Kritik aus Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn Politiker fordern ein Ausstiegsszenario aus dem Kiesabbau

Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn · Die Grünen in Kamp-Lintfort und die SPD in Neukirchen-Vluyn kritisieren die neue Entwurfsplanung im Regionalplan Ruhr. Widerstand formiert sich.

 Die Karte zeigt die vorgeschlagenen Kiesbereiche am Flugplatz Saalhoff.

Die Karte zeigt die vorgeschlagenen Kiesbereiche am Flugplatz Saalhoff.

Foto: Anja Katzke

„Wir brauchen ein Ausstiegsszenario aus dem Kiesabbau“, fordert Bündnis 90 / Die Grünen in Kamp-Lintfort. Die Mitglieder des Ortsverbandes seien sich einig, dass es so nicht mehr weitergehen könne, wie es der Entwurf des Regionalplans vorschlägt (RP berichtete). „Wir verlieren eine gewachsene Natur- und Kulturlandschaft und tauschen sie gegen eine Wasserwüste mit ihren Nachteilen ein“, kritisiert Linda Wiedemann, Sprecherin des Grünen Ortsverbandes in Kamp-Lintfort, den neuen Entwurf.

Das Heraufsetzen der Vorsorgezeiträume für Sand und Kies von 20 auf 25 Jahre durch die Düsseldorfer Landesregierung im Landesentwicklungsplan habe zur Konsequenz, dass der RVR im zweiten Planentwurf nochmal 20 Prozent mehr Kiesabbauflächen habe ausweisen müssen. „Im gesamten Kreis Wesel summiert sich dies auf über 1200 Hektar“, hat Linda Wiedemann ausgerechnet. „Allein die abenteuerliche Planung rund um den Flughafen in Saalhoff zeigt, dass kaum noch Flächen vorhanden sind“, interpretiert die Vorsitzende des Ortsverbandes den aktuellen Vorschlag.

„Liest man die Sitzungsunterlagen, dann wird klar, dass es keine Freiflächen rund um Kamp-Lintfort mehr gibt, über die man in Essen nicht zumindest nachgedacht hat“, teilt Wiedemann mit. Ebenso dramatisch sei der Blick in die Nachbarkommunen: Denn Neukirchen-Vluyn, Alpen und Rheinberg stünden ebenfalls mit mehreren hundert Hektar im Regionalplan. In vielen Gesprächen mit den Bürgern nehme man, so die Grünen, aber die Sorge um einen Verlust von landwirtschaftlichen Flächen und um die Sicherheit des Grund- und Trinkwassers wahr. Andreas Köhler, der die Kamp-Lintforter Grünen im Umweltausschuss vertritt, fordert: „Recycling und alternative Baustoffe müssen, auch von der Stadt Kamp-Lintfort, gefördert werden.“

Auch die Bedarfsermittlung selbst müsse dringend auf den Prüfstand. „Sie läuft vollkommen aus dem Ruder“, so die Grünen in einer Pressemitteilung. Sie sind in Sorge, dass mit dem Regionalplan Fakten geschaffen werden könnten, noch bevor die Klage des Kreises Wesel und der beteiligten Kommunen gegen die Bedarfsermittlung überhaupt in einem Gerichtstermin verhandelt worden sei. Auch in Neukirchen-Vluyn regt sich der Widerstand: „Das, was nun auf Neukirchen-Vluyn und die umliegenden Städte zukommt, sprengt alle bisher bekannten Dimensionen. Hier wird die niederrheinische Landschaft zerstört, die weitere Entwicklung Neukirchen-Vluyns eingeschränkt sowie künftige Freizeit- und Tourismusgebiete verhindert“, kritisiert die SPD-Ortsverbandvorsitzende Elke Buttkereit.

Das Ziel der Landesregierung müsse aber sein, Alternativen zum Kiesabbau zu finden, zu fördern und zu unterstützen. In einer Pressemitteilung unterstreicht die SPD Neukirchen-Vluyn die im Stadtrat beschlossene Resolution gegen den Kiesabbau und verspricht, gemeinsam mit der Bürgerinitiative Widerstand leisten zu wollen.

(aka )
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