Musiktalent in Kamp-Lintfort „Mit der Gitarre drücke ich Emotionen aus“

KAMP-LINTFORT · Auf Bundesebene erhielt Jan Christopher Heßling zum zweiten Mal einen zweiten Preis beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Er fängt im Oktober sein Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen an.

 Jan Christopher Heßling und sein Dozent Martin Begall, Leiter der Musikschule in Kamp-Lintfort (rechts).

Jan Christopher Heßling und sein Dozent Martin Begall, Leiter der Musikschule in Kamp-Lintfort (rechts).

Foto: Norbert Prümen

Als Jan Christopher Heßling sechs Jahre alt war, kaufte er sich auf einem Flohmarkt in Vluyn seine erste Gitarre. „Sie hat vier Euro gekostet und war von Ikea“, erzählt der heute 18 Jahre alte Kamp-Lintforter. „Sie war unspielbar, weil der Abstand der Saiten zum Griffbrett zu groß war. Ich wollte unbedingt Gitarre spielen. Mit sieben Jahren habe ich an der Kamp-Lintforter Musikschule angefangen, mit einer dort ausgeliehenen Gitarre“, erzählt er. Schnell zeigte sich sein musikalisches Talent. „Ich leite seit 30 Jahren die Musikschule Kamp-Lintfort“, sagt Martin Begall über den jungen Gitarristen, den er seit 2013 unterrichtet. „Ich habe noch nie ein solch außergewöhnliches Talent spielen gehört.“

Das außergewöhnliche Talent sehen auch andere Musiker. Beim letzten Musikwettbewerb „Jugend musiziert“ 2021 holte Christopher, wie er von Freunden genannt wird, bei den Gitarristen in seiner Altersklasse einen zweiten Preis auf Bundesebene, wie auch beim vorletzten Wettbewerb 2018. „Ich kann mit einer Gitarre meine Emotionen ausdrücken“, sagt der junge Gitarrist. „Ich kann den Ton über die Saite noch nachträglich verändern. Das macht Spaß. Bei anderen Instrumenten funktioniert das nicht. Bei einem Klavier kann ich zum Beispiel nur über die Taste mit einem Hämmerchen eine Saite anschlagen. Eine Gitarre berührt mich, ein Klavier nicht“, erläutert er.

Schon mit acht Jahren entdeckte er seine Liebe zur Barockmusik von Johann Sebastian Bach, die noch immer in ihm brennt. Zum Beispiel spielt er das Arioso BWV 156 so virtuos und glanzvoll, als sei es vom Barockkomponisten nicht für Orgel komponiert worden, sondern für Gitarre. „Bei der Musikschule durfte er schon früh sagen, welche Stücke er am liebsten spielt“, sagen seine Eltern Sabine und Heinz Heßling. „Das war gut für seine Entwicklung.“

Mit dieser ging es weiter voran, als er im Dezember 2016 mit 13 Jahren an der Kölner Musikhochschule, Standort Wuppertal, von Professor Alfred Eickholt unterrichtet wurde. Den Kontakt hatte Martin Begall vermittelt, der selbst an der Kölner Musikhochschule studiert hatte. Um die Fahrzeiten zu verkürzen, wechselte er im Oktober 2018 mit 15 Jahren als Jungstudent zur Folkwang Universität der Künste nach Essen. Dort erhält er Einzelunterricht bei Professor Tomasz Zawierucha, parallel zum Einzelunterricht bei Martin Begall. Die Zeit in der Musikschule neigt sich dem Ende zu, weil Christopher am 11. Oktober als Vollstudent an der Folkwang Universität der Künste in Essen beginnt, nachdem er im Frühsommer sein Abitur am Georg-Forster-Gymnasium bestanden hatte. Er hatte die Leistungskurse in Mathematik und Physik belegt. Musik wurde als Leistungskurs nicht angeboten. Seine Aufnahmeprüfung an der FUdK hat Jan Christopher mit Bravour bestanden“, freuen sich die Eltern.

Heßling nimmt ein Studium der Musikpädagogik sowie der Gitarre auf. Auch Schlagzeug und Klavier hat er mittlerweile gelernt, obwohl seine Liebe der Akustikgitarre gehört. Für diese komponiert er sogar einige Stücke, die in der Tradition der Barockmusik stehen, von denen einige beim Wettbewerb „Jugend komponiert“ ausgezeichnet wurden. „Mein Repertoire reicht von der Musik der Renaissance wie zum Beispiel von John Dowland bis zum Pop von Ed Sheeran“, sagt der zukünftige Student. In fünf bis sechs Jahren will er sein Studium mit einem Master abschließen, um darauf einen Exzellenzstudiengang aufzubauen. „Dann will ich Dozent an einer Musikschule oder einer Musikhochschule werden“, blickt Christopher in die Zukunft, der als Einzelkünstler, im Ensemble und mit einer Popband Bühnenerfahrung gesammelt hat.

„Ich liebe es, meine Liebe zur Musik bei Konzerten weiterzugeben. Aber als freiberuflicher Musiker zu überleben, ist schwierig. Es gibt nur eine sehr kleine Szene, die hart umkämpft ist“, sagt er.

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