Hilfe in Kamp-Lintfort Kleiderkammer wird zur Tauschbörse

Am Montag durfte auch die Kleiderkammer an der Eichendorffstraße in Kamp-Lintfort wieder öffnen. Während des Shutdowns haben Michael Hirsch und sein Team ein neues Konzept für die Einrichtung entwickelt.

 Michael Hirsch (Mitte), Melanie Dickmann (links) und Gabriele Müller zeigen die Räume der Tauschbörse.

Michael Hirsch (Mitte), Melanie Dickmann (links) und Gabriele Müller zeigen die Räume der Tauschbörse.

Foto: Anja Katzke

Ordentlich gestapelt liegen Kinderpullis, T-Shirts und Hosen in den Regalen. Im Raum nebenan hängen Jacken zur Auswahl, auch Kinderschuhe in allen Größen stehen parat und warten auf Kundschaft. Auch die Kleiderkammer an der Eichendorffstraße musste im März wegen der Corona-Krise Wochen lang für den Publikumsverkehr schließen. Michael Hirsch und sein ehrenamtliches Helferteam ließen die Zeit nicht ungenutzt verstreichen. Sie räumten nicht nur die rund 50 Quadratmeter große Kammer auf und sortierten Kleidung aus, sondern entwickelten auch ein neues Konzept. „Kleiderkammer klingt so altbacken“, findet Michael Hirsch, der für das städtische Jugendamt tätig ist und mit der Koordination des Angebotes beauftragt ist. Am Montag durfte die Einrichtung, die sich im Keller des Allgemeinen Sozialen Dienstes an der Eichendorffstraße 3 befindet, wieder für die Kundschaft in Kamp-Lintfort öffnen – und zwar unter einem neuen Namen: „Die Börse – Tauschbörse für Kinderkleidung“.

„Wir bieten ab sofort ausschließlich Bekleidung für Kinder ab dem Babyalter an. Wir wollen ja den anderen Börsen keine Konkurrenz machen“, erläutert der Koordinator. Die Kleiderkammer gibt es in Kamp-Lintfort bereits seit 15 Jahren. Sie war zunächst im Keller des Alten Rathauses untergebracht und richtete sich in den ersten Jahren nur an bedürftige Menschen. Seit fünf Jahren liegt sie an der Eichendorffstraße – und tut noch immer Not. „Unser Problem ist, dass sie leider in der Stadt zu wenig bekannt ist“, erklärt Michael Hirsch. Der gelernte Informatiker stieß über die soziale Arbeit zum Jugendamt in Kamp-Lintfort. Seit mehreren Jahren begleitet er im Auftrag des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) Jugendliche in unterschiedlichen Gruppen. Während des Shutdowns betreute Hirsch die ihm anvertrauten Jugendlichen, die Hilfe und Unterstützung benötigen, eins zu eins. Beim Lernen zum Beispiel, aber auch in der Freizeit. „Wir wollten den Kontakt nicht abbrechen lassen“, sagt er.

Neu: Die Tauschbörse richtet sich ab sofort an alle, die gut erhaltene Kinderkleidung benötigen oder abzugeben haben: „Die Besucher können ihre Kleider hier gegen andere eintauschen. Kinder tragen ihre Sachen ja oft nicht länger als ein paar Monate, und dann sind sie schon wieder raus gewachsen“, betont der Koordinator der Tauschbörse und hat dabei auch das Thema Nachhaltigkeit im Blick: „Wer Kleidung in Billigshops kauft, muss damit rechnen, dass sich Schadstoffe in den Sachen befinden. Bei gebrauchter Kleidung sind sie weitestgehend ausgewaschen.“ Wer keine Kleidung zum Tauschen hat, zahlt ein Tütengeld von drei Euro.

Vorerst kann die Tauschbörse aber nur montags von 10 bis 12.30 Uhr öffnen, weil die ehrenamtlichen Helfer fehlen. „Eigentlich ist vorgesehen, dass die Börse an zwei Tagen öffnet und durch das Ehrenamt getragen wird“, erläutert Michael Hirsch. Er ist froh, dass ihm Melanie Dickmann und Gabriele Müller zum Neustart in der Tauschbörse zur Seite stehen. „Ich war hier selbst Kundin“, berichtet Dickmann. Sie beschloss, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Ich finde, dass die Kleiderkammer eine gute Idee und notwendige Einrichtung ist, und ich habe Zeit, mich gemeinnützig einzubringen.“ Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.kamp-lintfort.de.

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