Kabarett in Kamp-Lintfort Revue durch ein Jahrhundert Frauenrechte

KAMP-LINTFORT · 100 Jahre Frauenrechte bestimmen den diesjährigen Frauentag. Eine wechselvolle Geschichte und noch keine Ende in Sicht, so das Fazit, das Sängerin Gisela Marx, musikalisch begleitet von Dorrit Bauerecker, zieht.

 Sängerin Gisela Marx und Dorrit Bauerecker am Piano.

Sängerin Gisela Marx und Dorrit Bauerecker am Piano.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Im Diesterweg-Forum in Kamp-Lintfort schärfte das „GenerationenKomplott“ mit Liedern, Gedichten, Zeitdokumenten und Alltagsgeschichten den Blick für den Kampf der Frauen in Sachen Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, erinnerte an Errungenschaften wie auch an die Rückschläge in den verschiedenen Epochen. Mit dem Slogan von 1912 „Brot und Rosen“ und Zeilen wie „Und wenn das Leben mehr ist als Arbeit, Schweiß und Bauch“ gibt Marx den Ton vor.

Im Parforce-Ritt in wechselndem Outfit jagt sie durch die Zeit, zieht in den jeweiligen Epochen Zwischenbilanzen. Sie spiegelt mit ihrer beeindruckenden Verwandlungsfähigkeit den Zeitgeist wider, schlüpft in die Rollen von Frauenrechtlerinnen, schrammt am Volksempfänger vorbei, schlüpft in den Hauskittel der Nachkriegszeit. Sie lässt im Kampf um die Menschenrechte erste Wegbereiterinnen wie die Schriftstellerin Hedwig Dohm, die Juristin Anita Augsburg und die Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin zu Wort kommen. Den Müttern des Grundgesetzes räumt sie gebührenden Platz ein. Humorvolle Moderationen, prägnante Originaltexte und Zeitdokumente wechseln sich ab.

Das überwiegend weibliche Publikum genießt, lacht still, erkennt sich in Handlungsweisen wieder. Hat sich der Kampf gelohnt, hat sich ein Gleichgewicht in Gesellschaft, Familie und Beruf eingestellt? Machte die Pille wirklich frei? Nachdenklichkeit schwingt mit. Müssen Frauen die besseren Männer in einer Männergesellschaft sein? Marx wagt den Ausblick auf die Zukunft. Frauen sind ungeheuer im Kommen. Wenn es im angesagten Tempo weitergeht, „ist in 490 Jahren die Gleichberechtigung von Mann und Frau erreicht“, so Marx. Ein gelungener, wie ernüchternder Abend. Das „GenerationenKomplott“ wirkt mit Marx, Jahrgang 1938, und Bauerecker, Jahrgang 1973, authentisch. Dicker Applaus zum Schluss.

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