Landesgartenschau Den Weltgarten mit allen Sinnen erleben

Der Verein „fair/rhein“ bringt Kindern und Erwachsenen Nachhaltigkeitsthemen spielerisch näher. Zurzeit besuchen vor allem Familien den als außerschulischen Lernort konzipierten Weltgarten. Schulklassen sind aufgrund der Corona-Krise noch nicht erlaubt.

 Lutz Hartmann und Reinhard Schmeer (v.l.) wollen die Besucher auf der Landesgartenschau für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren. Sie hoffen darauf, dass weitere Corona-Maßnahmen gelockert werden.

Lutz Hartmann und Reinhard Schmeer (v.l.) wollen die Besucher auf der Landesgartenschau für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren. Sie hoffen darauf, dass weitere Corona-Maßnahmen gelockert werden.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

30 Schulklassen hatten sich bis zum Frühjahr im Weltgarten angemeldet, um Unterricht der ganz anderen Art auf der Landesgartenschau zu erleben. Geplant war, dass sie im „Grünen Klassenzimmer“ am Snackbeet die nach Lakritz schmeckenden Blätter der Tagetes probieren. Oder dass sie an einem Ziehbrunnen namens „Globarium“ Tafeln ans Tageslicht befördern, auf denen sie mit Bildern und einfachen Texten erfahren, warum in China Menschen auf Bäume klettern. Oder dass sie blaue Hipporoller schieben, um auszuprobieren, wie Mädchen und Frauen in Südafrika mit diesen Kunststoffwalzen bis zu 90 Liter Wasser nach Hause transportieren. „Wenn die ersten Gruppen dagewesen wären, hätten sich bestimmt die nächsten angemeldet“, sagt Kerrin Brammer. Die Sozialarbeiterin hatte alles für die Kurse vorbereitet. „Doch bis zu den Sommerferien sind außerschulische Lernorte wegen der Corona-Pandemie verboten“, erläutert sie. „Die meisten Klassen haben ihre Anmeldung auf die Zeit nach den Sommerferien verschoben. Ich hoffe, dass sie dann kommen können.“

Schulklassen dürfen die Angebote zwar noch nicht nutzen. Die Initiatoren des Weltgartens freuen sich aber darüber, dass zurzeit viele Kinder mit ihren Eltern dem Weltgarten einen Besuch abstatten. Er ist durch eine weiße Zelthalbkugel nördlich des großen Förderturms zu erkennen. Die Kinder lieben es, in der digitalen Zeit dort analog tasten, schmecken oder riechen zu können, wie viele Erwachsene, die dort zum Beispiel auf Fußstapfen mit Fragen Punkte für ihren ökologischen Fußabdruck sammeln.

„Die meisten sind überrascht, wie groß ihr Abdruck ist“, sagt Reinhard Schmeer. Der einstige Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Moers-Asberg ist Vorsitzender des Fair-Handels-Vereins „fair/rhein“, der den Weltgarten betreibt. „Das Eine-Welt-Netz“ Nordrhein-Westfalen ist an die Laga-GmbH herangetreten. Es hat einen Betreiber für den Weltgarten gesucht, der seit der Landesgartenschau 2005 in Leverkusen an vielen Orten in Deutschland schon besucht werden konnte. Dann sind wir ins Spiel gekommen.“

Der Verein „fair/rhein“ sah die Chance, Fragen der Nachhaltigkeit mit dem mitteleuropäischen Lebensstil und seinen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen für die Erde zu verbinden. Auch Schüler des Gymnasiums Rheinkamp machten sich dazu – nicht nur – Gedanken. Sie gestalteten in Kunstkursen sechs bunte Stelen mit eigenen Assoziationen, die vor dem weißen Weltzelt für die sechs Kontinente stehen. Sie bemalten eine orangenfarbige Kuh mit Bildern zum Thema Ernährung. Fairona heißt dieses Kunstwerk, das zum Verweilen einlädt. Es ist ein beliebtes Fotomotiv im Weltgarten, ebenso wie die braune Figur des Erdmännchens namens Fairbert und die orange namens Fairwin.

Im Zelt des Weltgartens schenken fair/rhein-Aktive unter anderem fair hergestellten und fair gehandelten Kaffee oder Tee aus. „40 Ehrenamtliche unterstützen uns“, berichtet Reinhard Schmeer. „Wir würden uns freuen, wenn sie nach der Laga aktiv bleiben.“ Auf den Weltgarten haben sie sich vorbereitet und sind erkennbar an den orangen Namensumhängern. Im Zelt und auf dem Gelände sind sie zu finden, um mit Besuchern ins Gespräch zu kommen, wenn diese das wollen. „Der Weltgarten ist nicht nur spielerisch, sondern auch kommunikativ“, sagt Lutz Hartmann.

In den nächsten Wochen könnte der Garten noch kommunikativer werden. Interessierte können dann als begleitete Kleingruppe die Weltgartenthemen in einem Kurs intensiver kennenlernen, was seit 11. Mai erlaubt ist. „Dieses Angebot richtet sich an Familien“, sagt Reinhard Schmeer. „Bis zu neun Personen sind pro Gruppe möglich.“ Nach den Sommerferien könnten Kindergartengruppen und Schulklassen hinzukommen. „Die Laga läuft dann noch achteinhalb Wochen“, betont Kerrin Brammer. „Schön wäre es, wenn sich das Grüne Klassenzimmer zum Renner entwickelt.“

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