Kultur in Kamp-Lintfort Menschenbilder aus Holz und in Öl

Kamp-Lintfort · Die Galerie Schürmann präsentiert ab Samstag die Werke von Anja Weinberg im Gewölbekeller des Zentrums Kloster Kamp. Eröffnung: Samstag.

 Anja Weinberg stellt im Gewölbekeller im Kloster Kamp aus. Foto: Norbert Prümen

Anja Weinberg stellt im Gewölbekeller im Kloster Kamp aus. Foto: Norbert Prümen

Foto: Norbert Prümen (nop)

Ein tiefer Riss durchzieht den Stamm und damit das Gesicht, das Bildhauerin Anja Weinberg aus dem Holz heraus gesägt hat. Er gibt bildlich das frei, was sich unter der Oberfläche befindet: das Fragile und Zerbrechliche. Der Riss gibt dem Porträt aus Holz Charakter. Der Blick unter die Oberfläche, die Frage, was dahinter steckt, ist das, was die Künstlerin aus Wesel in ihrem Schaffen interessiert und fasziniert. 2016 stellte sie ihre Arbeiten zuletzt in Kamp-Lintfort aus, im Kunstschaufenster der Galerie Schürmann. Ab Samstag präsentiert sie unter dem Titel „Mixtion“ neue Werke im Gewölbekeller des Klosters Kamp.  Es handelt sich um eine erneute Kooperationsausstellung von Galerie Schürmann und Zentrum Kloster Kamp.

Anja Weinberg hat jedoch nicht nur ihre Figuren und Skulpturen mitgebracht. Erstmals zeigt sie in Kamp-Lintfort auch neue Leinwandarbeiten, die sie von September bis Dezember 2018 in Lüneburg als Stipendiatin der dortigen Sparkassen-Stiftung geschaffen hat. „Ich durfte dort malen, das hatte ich mir so sehr gewünscht“, schwärmte sie am Donnerstag im Gewölbekeller.

Die Malerei war für sie  in den vergangenen Jahren hinter die Bildhauerei zurückgetreten, erzählt die Künstlerin. Mitgebracht hat sie großformatige Porträts von jungen, androgyn wirkenden Menschen. Ihre Gesichter sind blass und ausdrucksschwer. Anja Weinberg lässt sich von „Bedeutungsbildern“ inspirieren. „Es sind Themen, die mich bewegen und in einem zeitgenössischen Kontext stehen“, erläutert die Künstlerin. 18 Arbeiten auf Leinwand zeigt sie in der Ausstellung im Gewölbekeller, die meisten sind in Öl gemalt. Von einem Studienbesuch nach Travemünde brachte Anja Weinberg die Idee zu ihren See-Bildern mit. Sie zeigen tosende Wellen mit schiffbrüchigen Flüchtlingen, die auf Rettung hoffen. Doch die ist am Horizont nicht zu sehen.

Auch ein Thema, das die Malerin und Künstlerin bewegt: Fremde Kulturen, die in Deutschland Zuflucht suchen. Passend dazu zeigt sie ihre Afrika-Serie. Die aus Fichte und Tanne gesägten Holzfiguren zeigen Menschen mitten aus dem Leben: der jungen Mann mit der Kapuze auf dem Kopf, die Frau im blauen Kleid mit einer goldenen Kugel in der Hand, die Nonne mit einem großen Kreuz auf dem Gewand. Der Mensch steht immer im Mittelpunkt ihres Schaffens. Das zeigt auch eine kleinformatige Serie, die die Frage nach der Identität stellt. Zu sehen sind Körper ohne Gesichter.

Ganz neu beschäftigt sich Anja Weinberg mit dem Thema Ornamente. „Ich habe  mich gefragt, warum sich so viele Menschen tätowieren lassen“, erzählt sie. „Da war ich ganz schnell beim Thema.“ Gleichzeitig fühlt sie sich auch an Kirchenfenster erinnert. Die verzierten Formen finden sich nicht nur auf dem Dekolletee einiger ihrer Holz-Skulpturen, sondern auch auf Leinwand gemalt und mit einem Kunstharz auf Hochglanz gebracht zum Beispiel. Beeindruckend das Bild eines Jungen, der aus einer Flut von Ornamenten aufzusteigen scheint. Obwohl sie wie gedruckt wirken, sind sie  aus mehreren aufgesprühten Farbschichten entstanden, berichtet die aus Wesel stammende Künstlerin. Der Junge aus dem Bild findet sich in der Ausstellung übrigens noch einmal wieder: als weiße Holzskulptur. Für Anja Weinberg ist das Thema Ornamente noch nicht  ausgeschöpft. Sie wird diese Form der Malerei noch weiter ausloten. In der Ausstellung sind 27 Skulpturen und 18 Gemälde zu sehen.

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