Landesgartenschau 2020 Mit Gästeführern die Laga-Parks erkunden

Schon sechs Mal führte Gästeführer Uwe Bleck kleine Gruppen über das Laga-Gelände. Der 68 Jahre alte Rayener ist einer von insgesamt 120 ehrenamtlichen Gästeführern. Sie wurden von der Laga-GmbH für diese Einsätze geschult.

  Gästeführer Uwe Bleck überrascht die Landesgartenschau-Besucher mit vielen Geschichten und Anekdoten über Kamp-Lintfort und die Parks.

 Gästeführer Uwe Bleck überrascht die Landesgartenschau-Besucher mit vielen Geschichten und Anekdoten über Kamp-Lintfort und die Parks.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Uwe Bleck kennt sich gut aus in der Geschichte Kamp-Lintforts. Wenn der ehrenamtliche Gästeführer mit Besuchern über das Areal der Landesgartenschau streift, erzählt er zum Beispiel, wie sich Winston Churchill und Dwight D. „Ike“ Eisenhower am 25. März 1945 im Garten des Casinos an der Friedrich-Heinrich-Allee trafen, um am Ende des Zweiten Weltkrieges die Rheinüberquerung der Alliierten zu besprechen. Es existiert ein Bild, auf dem sich der englische Premierminister gerade eine Zigarre anzündet, während der amerikanische General, der von 1953 bis 1961 Präsident der USA sein sollte, nachdenklich auf einen Tisch mit Karte schaut.

Beide seien damals auf den großen Förderturm des Bergwerkes „Friedrich Heinrich“ hinaufgestiegen, um zu sehen, wo ihre Truppen auf die rechte Rheinseite wechseln sollten, erzählt Bleck. Nun ja. Beide sollen ja in ihrer Jugend sportlich gewesen, der englische Premierminister als Fechter und Poloreiter, der amerikanische Präsident als Footballspieler. Doch die Geschichte vom Aufstieg auf den Förderturm sei dann wohl, so der Gästeführer, mehr eine Legende, die genauso wenig stimme wie die, Churchill habe einmal auf die Frage, warum er ein so hohes Alter erreicht habe, obwohl er Zigarrenraucher sei, geantwortet: „No Sports“. Uwe Bleck erzählt diese Geschichte über die bekanntesten Besucher Kamp-Lintforts mit einem Augenzwinkern, – um dann zu betonen, der große Förderturm sei erst 1957 in Betrieb gegangen, also zwölf Jahre nachdem Churchill und Eisenhower in Kamp-Lintfort waren.

Für ihn transportiert diese Geschichte etwas, das sich kaum anders beschreiben lässt: die großartige Rundumsicht in eine Stadt und eine niederrheinische Landschaft mit viel Grün. „Die Plattform ist 63 Meter hoch, der Turm insgesamt 70 Meter“, beschreibt Uwe Bleck den Förderturm, der jetzt nach Voranmeldung für kleine Gruppen öffnet. „Der Blick vom Turm ist ein Erlebnis.“ Sechs Gruppen hat der 68 Jahre alte Rayener in den vergangenen zweieinhalb Wochen das Laga-Gelände gezeigt. Er ist darin geübt: Seit 14 Jahren bringt der Rayener Feuerwehrleuten Städte wie Hamburg, München oder Heidelberg näher, wenn er für sie Bustouren organisiert. Einige Wochen war es unsicher, ob er überhaupt in Kamp-Lintfort zum Einsatz kommen würde.

Von Dezember bis Mitte März war er an acht Seminartagen von der Laga-GmbH zum Gästeführer ausgebildet worden. Kurz nach dem Kursende begann am 23. März, also zwei Tage vor dem 75. Jahrestag des Besuchs der bekanntesten Gäste, das Kontaktverbot. Die Laga-Eröffnung wurde um zweieinhalb Wochen auf den 5. Mai verschoben und Gruppenführungen waren zunächst verboten. „Sie sind jetzt wieder erlaubt“, sagt Uwe Bleck. „Allerdings dürfen die Gruppen höchstens aus fünf Gästen bestehen. Ich weise auf den Corona-Abstand hin. Die meisten Gruppen, die sich im Vorfeld angemeldet haben, hatten ihren Besuch verschoben. Leider. Zu Landesgartenschauen kommen für gewöhnlich viele Gruppen in Reisebussen, aber diesmal müssen sie noch warten. In der Coronazeit ist Reisen mit Reisebussen aktuell noch nicht wieder erlaubt.“

Die 50 Personen, die in einem vollen Reisebus sitzen würden, wären nach der Laga-Planung in drei Gruppen geführt worden. „20 Gäste sollten die Obergrenze sein“, blickt der Gartenfreund zurück. „Dann hätte ich noch alle im Blick gehabt.“ Der Blick ist dem einstigen Maschinenbau-Universalschleifer wichtig, der früher in seinem Handwerksbetrieb in Rayen Messer schliff und Gartengeräte verkaufte. Wenn Besucher interessiert sind, erzählt er schon einmal einige Sätze mehr. „Ich könnte mehrere Stunden berichten“, sagt der Gästeführer. „Aber niemand kann so viel Information aufnehmen. Deshalb reduziere ich, vor allem bei Zahlen.“ So gestaltet er jede Führung etwas anders, nachdem er zum Start kurz fragt, woher die Gäste kommen und wie die Anreise war. Dabei ist er auf drei verschiedenen Führungen vorbereitet. Bei der normalen Führung zeigt er Gästen eineinviertel Stunde lang das Laga-Gelände an der Friedrich-Heinrich-Allee.

Bei der doppelten Führung bringt er ihnen auch die Laga-Fläche rund um das Kloster Kamp näher. Außerdem bietet er an, beide Gelände mit einem Spaziergang über den Wandelweg zu verbinden, was inklusive der Führungen drei bis dreieinhalb Stunden dauert. Anschließend fragt er die Gäste, die aus Bielefeld oder Aachen genauso kommen können wie aus Moers oder Neukirchen-Vluyn, welchen Eindruck sie mitnehmen. „So grün haben wir es uns am Rande des Ruhrgebiets nicht vorgestellt. Wir sind überrascht, positiv überrascht“, sind typische Antworten. Das freut den ehrenamtlichen Gästeführer, dem die Passion anzusehen ist, Gästen die Landesgartenschau näher zu bringen.

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