Straßenbau in Kamp-Lintfort Mehrheit für Umbau der Heinrichstraße

Kamp-Lintfort · Zahlreiche Bürger nahmen am Dienstag an der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung teil. Viele machten sich für den Erhalt der Lindenbäume stark. Das Gremium folgte jedoch mehrheitlich dem Vorschlag der Verwaltung.

 Der geplante Umbau der Heinrichstraße war Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung.

Der geplante Umbau der Heinrichstraße war Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung.

Foto: Norbert Prümen

Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses haben sich am Dienstag mehrheitlich für die bauliche Neugestaltung von Heinrich- und Schulstraße ausgesprochen. Das hat zur Folge, dass die Linden, die die Straße seit Jahrzehnten prägen, für das Bauvorhaben weichen müssen und künftig durch Amberbäume ersetzt werden. Lediglich die Grünen erteilten dem Vorhaben eine Absage: „Was wir heute machen, ist in Anbetracht der Klima-Situation aus der Zeit gefallen: Verkehr vor Klima“, betonte Fraktionssprecher Johannes Tuschen und erntete den Applaus der Zuhörer, die wie schon im Umweltausschuss ins Rathaus gekommen waren, um die politische Diskussion mitzuerleben. Johannes Tuschen begründete sein Nein zur Planung damit, dass die Mehrheit der Linden noch nicht krank seien. „Wir hätten uns vorstellen können, die Straße zu erneuern und gleichzeitig die gesunden Linden zu retten.“ Doch Dezernent Martin Notthoff sei nicht bereit gewesen, ein weiteres Gutachten einzuholen, klagte er.

Die SPD machte bereits vor der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung in einem Pressegespräch deutlich, dass „Straßensanierung nicht an falsch verstandenem Umweltschutz“ scheitern dürfe. Dass im Rahmen der Maßnahme das Straßenbegleitgrün zunächst entfernt werden müsse, sei bedauerlich. „Wir Politiker müssen aber abwägen, ob die Heinrichstraße der richtige Ort ist, den Klimawandel anzugehen“, erklärte Ausschussvorsitzender und SPD-Fraktionschef Jürgen Preuß. Bittere Tatsache sei, dass die Straße saniert werden müsse. „Und wenn wir die Verkehrswende ernst meinen, müssen wir die Straßen so gestalten, dass sich alle Verkehrsteilnehmer dort gleichberechtigt bewegen können. Dass der Zustand der Heinrichstraße desolat ist, bestätigte in der Sitzung ein von der Stadt beauftragter Gutachter. „Die Straße ist sehr kaputt, insbesondere der Unterbau. Dort ist es nicht mit kosmetischen Maßnahmen getan“, erklärte der Gutachter. Sowohl Rad- als auch Gehwege seien zu schmal. Es fehle die barrierefreie Gestaltung. In der Diskussion, ob denn wirklich alle Linden gerodet werden müssten, verwies die Stadtverwaltung auf ein Konzept zur Straßenbaumerneuerung, das bereits 2012 von Rat einstimmig beschlossen worden war. Seit der Erstellung dieses Konzeptes wurden die Straßenbäume in 20 Straßenzügen erneuert. Zuletzt sei in der Königstraße die Neupflanzung erfolgt. 2017 habe man eine Aktualisierung des Konzeptes unter Mitwirkung des Sachverständigenbüros vornehmen lasse. Die Heinrichstraße sei schon 2012 mit einem Handlungsbedarf innerhalb von zwölf Jahren eingestuft worden. Die voraussichtliche Erhaltung am Standort sei mit bis zu zehn Jahre eingeschätzt worden. Zudem sei darauf hingewiesen worden, dass aufgrund der zu kleinen Baumscheiben eine Baumerneuerung erst nach einer Sanierung der Straße sinnvoll erscheine. Ähnlich sei die Heinrichstraße im aktualisierten Konzept eingeordnet worden. Das Vorhaben stieß nicht bei allen Bürgern im Ratsaal auf Verständnis: „Es braucht Jahre, so einen Baum zu ersetzen. Die Linden sind wertvolle Bäume, auf die wir angewiesen sind“, erklärte ein Bürger. Andere baten das Gremium, die gesunden Bäume stehen zu lassen und das Konzept zu überdenken. Anwohner der Heinrichstraße verwiesen hingegen auf den desolaten Zustand der Straße.

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