Ausstellung in Kamp-Lintfort „Ein Platz für mich“: Vielfalt in Bildern

Fotograf Armin Fischer zeigt in der Westlichen Orangerie am Terrassengarten des Klosters Kamp Arbeiten aus seinem Bildband „Ein Platz für mich“. Dieser entstand in Zusammenarbeit mit den Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein.

 Andrea Emde, Armin Fischer und Galerist  Andreas Verfürth haben die Ausstellung in der Westlichen Orangerie realisiert.

Andrea Emde, Armin Fischer und Galerist  Andreas Verfürth haben die Ausstellung in der Westlichen Orangerie realisiert.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

Annette sammelt leidenschaftlich gerne Spielzeugautos, Fabian kennt die Fahrpläne von Duisburg bis zum Kölner Flughafen auswendig, Frank erinnert sich noch immer an die Zeit „auf’m Pütt“, und Karin liebt Bobtail Aiko innig. Herzensangelegenheiten eben, die die Frauen und Männer für kurze Zeit mit Armin Fischer teilten. Der Fotograf porträtierte sie für den Bildband „Ein Platz für mich – 50 Jahre – 50 Menschen“. Entstanden sind lebensbejahende Fotografien in Schwarz-Weiß und in Farbe, die viel über die Menschen erzählen – auch über ihre Begeisterung für das Hobby. Der Bildband kam zum 50-jährigen Bestehen der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) im vergangenen Jahr heraus. Die Porträtierten sind Bewohner, Beschäftigte, Angestellte und Freunde der Einrichtung.

Ab Sonntag, 26. Mai, sind die Fotografien nun erstmals in einer Ausstellung zu sehen. Ermöglicht hat dies Andreas Verfürth, Inhaber der Galerie Schürmann in Kamp-Lintfort. Er lud Fotograf Armin Fischer ein, seine Fotoarbeiten in der Westlichen Orangerie am Terrassengarten des Klosters Kamp zu präsentieren. „Ich habe die Porträts bei einem Besuch gesehen und mir war sofort klar, dass ich sie ausstellen möchte.“ Andreas Verfürth gibt mit der Präsentation „Ein Platz für mich“ zugleich seinen Einstand als Kurator der städtischen Kunstausstellungen. Er wird ab 2021 die sommerlichen Vernissagen in der Orangerie gestalten und organisieren.

Bildband und Ausstellung stehen beispielhaft dafür, wie Inklusion mit Leben gefüllt werden kann. „Es war unsere Vision, die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu zeigen, egal ob jung oder alt, behindert oder nicht behindert“, erläutert Andrea Emde, die das Fotoprojekt zusammen mit Armin Fischer für die CWWN realisiert hatte. Die Pressesprecherin der CWWN steuerte die Texte bei. „Wir wollten ein Signal setzen, jeden Menschen wertzuschätzen und ihm die gleiche Achtung entgegen zu bringen. Wir sind alle wertvoll und haben unseren Platz in der Gesellschaft.“ Und: „Auch Menschen mit Beeinträchtigungen haben Hobbys und Leidenschaften“, fügt Fischer hinzu. Und so richtete er 2018 in einer Sporthalle in Rheinberg immer mittwochs sein Fotostudio ein. Die Umsetzung war nicht immer leicht: Mal stellte sich die Vertrautheit zwischen Fotograf und Porträtiertem schnell ein, mal blieb die für den Menschen nötige Distanz. Damit die Fotos einen festen und wiederkehrenden Rahmen hatten, stellte er neun farbige Stühle auf, die die Fotomodelle so nutzen konnten, wie sie es wollten. „Es war jedes Mal spannend und aufregend“, erinnert sich Armin Fischer, der als Fotograf für die RP in Xanten und Rheinberg tätig ist. „Wir haben uns aber immer auch gefragt, wie viel Behinderung darf man zeigen?“ In der Ausstellung in der Orangerie sind 85 ausgewählte Porträts und Momentaufnahmen zu sehen, teils in Farbe, aber auch in Schwarz-Weiß. Da die Ausstellung nicht barrierefrei ist, ist ein Fernseher aufgestellt, über den die Fotos flimmern, die auf der oberen Etage zu sehen sind. Fischer freut sich darauf, dass seine Arbeiten auf Wanderschaft gehen. Demnächst sind sie in der Caritas-Hauptstelle in Münster zu sehen.

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