Ausstellung in Kamp-Lintfort Fremd ist der Fremde nur in der Fremde

KAMP-LINTFORT · Neubürger aus verschiedenen Ländern haben fotografisch erkundet, was ihnen an Deutschland fremd erscheint. Die Ergebnisse sind in der Mediathek zu sehen.

Bei der Ausstellungseröffnung: (von links): Atena Dolatkhah aus Iran, Malek Mamo (Syrien), Mohammad Saleh Hazrati (Iran), Jetro Gonzales Frias (Spanien), Joshue Kiama (Kongo).

Bei der Ausstellungseröffnung: (von links): Atena Dolatkhah aus Iran, Malek Mamo (Syrien), Mohammad Saleh Hazrati (Iran), Jetro Gonzales Frias (Spanien), Joshue Kiama (Kongo).

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Unter dem Titel „Fremdes in der Stadt“ gibt es seit Montag in der Mediathek Kamp-Lintfort eine inhaltlich höchst interessante Fotoausstellung zu erleben. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines VHS-Kurses der Gemeinschaftsvolkshochschule Moers und Kamp-Lintfort, an dem sich unter der Leitung von Dozentin Christiane David und Mitwirkung des auch für diese Zeitung freiberuflich arbeitenden Fotografen Marcus Koopmann fünf Neubürger in der Hochschulstadt aus Spanien und Syrien, dem Kongo, Iran und Irak beteiligten.

„Was ist uns fremd?“, lautete die Ausgangsfrage an die mit nicht deutschen Wurzeln zugewanderten Menschen. Aus Sicht der Einheimischen haben diese teils viel Fremdes an sich und tragen teils viel Fremdes in sich. Doch wie sieht es umgekehrt aus? Was ist ihnen, den Zugewanderten, in der Stadt, an den Häusern, auf den Plätzen und Straßen, den Geschäften und den Alltagsgegebenheiten fremd? Dieser spannenden Frage gingen Atena Dolatkhah (Iran), Jetro Gonzales Frias (Spanien), Mohammad Saleh Hazrati (Irak), Joshue Kiama (Kongo) und Malek Mamo (Syrien) rund fünf Monate lang fotografisch nach. Entstanden sind viele Fotografien, aufgenommen allesamt mit Handys, von denen knapp 30 in der besagten Ausstellung nun zu sehen sind.

„Auf den ersten Blick sehen unsere Bilder banal aus“, sagt Kiama. „Für die Bevölkerung hierzulande ist das, was wir abbilden, völlig normal. Doch bei uns zu Hause sind diese Dinge teils nicht existent, teils sogar verboten. Diese Sichtweise haben wir in unseren Fotos beispielhaft dokumentiert, um den Deutschen zu zeigen, was für uns hier fremd ist.“ Auch der aus Spanien stammende Gonzales Frias, erst zehn Monate in Kamp-Lintfort lebend, sehr gut Deutsch sprechend und eine Ausbildung zum Maler und Lackierer machend, hat mit einem Autobahn- und einem Nebelfoto den Unterschied zwischen seinem Land und Deutschland auf den Punkt gebracht: „Bei uns gibt es eine Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen, hier nicht; wir in Andalusien haben keinen Nebel, hier gibt es ihn.“

Die Ausstellung ist zwar als Wanderausstellung konzipiert – nach der Mediathek wandert sie ins Diesterweg-Forum –, doch hätte dem Erscheinungsbild der Präsentation gut mehr Kreativität und Leidenschaft zu Gesicht gestanden. Der überwiegende Teil der Fotos hängt namen- wie titellos und unbeschriftet an dichtgedrängten Stelltafeln, der Rest steht wie nicht dazugehörig angelehnt auf einem hohen Wandregal und die Legende, wer nämlich welches Foto gemacht hat, steht wie unbeteiligt an einer ganz anderen Stelle im Gang.

Die Ausstellung ist bis zum 20. Dezember in der Mediathek (Freiherr-vom-Stein-Straße 26, Kamp-Lintfort) zu sehen: montags und dienstags sowie donnerstags und freitags von 14.30 bis 18 Uhr, dazu dienstags, donnerstags und samstags von 10 bis 13 Uhr. Eintritt frei.

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