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Tierpark in Kamp-Lintfort Ihm vertrauen die Alpakas im Kalisto

KAMP-LINTFORT · Frank Grün trainiert die Alpakas in der Kamp-Lintforter Tier- und Spieloase. Der 64-Jährige Pferdetherapeut und Tierphysiologe weiß die kleine Herde zu nehmen. Geduld und Vertrauen spielen eine große Rolle.

 Frank Grün möchte  mit Michele von Holten ein Programm mit etwa anderthalbstündigen Alpaka-Führungen über das ehemalige Landesgartenschau-Gelände vor allem für körperlich und mental behinderte Menschen anbieten.

Frank Grün möchte  mit Michele von Holten ein Programm mit etwa anderthalbstündigen Alpaka-Führungen über das ehemalige Landesgartenschau-Gelände vor allem für körperlich und mental behinderte Menschen anbieten.

Foto: ja/Arnulf Stoffel (ast)

Alpakas sind scheu, ängstlich und bereit, bei der kleinsten Störung sofort die Flucht zu ergreifen. So jedenfalls kennt man sie aus diversen Tierfilmen im Fernsehen. Doch sie können auch zutraulich sein. Im Kamp-Lintforter Kleintierzoo „Kalisto“ leben sechs von ihnen, die kein bisschen scheu sind, sondern entspannt zwischen den Besuchern grasen und sich sogar streicheln lassen. Der Grund dafür ist Frank Grün. Der 64-jährige Pferdetherapeut und Tierphysiologe betreut die sechsköpfige, ausschließlich aus männlichen Tieren bestehende Herde seit Beginn der Kamp-Lintforter Landesgartenschau und hat es geschafft, die anfangs tatsächlich sehr ängstlichen aus drei bundesweiten Tierparks stammenden Hengste und Wallache innerhalb weniger Monate zu einer selbstbewussten Herde zusammenzuschweißen.

Eine anfängliche „Schnapsidee“, wie er in einem Gespräch mit der RP lächelnd bekannte. „Meine Tochter zeigte mir an einem gemeinsamen Grillabend eine Facebook-Anzeige, in der in Kamp-Lintfort ein Trainer für Alpakas gesucht wurde. Das hat mich gereizt.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte Frank Grün bereits 15 Jahre Erfahrung im Umgang mit Pferden, nicht aber mit den zu den Kamelen gehörenden, domestizierten Andenbewohnern. Deswegen bot er seine Dienste erst einmal kostenlos an. „Das Herdenverhalten von Pferden und Alpakas ist zwar ähnlich, ich war mir aber trotzdem nicht sicher, ob das Ganze funktionieren würde“, sagt er rückblickend. Das tat es. Doch dazu brauchte es viel Geduld. „Zuerst habe ich gut einen Monat lang nur ganz still in ihrem Gelände gesessen und mich von den Tieren beobachten lassen und sie dabei andererseits auch selber beobachtet“, erinnerte sich Grün.

„Irgendwann kamen sie dann neugierig auf mich zu und beschnupperten mich. Das war der Durchbruch“, erzählt der Alpaka-Flüsterer. Von da an erlaubten sie ihm, sich an ihren Hierarchie-Wettkämpfen zu beteiligen, aus denen er dann schließlich als ihr Anführer hervorging. Das brachte nicht nur große Entspannung in die Herde selber, sondern machte sie wenig später auch für den näheren Umgang mit Besuchern bereit. „Mir ist es von Anfang an sehr wichtig gewesen, dass die Tiere mir vertrauen“, schildert Frank Grün seine Erfahrungen aus dieser Anfangszeit. „Der Gehorsam kommt dann ganz von allein.“

So dürfen die Tiere einmal am Tag ihr aus vielen Hügeln und Verstecken bestehendes Gelände verlassen, um auf der angrenzenden Picknick-Wiese in einem vorher durch Seile abgegrenzten Terrain frisches Grün zu weiden. Auf wundersame Weise halten sich die Tiere an diese Abgrenzung. Und sollte einer der Alpaka-Männer tatsächlich mal außerhalb weiden wollen, genügt ein kurzer Pfiff von Frank Grün, um ihn alsbald wieder in den Kreis seiner Andenkamel-Kollegen zurück finden zu lassen. Dabei hilft ihm seit einigen Monaten die junge, schon länger im Kalisto-Zoo ehrenamtlich tätige Michele von Holten.

Sie absolviert zurzeit noch ein Studium im Gesundheitsmanagement in Köln, möchte aber langfristig mit Frank Grün zusammen ein Programm mit etwa anderthalbstündigen Alpaka-Führungen über das ehemalige Landesgartenschau-Gelände vor allem für körperlich und mental behinderte Menschen anbieten. „Wir haben diesbezüglich schon drei sehr positive Versuche gemacht“, berichtete Michele von Holten. Eine Führung habe zum Beispiel ein blindes und autistisches Kind zum Lächeln gebracht und wenig später einem demenzkranken alten Herrn „ein strahlendes Lächeln aufs Gesicht gezaubert“. Und was wünscht sich Frank Grün in Zukunft speziell für sein Tier-Engagement? „Eine noch größere Herausforderung als die letzte. Mit noch schwierigeren Tieren.“

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