Kiesabbau in Kamp-Lintfort Flieger sind entsetzt über Kies-Planungen

Kamp-Lintfort · Der Flugplatz in Saalhof liegt im neuen Regionalplan-Entwurf zwischen zwei potenziellen Abgrabungsflächen. Die Luftsportgemeinschaft Kamp-Lintfort hat seit 50 Jahren ihren festen Standort an der Alpener Straße.

 René Schneider,  Peter Blumbach, Vorsitzender der Luftsportgemeinschaft, und Christoph Landscheidt.

René Schneider,  Peter Blumbach, Vorsitzender der Luftsportgemeinschaft, und Christoph Landscheidt.

Foto: Rüdiger Bechhaus

Die Hiobsbotschaft erreichte Peter Blumbach am Donnerstag über Telefon. Bürgermeister Christoph Landscheidt informierte den Vorsitzenden der Luftsportgemeinschaft darüber, dass der Flugplatz an der Alpener Straße im Entwurf des neuen Regionalplanes zwischen zwei potenziellen Abgrabungsflächen liegt, je 82, 1 und 56,9 Hektar groß (RP berichtete). Der ein Kilometer lange Flugplatz bildet auf den Karten einen schmalen Korridor zwischen den Flächen, die die Planer des Regionalverbandes Ruhr in Kamp-Lintfort für den weiteren Kiesabbau ausgeguckt haben.

„Wir sind aus allen Wolken gefallen. Damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Blumbach am Freitag bei einem Treffen mit dem Bürgermeister. Der Verein, der seit 50 Jahren in Saalhoff an der Grenze zu Alpsray seinen festen Standort hat, hat den Flugplatz gerade erst erworben. „In der vergangenen Woche hat unser Schatzmeister mitgeteilt, dass die letzte Rate bezahlt ist“, erzählt Peter Blumbach und kann es nicht fassen, dass der Regionalverband ausgerechnet das „schöne Stück Natur“ in Saalhoff als Abgrabungsfläche ausgewählt hat, das auch vielen Tierarten als Rückzugsort dient.

„Wir haben hier so viele Besucher. Der Flugplatz ist ein Ausflugsziel für Radfahrer. Viele setzen sich bei uns auf die Terrasse, nur um den Sonnenuntergang zu erleben. Jetzt müssen wir befürchten, dass wir in Zukunft auf Jahre zwischen zwei lauten Baustellen liegen“, sagt der Vereinsvorsitzende. Die beiden Flächen sind im Regionalplan nicht zur Wiederfüllung vorgesehen. Dass dort Baggerseen entstehen werden, tröstet die Segelflieger nicht wirklich. Blumbach erinnert sich daran, wie man vor einiger Zeit die Landebahn verlängern lassen wollte. „Der bürokratische Aufwand war so groß, weil eine Pappel dafür gefällt werden musste. Jetzt soll eine ganze Landschaft platt gemacht werden.“

Die Nachricht über die Planungen, die Anfang September erstmals in den Gremien des Ruhrparlamentes behandelt werden, sprach sich unter den 150 Mitgliedern wie ein Lauffeuer herum. Dabei haben sie an der Alpener Straße noch viel vor. „Wir müssen was an unseren Gebäuden tun.“ Jetzt sorgen sich Peter Blumbach und die anderen Vereinsmitglieder jedoch, dass der schmale Korridor, den der Flugplatz zwischen den potenziellen Abgrabungsbereichen bildet, nicht möglicherweise noch weitere Begehrlichkeiten weckt. Bürgermeister Christoph Landscheidt und Landtagsabgeordneter René Schneider sicherten der Luftsportgemeinschaft ihre Unterstützung zu. „Der Flugplatz ist für unsere Stadt eine touristische Attraktion“, sagte Landscheidt. Im aktuellen Entwurf des Regionalplanes sind insgesamt 230 Hektar Auskiesungsflächen auf Kamp-Lintforter Stadtgebiet vorgesehen. „Das sind fast 45 Prozent mehr als im Entwurf von 2018“, erläutert Landscheidt. Die Flächen verteilen sich auf 63 Hektar im Niephauser Feld, 29 Hektar im Rossenrayer Feld und zusammen 139 Hektar in Saalhoff nördlich und südlich des Flugplatzes. Betroffen ist der Flugplatz jedoch nicht allein. Die Auskiesungsflächen schmiegen sich laut Landscheidt auch direkt an die Wohnbebauung an. Dazwischen sei nur ein 300 Meter langer Schutzabstand geplant. Landscheidt und Schneider können nicht nachvollziehen, dass so „erheblich viele weitere Flächen“ ausgewiesen werden, noch bevor eine Entscheidung in der Klage des Kreises Wesel und der beteiligten Kommunen gegen den Landesentwicklungsplan gefallen ist. Sie wollen die Frage der Bedarfsermittlung geklärt wissen.

„Um welchen Bedarf geht es hier, um den regionalen, nationalen oder internationalen? Es muss doch eine Abwägung stattfinden. Hier ist die Landesregierung unsere Ansprechpartnerin. Wir brauchen jetzt Ausstiegsszenarien.“ Landscheidt kündigte am Freitag an, dem Stadtrat vorzuschlagen, gegen jede einzelne Maßnahme zu klagen.

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