Schuljubiläum in Kamp-Lintfort Ein Ständchen zum 100. Geburtstag
Kamp-Lintfort · Die Friedrich-Ebert-Schule besteht seit einem Jahrhundert. Das wurde groß gefeiert. Bereits seit 1989 lernen dort behinderte und nicht-behinderte Kinder gemeinsam. Doch nicht nur deshalb ist die Schule so besonders.
Ein Jahrhundert Schulgeschichte schreibt die Friedrich-Ebert-Schule in Kamp-Lintfort. Anlass genug, mit den Grundschulkindern, mit Lehrkräften, Ehemaligen, Eltern, Vertretern der Politik, Verwaltung und den Vereinen ein riesiges Geburtstagsfest zu feiern.
Der Schulhof eignete sich bestens für die Überraschungen und Mitmachangebote, die die Klassen für ihre Gäste vorbereitet hatten. Beispielsweise zu einer Zeitreise lud die Klasse 2c in ihr Minimuseum ein. Zeitgeschichtliche Ereignisse aus einem Jahrhundert hatte die Klasse auf einem Zeitstrahl dargestellt und dazu einen kleinen Film gemacht. Bezüge zum Alltag, den Familien damals und heute wurden erarbeitet. „Das Interesse an diesem Projekt war groß, das so nicht in den Lehrplan gehört“, sagte Klassenlehrerin Ina Stresing. Engagiert habe die Klasse Unterrichtsformen von damals zurückverfolgt, mit der heutigen Situation verglichen. Wesentlich dazu beigetragen hat mit einem Rückblick auf die Schulgeschichte die ehemalige Kollegin Corinna Kreutinger. „Sie hat für uns alles aufgeschrieben“, so die Klassenlehrerin.
Auch das politische Weltgeschehen stand zur Diskussion, als die Klasse Hitlers Angriffsgriff mit dem von Putin verglich und Parallelen entdeckte. „Die Klasse ist in ihrer Leistung über sich hinausgewachsen. Sie hat viel gelernt“, so Klassenlehrerin Stresing.
In einem anderen Klassenzimmer erinnerten Anziehpuppen an die Bekleidung im Wandel der Zeit. Oder an die damals gängigen Schrifttypen, an Frakturschrift und Sütterlin, an Schreibutensilien wie Feder und Tinte. Die Grundschulkinder mit Lehrerin Kerstin Alte-Teigeler und Sozialpädagogin Ruth Liffers luden zu Schreibübungen ein. Ein anderer Klassenraum präsentierte historische Haushaltsgegenstände und Bilder im Spiegel der Zeit. Um alle Projekte kennenzulernen, hatte das Kollegium eine Rallye mit Stempelstationen organisiert.
Die Schule hat zurzeit 350 Schülerinnen und Schüler, die mit ihren Eltern ausgiebig das Schulereignis feierten. Dass die Friedrich-Ebert-Schule so besonders ist, verriet der Viertklässler Elmedin: „Weil alle Kinder sehr nett sind“, erklärte er. Sein Wechsel auf die Europa-Schule steht nach den Sommerferien an. „Ich bin schon jetzt aufgeregt, aber auch ein bisschen traurig“, so Elmedin.
Auf die Schulgeschichte machte Schulleiter Thomas Baumeister aufmerksam. Eröffnet 1922 und nach dem ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert benannt, erlebte die Schule verschiedenste Funktionen. Sie war Zwangsarbeiterlager der Zeche Friedrich Heinrich, diente als Sammelstelle für Verletzte des Bombenangriffs im November 1944.
Das Jahr 1989 ist in der jüngsten Geschichte der Türöffner für gelebte Integration. „In diesem Jahr wurde an unserer Schule die Integration, das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht-behinderten Kindern, eingeführt“, so Baumeister. Die Ebert-Schule wurde der Vorreiterrolle mit Modellcharakter überaus gerecht. Zum damaligen Zeitpunkt gab es nur sechs Schulen mit dem Schwerpunkt Integration.
Mehr noch zeichnet die Schule aus: Mit 27 Nationalitäten sei sie multikulturell und begreife ihre Mehrsprachigkeit als wertvolle Chance, so Baumeister. Eine neue Herausforderung bringt die Digitalisierung mit sich, wie auch bauliche Veränderungen, so Baumeister. Sein besonderer Dank galt den Kooperationspartnern, die den Schulort so lebenswert machen.