Soziales in Kamp-Lintfort Netzwerk informiert über das Thema Verwahrlosung

Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe entwickelte eine Informationsbroschüre, die sich nicht nur an Fachpersonal, sondern auch an Angehörige und Nachbarn richtet. Die Ursachen für eine Verwahrlosung sind vielfältig.

 Jeannette Fritz (links) stellt mit dem Ersten Beigeordneten Christoph Müllmann und weiteren Mitstreitern die Info-Broschüre vor.

Jeannette Fritz (links) stellt mit dem Ersten Beigeordneten Christoph Müllmann und weiteren Mitstreitern die Info-Broschüre vor.

Foto: Anja Katzke

Die Zahl der Menschen, die in ihrem Alltag mehr und mehr verwahrlosen, steigt auch in Kamp-Lintfort an. 30 Fälle haben Jeannette Fritz und ihre Kollegen im städtischen Sozialamt in den vergangenen zwei Jahren verzeichnet. „Die Tendenz ist steigend“, sagt sie und rechnet mit einer hohen Dunkelziffer von Menschen, die durch eine Verwahrlosung bedroht sind.

Die Ursachen seien vielfältig, betont sie. Einschneidende Ereignisse wie der Verlust von Angehörigen oder des Arbeitsplatzes, Suchterkrankungen, psychiatrische Erkrankungen oder eine Pflegebedürftigkeit können Gründe dafür sein. Um nicht nur in solchen Fällen der Verwahrlosung frühzeitig entgegenzuwirken, hat sich im Herbst 2019 auf Initiative von Jeannette Fritz ein interdisziplinäres Netzwerk in Kamp-Lintfort gegründet, das im Kreis Wesel einmalig ist und in dem Vertreter unterschiedlicher Einrichtungen zusammenarbeiten: Neben dem Sozialamt sind das Ordnungsamt, Pflegedienste, alle Wohlfahrtsverbände, der sozialpsychiatrische Dienst sowie Wohnungsgesellschaften wie die Grafschaft eingebunden.

Die Vernetzung soll dazu beitragen, die Hilfe für die betroffenen Menschen besser zu organisieren. „Denn es reicht nicht aus, die Wohnung der Leute nur einmal gründlich aufzuräumen“, erläutert Jeannette Fritz. Es handele sich um Patienten, die fachliche Hilfe benötigten. Das neu gegründete Netzwerk nutzte im letzten Jahr zunächst die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. In einem zweiten Schritt fassten die Mitglieder ihr gesamtes Wissen über das Thema zusammen, um es anderen zugänglich zu machen. Entstanden ist eine Informationsbroschüre, die nicht nur für die Mitarbeiter in Einrichtungen gedacht ist, sondern für Angehörige, Nachbarn oder Ärzte, die eine Verwahrlosung feststellen. Diese entwickele sich oft unbemerkt über einen längeren Zeitraum. „Wir möchten gerne vor allem auch die Nachbarn sensibilisieren“, erläutert Jeannette Fritz den Sinn der Informationsbroschüre. In einem nächsten Schritt soll im Netzwerk eine Arbeitshilfe für die handelnden Personen entwickelt werden, damit sie auf die jeweils individuelle Situation der Betroffenen eingehen können. Der Flyer, der im Rathaus ausliegt, listet auch Ansprechpartner auf.

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