Wirtschaft und Handel in Kamp-Lintfort Die Glückauf-Apotheke feiert das 100-Jährige

Die Apotheker Muhammed und Erol Gülsen setzen auf Tradition. 2014 übernahmen die Brüder die Glückauf-Apotheke an der Moerser Straße.

 Die Glückauf-Apotheke an der Moerser Straße weist eine lange Geschichte auf: „230 Jahre seit Konzession und 100 Jahre Glückauf-Apotheke in Kamp-Lintfort“.

Die Glückauf-Apotheke an der Moerser Straße weist eine lange Geschichte auf: „230 Jahre seit Konzession und 100 Jahre Glückauf-Apotheke in Kamp-Lintfort“.

Foto: Muhammed und Erol Gülsen

Ein stolzes Jubiläum feiert in diesen Tagen die Glück­auf-Apotheke an der Moerser Straße 271. Seit einem Jahrhundert versorgt sie die Menschen mit Arzneimitteln, ist Ansprechpartner und Ratgeber. „Die Geschichte der Apotheke ist aber viel älter“, sagt der heutige Inhaber Erol Gülsen (36), der sie zusammen mit seinem Bruder Muhammed (44) führt. Die Glückauf-Apotheke gehört mit der Moerser Goethe-Apotheke als Filialapotheke zur Rumelner Rheinland-Apotheke. „Tatsächlich geht die Glückauf-Apotheke bis 1789 zurück. Der 26. August 1789 ist das erste Datum, das wir bei unserer Recherche finden konnten“, sagt Erol Gülsen über die Jubiläumsvorbereitungen.

 Hier noch ein weiteres historisches Foto vom Apotheken-Gebäude.

Hier noch ein weiteres historisches Foto vom Apotheken-Gebäude.

Foto: Muhammed und Erol Gülsen

Das Graben nach den historischen Wurzeln haben bei der Apothekerkammer Nordrhein Jürgen Kwiatkowski und Martin Klühas übernommen. Birgit Kames vom Verein Niederrhein steuerte weitere Infos bei. Gesichert ist, dass es bereits 1796 „einen Nachweiß über die in dem Verwaltungsbezirke vorhandenen Apotheken“ und die Konzessionsurkunde der Löwenapotheke im Issumer Bürgermeisteramt vorlag. Weitere Dokumente belegen, dass die Issumer Löwenapotheke ihren Sitz 1919 nach Lintfort in die aufstrebende Zechenstadt verlegte. Aus der Akte A1403 geht hervor, dass die Kamper Verwaltung 1911 beim Issumer Bürgermeister anfragte, ob die Apotheke mit Apotheker Johannes Guido Oedinger ihr Einzugsgebiet erweitern könne. 1919 eröffnete er im eigenen Haus die Glückauf-Apotheke. „Wir haben daher doppelten Grund zu feiern. Zum einen die 230-jährige Geschichte einer Apothekenkonzession, zum anderen den 100-jährigen Standort an der Moerser Straße. Die Glückauf-Apotheke ist die älteste vor Ort“, sagt Erol Gülsen. Eine bewegte Geschichte liegt hinter der Apotheke, die seit 2014 von den Gülsen-Brüdern geführt wird. Beide bündeln ihre beruflichen Erfahrungen. Erol hat in Bonn studiert, Muhammed in Frankfurt. Die Eltern, Mutter Nurten und Vater Sadettin, unterstützen im Hintergrund. Nach der Insolvenz des Vorgängers haben die Gülsen-Brüder mit ihrem neunköpfigen Team zunächst daran gearbeitet, das Vertrauen der Kundschaft zurückzugewinnen.

 Bei der Recherche förderte die Apotheker-Familie auch einige historische Fotos zu Tage.

Bei der Recherche förderte die Apotheker-Familie auch einige historische Fotos zu Tage.

Foto: Muhammed und Erol Gülsen

„Apotheken müssen sich heute vor allem gegen die Konkurrenz aus den Netz absetzen und sich breit aufstellen. Das leisten wir durch besonderen kundenorientierten Service, intensive Beratungen und Bringdienste. Wir setzen auf spezielles Marketing, um das sich meine Frau Bukett kümmert“, sagt Gülsen zu den aktuellen Herausforderungen. Dazu zählt auch der Nacht- und Notdienst, den alleine 150 Patienten beim letzten Mal nutzten. „Davon machen wir im Jahr rund 50 im Jahr“, so Gülsen.

 Bürgermeister Landscheidt und Clarissa Niersmann (Wirtschaftsförderung) gratulierten Familie Gülsen.

Bürgermeister Landscheidt und Clarissa Niersmann (Wirtschaftsförderung) gratulierten Familie Gülsen.

Foto: Jan Bergmann

Spezialisiert hat sich die Glückauf-Apotheke auf die Versorgung von Neugeborenen mit individuell hergestellten Arzneimitteln. Hinzu kommt die medikamentöse Betreuung von Schmerzpatienten. „Ich bin gern Apotheker“, so Gülsen, der die Nöte des Berufsstandes kennt. Unter 20.000 liegt aktuell die Zahl der Apotheken. Tendenz weiter sinkend. „Obwohl es im Koalitionsvertrag steht, gibt es bis heute kein Versandverbot für rezeptpflichtige, so genannte RX-Arzneimittel. Ausländische Internetapotheken dürfen mit Boni und Nachlässen arbeiten. Während wir noch nicht mal das Paket Taschentücher ausgeben dürfen.

In 21 von 28 EU-Ländern ist der Versand verboten. Ich halte weiter für unsere Branche die Flagge hoch“, so Gülsen. Verschärfend wirkten Fachkräftemangel, Rabattschlachten der Pharmaunternehmen, ihre betriebliche Verlegung ins produktionsgünstige Ausland. Lieferengpässe seien die Folge.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort