Bergbau-Geschichte in Kamp-Lintfort Besucher entdecken die Welt unter Tage

KAMP-LINTFORT · Die Führungen durch den Lehrstollen sind gestartet. Premiere war am Pfingstsamstag. Die Beschilderung zum Lehrstollen kann noch verbessert werden. Er liegt am Schirrhof, abseits der Laufwege auf der Landesgartenschau.

 Rüdiger van der Schoot (vorne) führt eine Besuchergruppe aus Dorsten durch den Lehrstollen.

Rüdiger van der Schoot (vorne) führt eine Besuchergruppe aus Dorsten durch den Lehrstollen.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Eva Murrenhoff war aus Oberbayern an den Niederrhein gereist, um ihren Bruder in Moers und die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort zu besuchen. Am Samstagmorgen gehörte die Holzkirchenerin zu den ersten, die durch den Lehrstollen geführt wurde, der im März zu Beginn der Coronazeit gesperrt worden war.

„Ich habe an der Kasse erfahren, dass man den Lehrstollen besichtigen kann“, erzählte sie, nachdem sie zusammen mit Gästebegleiter Rüdiger van der Schoot eine gute halbe Stunde in die Untertagewelt eingetaucht war. „Unser Gästebegleiter hat alles sehr gut erklärt. Wir Süddeutschen meinen immer noch, im Ruhrgebiet würde es Schlote geben. Aber es ist nicht schwarz. Auf dem Laga-Gelände war ich überrascht, wie grün es ist.“

Die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition bietet seit dem Pfingstsamstag Führungen durch den Lehrstollen an, in dem Besucher sehen können, wie in den 1980er und 1990er Jahren Bergleute mit ihren Maschinen unter Tage Steinkohle herausholten.

Der Lehrstollen ist jetzt fünf Tage je Woche geöffnet. „Nur dienstags und donnerstags ist er geschlossen“, sagt Norbert Ballhaus als Vorsitzender der Fördergemeinschaft. „So können wir auf dem Gelände arbeiten.“ Die Mitglieder der Fördergemeinschaft bauen den südlichen Teil des einstigen Schirrhoff, der neben dem Lehrstollen liegt, zurzeit zu ihrem Domizil um. In der Coronazeit können neben dem Begleiter maximal fünf Personen an einer Führung teilnehmen. Sie müssen Masken zum Mund- und Nasenschutz tragen oder Schutzhelme mit Klarsichtvisier, die von den Begleitern bevorzugt werden. „Darunter lässt sich leichter sprechen und man bekommt leichter Luft“, sagte Klaus Deuter als Leiter des Teams Lehrstollen.

65 Personen haben sich als Begleiter gemeldet. Sie wurden in mehreren Tageskursen auf die Führungen vorbereitet. Die meisten davon sind ehemalige Bergleute, wie Rüdiger van der Schoot als früherer Leiter des E-Betriebs des Lintforter Bergwerks oder Karl-Heinz Stenmans als ehemaliger Betriebsdirektor, der 2012 zu denen gehörte, die die Zeche abschlossen. Aber es gibt auch einige, die beruflich nie mit der Steinkohle in Berührung kamen, wie der 16 Jahre alte Schüler Jonas Göbel aus Moers oder der 18-jährige Auszubildene Mika Eickmans aus Sevelen. „Die Begleiter können eine kostenlose Schnuppermitgliedschaft erhalten“, sagte Kassierer Herbert Gratzer. „So haben wir schon drei neue Mitglieder gewonnen.“

„Durch den Corona-Abstand können wir nicht alle Punkte im Lehrstollen zeigen“, erläuterte der Kassierer. „Dadurch sind die Führungen kürzer als früher, und wir verzichten auf einen Eintritt. Wir freuen uns über eine Spende, um den Lehrstollen unterhalten zu können.“ Bei der Premiere ließen die meisten Besucher die Spendenbox klingeln. Schlangen bildeten sich vor dem Lehrstollen nicht, weil die wenigsten Gartenschau-Besucher den Weg zum Lehrstollen fanden, da er abseits der Laufwege 200 Meter südwestlich des Kalisto-Zoos liegt. „Die Beschilderung ist noch zu verbessern“, sagte Ballhaus. „Nach vier Wochen setzen wir uns zusammen. Aus der dann gemachten Erfahrung sehen wir, welche Dinge noch verändert werden können. Alle Besucher sind von der Welt unter Tage begeistert.“

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