Interview Christoph Landscheidt Pappelsee-Security in der Stadt im Einsatz

Bürgermeister will Stillstand in der Kamp-Lintforter Politik vermeiden. Er steht im Kontakt mit den Fraktionen.

 Christoph Landscheidt hat mit den Fraktionen vereinbart, dass man alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam vorbereitet, abstimmt und im Wege der Dringlichkeitsentscheidung auf den Weg bringt.

Christoph Landscheidt hat mit den Fraktionen vereinbart, dass man alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam vorbereitet, abstimmt und im Wege der Dringlichkeitsentscheidung auf den Weg bringt.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Herr Landscheidt, durch das Corona-Virus hat sich unser Alltag stark verändert. Wie läuft das Zusammenspiel im Rathaus?

Landscheidt Bei der Stadt Kamp-Lintfort gibt es 600 Beschäftige. Davon arbeiten etwa 200 im Rathaus und 30 in weiteren Außenstellen der Verwaltung. Hinzu kommen zum Beispiel noch die Beschäftigten im ASK, den Kitas, der Feuerwehr und der Mediathek. Nicht nur der direkte Kontakt zu den Bürgern, sondern auch untereinander ist stark eingeschränkt und erfolgt daher vorrangig per Telefon oder E-Mail. Besprechungen und Dienstreisen werden auf das unbedingt Notwendige beschränkt. Weiterhin haben wir den „No-Hands“-Codex eingeführt. Verstärkt wird im Homeoffice gearbeitet, vorrangig von Mitarbeitenden, die ihre Kinder betreuen müssen oder aufgrund von Vorerkrankungen einem besonderen Risiko ausgesetzt sind. Natürlich gibt es auch zusätzliche hygienische Maßnahmen (nicht nur) zum Schutz der Beschäftigten.

Es müssen ja wichtige politische Entscheidungen auf den Weg gebracht werden. Es sind aber alle Sitzungen abgesagt. Wie vermeiden Sie den Stillstand?

Landscheidt Ich stehe in engem Kontakt mit den Vorsitzenden aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen – per Telefon und E-Mail, wenn wir etwas gemeinsam beraten müssen, auch per Telefonkonferenz. Wir haben vereinbart, dass wir alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam vorbereiten, abstimmen und dann im Wege der Dringlichkeitsentscheidung auf den Weg bringen. Einen Stillstand in der Kamp-Lintforter Politik wird es nicht geben. Aus Sicherheitsgründen wollen wir auch auf die Sitzung des Hauptausschusses am 24. März verzichten.

Welche Vorhaben müssen die politischen Gremien dringend auf den Weg bringen?

Landscheidt Da gibt es so einiges: zum Beispiel die Rahmenplanung für das neue Stadtquartier Friedrich-Heinrich oder auch der integrierte Kita Bedarfs-und Schulentwicklungsplan. Auch müssen wir mit unseren Bebauungsplänen für den zweiten Bauabschnitt Volkspark und für den Rewe-Markt in der AltSiedlung weiterkommen. Außerdem stehen auch unsere Klimaschutzkonzepte auf der Tagesordnung. Das sind nur einige Beispiele.

Seit Montag gilt die Allgemeinverfügung. Wie setzen Sie im Alltag diese Verfügung durch? Wer überprüft, ob die Geschäfte tatsächlich geschlossen sind?

Landscheidt Unser Ordnungsamt hat schon eine Reihe von Kontrollen gemacht und den einen oder anderen Händler darauf hinweisen müssen, dass er sein Geschäft schließen muss. Auch sind einige Gruppen recht uneinsichtiger Jugendlicher aufgefallen. Aus diesem Grunde wird unsere Security seit Donnerstag nicht nur am Pappelsee sondern auch an anderen Stellen in der Stadt eingesetzt. In Einzelfällen werden unsere Ordnungskräfte von der Polizei unterstützt, um Platzverweise auszusprechen. Wir müssen das Versammlungsverbot konsequent durchsetzen, wenn wir eine allgemeine Ausgangssperre noch verhindern wollen. Die will keiner und die hätten wir dann den Uneinsichtigen zu verdanken.

Melden sich viele verunsicherte Bürger im Rathaus?

Landscheidt Gerade zu Beginn der Woche stand das Telefon in der Zentrale nicht still. Es gab insbesondere viele Anfragen zu geöffneten Geschäften und Einrichtungen. Mit der neuen strengeren Allgemeinverfügung und der klaren Regelung bzgl. der Rathausöffnung sind die Anfragen merklich zurückgegangen.

Wer jetzt Behördengänge zu erledigen hat, was hat der zu tun?

Landscheidt Die Mitarbeiter der Verwaltung sind selbstverständlich regulär im Dienst und weiterhin für die Bürger telefonisch und per E-Mail zu erreichen. Die Kommunikation kann entweder direkt mit den zuständigen Sachberarbeiter, wenn diese bekannt sind, oder unter Anruf bei der Telefonzentrale 0 28 42 912-0 oder per Mailanfrage über info@kamp-lintfort.de erfolgen. Die Kontaktdaten sind über die Homepage www.kamp-lintfort.de/de/inhalt/mitarbeiter-und-mitarbeiterinnen-a-z oder in der Fußzeile städtischer Anschreiben zu erfahren. Persönliche Termine mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung können nur in dringenden, unaufschiebbaren Angelegenheiten, die Ihr Erscheinen unbedingt erfordern, vereinbart werden.

Für wie viele Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen hat die Stadt eine Betreuung organisiert?

Landscheidt In den Schulen sind insgesamt 22 Kinder, in den Kitas zurzeit 27. Bei insgesamt ca. 3500 Kindern von U3 bis Klasse 6 ist die Quote also überschaubar.

Der Eröffnungstermin der Landesgartenschau wurde auf den 15. Mai verlegt. Es steht jedoch im Raum, dass die Laga erst 2021 stattfinden kann. Erhalten Sie im schlimmsten Fall Unterstützung vom Land Nordrhein-Westfalen?

Landscheidt Nachdem wir am Donnerstag verkünden mussten, dass der Eröffnungstermin zunächst auf den 15. Mai verschoben werden muss, bekomme ich natürlich viele Anfragen. Vieles kann ich beim besten Willen heute noch nicht beantworten. Alles hängt davon ab, wie sich die Corona Krise in den nächsten Wochen entwickelt. Selbst wenn die Laga verspätet eröffnet wird, ist schon jetzt zu befürchten bzw. abzusehen, dass wir erhebliche Einbußen bei den Einnahmen haben werden, weil nicht die erwartete Besucherzahl kommt. Das gilt erst recht, wenn wir die Laga auf 2021 verschieben müssten. Die Kosten für dieses Jahr kommen nicht rein und für 2021 entstünden erhebliche Zusatzkosten. Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass unsere zuständige Umweltministerin Ursula Heinen-Esser mir schon am Mittwoch in unserem Telefonat zugesagt hat, dass die Stadt Kamp-Lintfort nicht alleine auf einem potenziellen Schaden sitzen bleiben würde. Die Laga ist schließlich auch eine Veranstaltung des Landes, das deshalb auch finanzielle Verantwortung übernehmen will und muss.

Sind Ausgangssperren wie in anderen Städten schon ein Thema in Kamp-Lintfort?

Landscheidt Wir sind bislang gut damit gefahren, uns streng an die Erlasse des Landes zu halten. Ich halte nicht viel davon, wenn jedes Dorf und jede Stadt glaubt, sein eigenes Ding machen zu müssen. Ich baue immer noch auf die Vernunft und Einsicht der Menschen. Die Entscheidung wird wohl am Wochenende fallen. Wenn die Ausgangssperre kommt, werden wir sie konsequent umsetzen und kontrollieren. Dabei ist allerdings auch und vor allem in schwierigen Fällen die Polizei gefragt.

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