Georg-Forster-Gymnasium Kamp-Lintfort James Bond im Visier der Wissenschaft

Kamp-Lintfort · Unterhaltsamer Vortrag: Professor Metin Tolan betrachtete die 007-Abenteuer aus dem Blickwinkel der Physik.

 Daniel Craig als James Bond in „Spectre“.

Daniel Craig als James Bond in „Spectre“.

Foto: Jonathan Olley

„Mein Name ist Bond, James Bond.“ Wer kennt ihn nicht, den smarten Geheimdienstler 007 und seine todesmutigen Abenteuer im Dienste der britischen Königin? Aber waren diese Abenteuer wirklich so todesmutig oder nur gute filmische Gags? Genau mit dieser Frage beschäftigte sich unter dem Titel „Geschüttelt, nicht gerührt!“ ein Vortrag im Foyer der Kamp-Lintforter Stadthalle. Auf Einladung der Fachschaft Physik des örtlichen Georg-Forster-Gymnasiums referierte dort Metin Tolan, Professor für experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund, rund 90 Minuten lang witzig und wissenschaftlich zugleich über Schein und Wirklichkeit der filmischen Stunts von Superstar James Bond.

„Die Idee zu diesem Abend entstand im vergangenen Jahr bei einer Fortbildung in Berlin. Da haben wir Professor Tolan und seinen Bond-Vortrag gesehen und gedacht, der könnte auch unseren Kollegen, deren Schülern, Eltern und Freunden Spaß machen“, erklärte Nicole Wüstenfeld, Physiklehrerin am Georg-Forster-Gymnasium und Organisatorin der Veranstaltung. Eine Einschätzung, mit der sie offenbar Recht hatte, denn ihrer Aussage nach hätte man noch weit mehr als die coronabedingt eingeschränkte Anzahl von 100 Karten verkaufen können. „Ich habe Sie selber noch als Studentin erlebt“, hieß sie den Referenten nach einer kurzen Begrüßung durch Schulleiter Alexander Winzen ihrerseits herzlich willkommen: „Sie galten schon damals als jemand, der über seinen fachlichen Tellerrand hinaus geschaut hat.“

Eine gelungene Beschreibung, der Tolan anschließend dann auf wahrhaft unterhaltsame Weise gerecht wurde. Dabei erfuhren die Besucher unter anderem, dass der literarische James-Bond-Erfinder Ian Fleming (1908-1964) seinen Buchhelden bereits 1953 erfunden hat, und dessen geheimdienstliche Abenteuer seither in 24 Filmen von sechs verschiedenen Schauspielern dargestellt wurden.

Dabei ging es in dem Vortrag jedoch weniger um das „Wer“, sondern um das „Wie“ dieser Darstellungen. Konnte Roger Moore in dem Film „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ mit seinem Auto tatsächlich über eine schräge Holzrampe unfallfrei einen Fluss überqueren, und wenn ja, welche Anfangsgeschwindigkeit war dafür eigentlich notwendig? Oder wie wahrscheinlich war seine waghalsige Flucht über eine Reihe von Krokodilsrücken“ in „Leben und sterben lassen“? Beides sei physikalisch möglich gewesen, bewies Professor Tolan mathematisch exakt. Ersteres mit einer Anfangsgeschwindigkeit von etwa 64 Stundenkilometern und eines absolut symmetrisch gebauten Automodells. Im zweiten Fall habe man die Krokodile vorher alle so satt gefüttert, dass sie in den Filmszenen „in Wirklichkeit nur spielen wollten“.

Nicht möglich sei es jedoch für Sean Connery gewesen, seinen Mörder bei einem Kuss in der entsprechenden Szene von „Goldfinger“ noch rechtzeitig als Spiegelbild im Auge seiner Partnerin erkennen zu können. Dazu habe der Gegner gut zwölfeinhalb Meter groß und mindestens 30 Zentimeter vor Connereys Gespielin stehen müssen. „Ohne Connery dazwischen, versteht sich“, ergänzte Tolan seine physikalischen Ausführungen dazu mit einem verschmitzt verhaltenen Lächeln.

„Ich bin, wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, ein Fan von James Bond“, bekannte er in der anschließenden Fragerunde dann schließlich ganz offen: „Keine andere Filmfigur ist nach so vielen Jahren noch immer so aktuell, und das nicht nur wegen seiner Vorliebe für geschüttelte Wodka-Martini-Cocktails.“

Lesen und sehen Die Vorträge über James Bond im Visier der Physik von Metin Tolan sind unter dem Titel „Geschüttelt, nicht gerührt!“ auch als Buch erhältlich. Zudem können sie unter www.physik.tu-dortmund angesehen werden.

(lang)
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