Musikfestival in Kamp-Lintfort Kammermusikfest bringt den Zauber des Tango Argentino nach Kamp-Lintfort

Kamp-Lintfort · Im Nachtkonzert des Kammermusikfestivals begeisterten Sarita Apel und ihr Tanzpartner Andrès Bravo das Publikum mit Tango Argentino. Der Abend fand in Wellings Depot, einem ehemaligen Straßenbahn-Depot, in Kamp-Lintfort statt. Ein besonderes Erlebnis für 200 Musikfreunde.

 Sarita Apel und Andres Bravo waren die Stars im Nachtkonzert in Wellings Depot, das im Rahmen des Kammermusikfests Kloster Kamp stattfand. Das Publikum war begeistert.

Sarita Apel und Andres Bravo waren die Stars im Nachtkonzert in Wellings Depot, das im Rahmen des Kammermusikfests Kloster Kamp stattfand. Das Publikum war begeistert.

Foto: Norbert Prümen

Sechs Konzerte an sechs verschiedenen Orten: Das Kammermusikfest Kloster Kamp“ hatte viele Höhepunkte, von denen das Nachtkonzert „Kammermusik meets Tango Argentino“ am Samstag sicherlich einer der besonders sehenswerten war. Knapp 200 Besucher waren dazu um 21 Uhr nach Kamp-Lintfort in die 2016 von der Familie Welling gekaufte und inzwischen neu renovierte, ehemalige Straßenbahndepot-Halle an der Moerser Straße 102 gekommen und ließen sich dort gut zwei Stunden lang in die musikalische und tänzerische Welt des argentinischen Tangos entführen. „Dieser Tango-Abend ist für uns alle ein großes Experiment. Ich denke aber, er wird unseren Besuchern gefallen“, hatte der Initiator und künstlerische Leiter des Kamper Kammermusikfestes Alexander Hülshoff im Juni bei der Vorankündigung des Programmes mit großer Zuversicht prognostiziert, und damit sollte er Recht behalten.

„Tango ist, wenn Sie so wollen, auch eine Art von Kammermusik. Allerdings eine tanzbare“, gab die Cellistin Katharina Apel zu Beginn des Abends zunächst eine kleine Einführung in die Geschichte des einst in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires entstandenen „Tango Argentino“. Der in den dortigen Spielhöllen und Bordellkneipen von armen, meist europäischen Einwanderern praktizierte Tanz galt als verrucht und fand erst Mitte des letzten Jahrhunderts vor allem durch den 1921 geborenen argentinischen Bandoneon-Spieler und Komponisten Astor Piazzolla Einzug in die europäischen Konzertsäle. So machten denn auch seine Stücke neben einzelnen von Gerardo Hernán Matos Rodriquez, Osvaldo Pugliese, Francisco Canaro und Nicolás Maceratesi, der als Bandoneon-Spieler auch solo oder gemeinsam mit den Streicher-Kollegen auftrat, den größten Teil des Nachtkonzertes aus.

Tanzbar waren dabei alle Stücke, auch die mintunter betont langsamen und melancholischen von Astor Piazzolla, deren Rhythmen mit den von uns gewohnten, stakkatoartigen Tango-Klängen nur wenig gemeinsam haben. Das bewiesen zwischendurch immer wieder die Tanz-Auftritte von Sarita Apel und Andres Bravo. Die in Wiesbaden geborene, gelernte Ballett-Tänzerin und der aus Kolumbien stammende Choreograf und Tango-Lehrer kennen sich seit 2018 und treten seither zusammen in zahlreichen internationalen Tango-Shows und -Wettbewerben auf. 2019 gewannen sie den ersten Preis bei der alljährlichen „Tango de Pista Championship“ in Los Angeles. Die beiden waren – ohne Übertreibung – die eigentlichen Stars dieses Abends. Dabei bezauberte Sarita Apel das Publikum in ständig neue, atemberaubend schöne Kleider gehüllt, je nach Tanz mal als Andres Bravos sinnlich-frivole, dann wieder kesse, verliebte oder gänzlich unnahbare Tanzpartnerin.

„Das war doch mal entzückend“, fand nach einer fröhlichen, von Bandoneon-Spieler Maceratesi mit einem Musikstück von Francisco Canaro begleiteten Tanzeinlage der beiden ein Zuhörer. Wie sehr der bisher erste Tango-Abend dieser Reihe dem Publikum gefallen hat, zeigte sich schon zwischendurch immer wieder und auch schon vor der Pause durch ungewohnt lang anhaltende Beifallsstürme, die sich schließlich zum Schluss noch einmal deutlich steigerten. „Das war seit langem das Tollste, was ich gesehen habe“, zeigte sich noch beim Herausgehen der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Roth total begeistert. Dennoch wird es laut Jeannette von der Leyen, der Organisatorin des Kammermusikfests Kloster Kamp, wahrscheinlich keine derartige Wiederholung geben. „Zu teuer. Die Anreise und Unterbringung der beteiligten Künstler, die Bestuhlung der Halle, der Aufbau der Tanzfläche und die Kosten für die offiziellen Genehmigungen sind mit einem Kartenpreis von 26 Euro einfach nicht zu schaffen“, bedauerte sie.

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