spuren hinterlassen. Viele Schulkinder haben in den vergangenen Monaten im Unterricht nicht mehr mithalten können. Die Stadt plant ein Projekt, das den Kindern helfen soll, wieder Anschluss zu finden.

Lockdown, Homeschooling, der Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunterricht haben Spuren hinterlassen. Viele Schulkinder haben in den vergangenen Monaten im Unterricht nicht mehr mithalten können. Die Stadt plant ein Projekt, das den Kindern helfen soll, wieder Anschluss zu finden.

Foto: dpa/Armin Weigel

Endlich sind Sommerferien. Nach dem Corona-Schuljahr sind Schüler, Eltern und Lehrer froh über die sechswöchige Pause. Dass der pandemiebedingte Lockdown von November 2020 bis März 2021 nicht nur belastend war, sondern auch einen deutlichen Einfluss auf die Lernentwicklung der Schüler hatte, habe sich nach der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts auch in den Schulen Kamp-Lintforts deutlich gezeigt. Damit die Kinder nicht den Anschluss verlieren, hat die Stadt sich um eine Förderung durch das Landesprojekt „Extra-Zeit zum Lernen“ beworben. Ende Mai wurden die Landesmittel beantragt. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass das Projekt schon nach den Sommerferien starten kann. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 222.000 Euro. Das Land habe signalisiert, 80 Prozent zu tragen. Die Stadt hat einen Eigenanteil von rund 45.000 Euro aufzubringen.

Eine Abfrage bei den Schulleitungen in Kamp-Lintfort hatte ergeben, dass „eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Schülern im Distanzunterricht den Anschluss an ihre Lerngruppe nicht halten konnte“, heißt es in einem eigens entwickelten Konzept. Neben inhaltlichen Lernrückständen hätten sich auch Schwierigkeiten in Arbeitsverhalten, Motivation und sozialer Eingebundenheit gezeigt. Die Unterstützung der Kinder tut Not. Peter Schiffler, ehemaliger Schulleiter der Grundschule am Niersenberg, ergriff die Initiative und gründete eine Arbeitsgruppe, die passend zum Förderprogramm des Landes das Konzept für eine trägerübergreifende Maßnahme für den Zeitraum vom 24. August 2001 bis zum 17. Juni 2022 entwickelte. „Er kennt als ehemaliger Schulleiter die Situation ja nur zu gut, seit zwei oder drei Jahren ist er zudem Vorsitzender des Ka-Liber-Kulturvereins“, erläuterte Dezernent Christoph Müllmann das Engagement, das man von Seiten der Stadtverwaltung in Kamp-Lintfort gerne unterstützt habe.

Die sechs Kooperationspartner sind die Begegnungsstätte der Awo Boegenhofstraße, der Verein CEC-Connect, die evangelische Kirchengemeinde Lintfort, der Jugendkulturverein Ka-Liber, die Kleine offene Tür Gestfeld und das SCI-Jugendcafé. „Extra-Zeit zum Lernen“ ist ein außerschulisches und freiwilliges Angebot, um Verpasstes nachzuholen. In Kamp-Lintfort sollen die Teilnehmer über die Schulen angesprochen und auch in Absprache mit den Schulen ausgewählt werden. Vorgesehen ist eine Gruppengröße von acht bis zehn Schülern. Die Besonderheit des vorgelegten Konzeptes sind die dezentralen Treffpunkte: Die Lernzeit soll in den Einrichtungen der beteiligten Träger stattfinden. Diese seien über das Stadtgebiet verteilt, so dass die Grundschüler das Angebot von der eigenen Wohnung aus auch fußläufig erreichen könnten.

Zur Zielgruppe gehören Grundschüler und Schüler der Sekundarstufe I mit deutlichen pandemiebedingten Lerndefiziten und einer Lern- und Bildungsferne, die sich während des Lockdowns ausgebildet oder noch weiter verstärkt habe. Die Maßnahme sei als offenes individualisiertes Lernangebot konzipiert. So stünden bei den Grundschülern die Förderung im Bereich Lesen und Schreiben, Deutsch und Mathematik im Vordergrund. Bei den älteren Schülern sei auch eine Begleitung bei der Berufswahlorientierung Bestandteil der Förderung. Da Kamp-Lintfort eine Stadt mit einem hohen Anteil an Familien mit Migrationshintergrund sei, stehe neben der fachlichen auch die sprachliche Förderung im Fokus.

„Sie wird je nach Standort einen nicht unerheblichen Anteil der Förderung ausmachen“, erläutern die Kooperationspartner im Konzept. Neben dem Lernen sieht es aber auch begleitende Angebote für die Schüler vor, die sich nach ihren Interessen und Bedürfnissen richten sollen. Vorgesehen seien zum Beispiel Exkursionen zum Kalisto-Tierpark oder zum Green Fab-Lab der Hochschule Rhein-Waal. Wie die Verwaltung berichtete, hofft man, unter den Studierenden der Hochschule und der Universität Duisburg das Betreuungspersonal für die Extra-Zeit zu finden.

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