Corona-Virus in Kamp-Lintfort Das Kloster Kamp zeigt Corona die Faust

Die viel beachtete Arbeit des Weseler Bildhauers Thomas Heweling hat auf dem Abteiberg einen vorerst festen Standort gefunden. Die Skulptur entstand unter dem Eindruck der Corona-Krise und dem Kontaktverbot.

 2,70 Meter groß und 90 Kilo schwer: Die Corona-Faust von Thomas Heweling regt zum Nachdenken an, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. .

2,70 Meter groß und 90 Kilo schwer: Die Corona-Faust von Thomas Heweling regt zum Nachdenken an, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. .

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Thomas Heweling hat dem Kampf gegen das Corona-Virus ein viel beachtetes Symbol gegeben: etwa 2,70 Meter groß, 90 Kilo schwer und aus massivem Eichenholz. Seit Dienstag hat die zum Himmel gestreckte Corona-Faust einen festen Standort im Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp in Kamp-Lintfort. Sie steht im Garten des Spendencafés und wird die Besucher ganz sicher zu Gesprächen animieren. Thomas Heweling zeigt die Skulptur, die unter dem Eindruck der Corona-Krise und dem Kontaktverbot entstand, erstmals außerhalb seines Ateliers in Wesel-Bislich. Das Zentrum Kloster Kamp sei ein guter Standort für die Corona-Faust, sagt Thomas Heweling: „Es ist eine Begegnungsstelle für Kultur und Menschen.“

Peter Hahnen, Leiter der Einrichtung auf dem Abteiberg, freut sich über die Entscheidung des 36-jährigen Bildhauers. „Die Faust hat mich sofort angesprochen, als ich in der Tageszeitung ein Foto sah: In diesen Tagen ächzt ein ganzes System unter der Pandemie, Ärzte und Pfleger in den Krankenhäusern kämpfen und Menschenleben. Auch das Zentrum Kloster Kamp kämpft ums Überleben. Und doch werden wir alle aktiv und lassen uns nicht unterkriegen“, betont Hahnen. Rund 90.000 Euro wird dem Zentrum am Ende des Jahres fehlen, weil seit März keine Kurse, Konzerte und Gästeführungen mehr angeboten wurden. Thomas Heweling war eigentlich mit einer ganz anderen Arbeit beschäftigt, als Kontaktverbote und Lockdown unsere bisherige „Normalität“ und unsere Gesellschaft veränderten. „Wir konnten unsere Familienangehörigen nicht mehr sehen und waren in Sorge, dass sich unsere Lieben mit dem Virus infizieren könnten. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut.“ Der Künstler Heweling wollte eine eigene Antwort darauf finden – in 100 Stunden und in anderthalb Wochen war sie da, entstanden in einem künstlerisch-kreativen Prozess. „Etwas drängte mich dazu, eine Aussage zu treffen. Das ist die Aufgabe von Kunst.“ Die Stele ist von allen vier Seiten beschriftet: Nächstenliebe, Zusammenhalt, Stick together und F-you Corona.

„Es ist doch ein verdammtes Virus“, sagt der Bildhauer all jenen, denen die Sprache möglicherweise zu deutlich ist. „Kunst soll nicht schön sein, sie muss berühren.“ Die Corona-Faust entstand nicht im stillen Kämmerlein. Heweling ging ins Freie. Passanten blieben stehen und zeigten sich interessiert. „Es wurden jeden Tag mehr Menschen, die gesagt haben, dass wir solche Aussagen gerade jetzt brauchen. Es war wie die Suche nach dem Symbolhaften“, berichtet Heweling, den die Sorge antreibt, dass wir das Erlebte viel zu schnell wieder vergessen, je mehr Lockerungen möglich werden. Die Situation könne auch als Chance betrachtet werden. „Sie bietet uns die Möglichkeit, daraus zu lernen und zu schauen, wie wir unsere Zukunft gesünder gestalten können“, sagt der 36-Jährige, der nicht nur als Bildhauer, sondern auch als Designer, Innenarchitekt und Tischlermeister tätig ist. In seiner Werkstatt arbeitet er mit vielen Materialien: Metall, Glas, Farbe und Holz. Für die Corona-Faust wählte er die Eiche als warmen Werkstoff. Anfassen ist erlaubt. „Ich bin schon ganz gespannt, wie die Skulptur nach einiger Zeit aussehen wird. Sie ist auf jeden Fall zeitgemäß, und das Material wird die Zeit überdauern“, betont Heweling, der seine Kunst vor zwei Jahren sogar bei den olympischen Winterspielen in Südkorea zeigte: Damals waren es Fackeln.

Ob die Corona-Faust für immer im Zentrum Kloster Kamp bleiben wird, ist noch nicht sicher: Thomas Heweling möchte sein Kunstwerk gerne für den guten Zweck verkaufen. Mit dem Erlös will er die Arbeit des Friedensdorfes in Oberhausen unterstützen. Heweling: „Die Stele soll aber nicht in irgendeinem Garten verschwinden. Der Sinn muss gewahrt bleiben.“

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