Auskiesung in Kamp-Lintfort „Die Kiesabbau-Pläne gehen uns alle an“

Kamp-Lintfort · Peter Schiffler plant eine stadtweite Initiative gegen die im Entwurf des Regionalplans ausgewiesenen neuen Kiesabbauflächen – auch in Saalhoff. Der Kamp-Lintforter organisiert eine erste Informationsveranstaltung.

 Peter Schiffler will es nicht unwidersprochen hinnehmen, dass die Landschaft in Saalhoff durch Auskiesung zerstört werden soll.

Peter Schiffler will es nicht unwidersprochen hinnehmen, dass die Landschaft in Saalhoff durch Auskiesung zerstört werden soll.

Foto: Norbert Prümen

33 Jahre lang hat Peter Schiffler mit seiner Familie in Saalhoff gelebt. Dort, wo der aktuelle Entwurf des Regionalplans zwei neue Auskiesungsflächen ausweist, je 82,1 und 56,9 Hektar groß. Von seinem Schreibtisch aus blickte er durch das Dachfenster auf Bäume und weite Felder. „Unsere Kinder sind hier aufgewachsen, haben draußen gespielt, auf dem Bauernhof nebenan geholfen oder sind auf den Stoppelfeldern ausgeritten“, erzählt Peter Schiffler. „Es ist ein so schönes Gebiet, das auch touristisch attraktiv ist. Hier kann man wunderbar spazieren gehen oder Rad fahren.“ Umso mehr war der frühere Schulleiter der Grundschule am Niersenberg geschockt, als er erfuhr, dass die RVR-Planer die weitläufige Landschaft für den zukünftigen Kiesabbau ausgeguckt haben. „Das kann man nicht unwidersprochen hinnehmen“, sagt er.

Für ihn handelt es sich um ein Stück Heimat, das er gerne verteidigen möchte, wenngleich er in diesem Sommer aus privaten Gründen in die Stadt gezogen sei. „Mir liegen die Gegend und ihre Bewohner sehr am Herzen“, betont Schiffler, der 2020 in den wohlverdienten Ruhestand ging. Etwa 20 Familien seien in Saalhoff direkt betroffen, die meisten kennt er persönlich. Gerade deshalb hat er sich entschlossen, aktiv zu werden und gegen diese neuen Kiesabbaupläne vorzugehen. Es gehe ihm, sagt er, nicht allein um sein „persönliches Eckchen“ an der Alpener Straße, sondern vor allem um den „ökologischen Wahnsinn“, solche Auskiesungsflächen auf insgesamt 25 Jahre hinaus zu planen.

„Es braucht Alternativen zum Rohstoff Kies. Unsere Politik muss nachhaltig und ressourcenschonend sein. Dazu gehört auch das Recycling von Baustoffen“, fordert der Pädagoge. Die Kindertagesstätte am Bismarckplatz und das Lernhaus der Europaschule, die beide in Holzbauweise entstanden sind, stehen aus seiner Sicht beispielhaft für neue Bauweisen. Schiffler hofft, dass sich viele Bürger in Kamp-Lintfort und in der Region seiner stadtweiten Initiative anschließen werden.

„Wenn ich an die Wasserflächen denke, die Kamp-Lintfort schon heute umgeben, bekomme ich einen großen Schrecken. Rossenray, Niephauser Feld. Die Pläne betreffen ja nicht allein die Flächen an der Alpener Straße, sondern auch die in den Nachbarstädten“, sagt er und fügt hinzu: „Das geht uns alle etwas an.“ Die Auftaktveranstaltung für seine stadtweite Initiative ist bereits in Vorbereitung. Sie soll am 13. September um 19 Uhr, im Foyer der Stadthalle stattfinden. „Es geht in einem ersten Schritt um die Information der Bürger. Bürgermeister Christoph Landscheidt wird einen aktuellen Sachstand geben.“ Jeder, der sich an Aktionen beteiligen möchte, könne sich der Gruppe anschließen. Schiffler kann sich die Gründung einer Bürgerinitiative vorstellen, möchte die Luftsportgemeinschaft ins Boot holen, deren Landebahn wie ein Korridor zwischen den Abgrabungsbereichen liegen würde, hofft aber auch, sich dem Niederrheinappell als schlagkräftigem Dachverband anschließen zu können. „Es gab Anfang August ein Treffen, bei dem wir abgesprochen haben, eng zusammenzuarbeiten.“ Schiffler hat auch Kontakt zur IG Dachsbruch aufgenommen, die seit Jahren gegen eine Auskiesung des Wickrather Feldes mit Einwendungen und Aktionen gekämpft hat. „Ich habe bereits mit Theo Rams gesprochen. Die IG will uns mit Sachmitteln, aber auch mit ihrer Expertise unterstützen.“ Ihr sei es gelungen, 12.000 Unterschriften gegen die Kies-Planungen zu sammeln. „Das darf keine Eintagsfliege bleiben“, betont Schiffler.

Die Offenlegung des Regionalplanentwurfs, die für Anfang September vorgesehen war, wurde laut Schiffler verschoben. Das verschafft einer neuen Initiative die Luft, um Aktionen zu planen und Einwendungen zu schreiben.

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