Kultur in Kamp-Lintfort Beim Freilichttheater geht es apokalyptisch und witzig zu

Kamp-Lintfort · Beifall für „20.000 Meilen unter dem Meer“ frei nach Jules Verne bei den Kamper Freilichtspielen. Ein fröhlich-fantasievoller Ausflug in eine bunte, biologisch nicht immer ganz korrekte Unterwasserwelt.

 Verbittert über die Ungerechtigkeit des lebens: Kapitän Nemo in der Inszenierung des Kölner N.N.Theaters.

Verbittert über die Ungerechtigkeit des lebens: Kapitän Nemo in der Inszenierung des Kölner N.N.Theaters.

Foto: Norbert Prümen

In den Tiefen der Ozeane hausen viele sonderliche Wesen, Kapitän Nemo, der Held aus Jules Vernes berühmten Science-Fiction-Klassiker „20000 Meilen unter dem Meer“ ist einer von ihnen. Verbittert über die Ungerechtigkeit des Lebens hat er sich in seinem U-Boot „Nautilus“ tief unter den Meeresspiegel zurückgezogen und versetzt von dort aus die Besatzungen der Schiffe über sich immer wieder in Angst und Schrecken.

Am Samstag und Sonntag war er diesmal jedoch als Hauptperson des von dem Kölner N.N. Theaters frei nach Jules Verne inszenierten Theaterstückes „20.000 Meilen unter dem Meer“ bei den Kamper Freilichtspielen zu Gast. Und er war nicht alleine, sondern hatte neben seiner Tochter Miranda mit dem besserwisserischen Professor Aronat und einen überaus maskulinen, kanadischen Matrosen noch zwei weitere Begleiter mitgebracht. Die beiden Letzteren begleiteten ihn allerding nicht ganz freiwillig. Kaptän Nemo hielt sie als Gefangene eines von ihm versenkten Forschungsschiffes, das seine hässlichen Untersee-Angriffe untersuchen sollte, an Bord der „Nautilus“ fest.

Das klingt zunächst nach einem gefährlichen Piratenstück, war aber dank der originellen Inszenierung von Thomas Köller eher ein fröhlich-fantasievoller Ausflug in eine bunte, biologisch nicht immer ganz korrekte Unterwasserwelt. So tummelte sich dort unter dem Gelächter des Publikums zum Beispiel eine Schar Zitronenfische, die eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den in vielen Haushalten genutzten, kleinen gelben Plastikzitronen aus dem Supermarkt hatten. Des Weiteren schwebten aus zartem Gaze-Stoff bestehende Quallen, mit Kindertröten versehene Trompetenfische und sogar ein echtes Gepäckstück vor sich hertragender Kofferfisch durch die unterseeischen Fluten.

All das und auch die ständig auf dem Speiseplan stehenden Seegurken hätten uneingeschränkt witzig sein können, wären da nicht zusätzlich noch überall jene von uns so hemmungslos in die Ozeane entsorgten Plastikabfälle gewesen, die der permanent missmutig dreinschauende Nemo folgendermaßen kommentierte: „Gott schuf die Welt und sah, dass sie gut war. Und dann erfand der Mensch das Polyethylen…“ Natürlich hätten die ebenfalls in dem Stück mitwirkende, zauberkräftige Meeresgöttin und ihr eifriger Diener Ariel dem Plastiküberschuss ein Ende setzten können, doch die rauchten lieber fröhlich machende Substanzen und spielten Schiffe-Versenken mit einander, wobei es dann irgendwann auch mal die „Nautilus“ erwischte.

Zum Glück waren dank ihrer anderen gelangweilten Spielereien Nemos Töchterlein Miranda und der allwissende Professor Aronat inzwischen in Liebe zueinander entflammt und überlebten das Unglück, um sich dann zum Schluss mit allen anderen gemeinsam in Geister zu verwandeln und an einem kreuzförmigen Hebekran schwebend zu der Erkenntnis zu kommen: „Wir alle leben auf einem Planeten, der sich um einen Feuerball dreht.“

Dem Publikum am Samstag gefiel’s. Es bedankte sich für die gleichzeitig witzige und apokalyptische Aufführung am Ende mit einem tosenden Beifall.

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