Konzert in Kamp-Lintfort Mit Herz und reif gebildetem Verstand

Kamp-Lintfort · Das Notos-Quartett besgierte unter dem Motto „Rondo alle Zingarese“ das Publikum im Schirrhof. Das vielfach ausgezeichnete Ensemble wurde 2007 gegründet.

 Grandios: das Notos-Quartet im Schirrhoff. 
  Foto: Prümen

Grandios: das Notos-Quartet im Schirrhoff. Foto: Prümen

Foto: Norbert Prümen

Die Kammerkonzert-Reihe der Stadt Kamp-Lintfort und der Sparkasse Duisburg ist für ihr hohes Niveau bekannt. Musikfreunde schätzen insbesondere die Highlights, die immer wieder ein bisschen Weltflair an den Niederrhein bringen. So auch im jüngsten Konzert, das mit dem Notos-Quartett eine der herausragenden Kammermusikformationen der Gegenwart präsentierte.

Das vielfach ausgezeichnete Ensemble wurde seit seiner Gründung im Jahr 2007 mit etlichen ersten Preisen und Sonderpreisen bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet und hat sich dank der virtuosen Brillanz und technischen Perfektion seines Spiels weltweit einen Namen gemacht. Neben den bekannten Meisterwerken der Literatur engagiert sich Notos vor allem für zeitgenössische Musik und Uraufführungen.

Im Pferdestall präsentierten Antonia Köster, Sindri Lederer, Andrea Burger und Philip Graham unter dem Titel „Rondo alla Zingarese“ Werke von Mahler, Mozart und Brahms. „Mahler war nicht nur ein großer Sinfoniker, sondern er hat auch Kammermusik komponiert, was ganz vergessen worden ist“, erklärte der Künstlerische Leiter Alexander Hülshoff. In der Tat dürfte der Quartettsatz a-Moll, der nur als Partitur-Niederschrift erhaltene Kopfsatz eines später verlorengegangenen Jugendwerks des Komponisten, für viele Besucher im gut gefüllten Saal eine Neuentdeckung gewesen sein. Schon in diesem Auftakt bewies das Notos-Quartett sein außergewöhnliches Können, sowohl im ausgefeilten und sorgsam durchstrukturierten Zusammenspiel als auch in der jeweils eigenen Meisterschaft der vier Musiker.

Dem schmerzlichen, etwas düsteren Tonfall, den das Quartett so bewegend zu vermitteln wusste, dass man gern auch die weiteren Sätze gehört hätte, setzte es Mozarts Klavierquartett KV 493 gegenüber. Für dessen Interpretation hatte Mozart sich Musiker gewünscht, „die außer der erforderlichen beträchtlichen Geschicklichkeit ein Herz und einen für Musik sehr reif gebildeten Verstand haben“. An der Interpretation des Notos-Quartetts hätte er wohl seine Freude gehabt. Das saftig rauschende Finale bildete Brahms’ berühmtes Opus 25, das durch ausgefeilte Agogik und eine wunderbare Balance zwischen Streichern und Klavier, wie sie nur wenigen Quartetten gelingt, überzeugte. Grandios! Für den rhythmischen Applaus bedankte Notos sich mit einem Wiener Caféhaus-Schmankerl und verabschiedete das begeisterte Publikum mit Fritz Kreislers „Liebesleid“ beschwingt in den Abend.

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