Festumzug in Kamp-Lintfort Bergleute erinnern sich am Barbara-Tag an das Bergbau-Ende

Kamp-Lintfort · Die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition veranstaltete einen Bergumzug vom Förderturm im Zechenpark bis zur Josefskirche. Im Mittelpunkt stand der Wandel, den Kamp-Lintfort seit 2012 durchlebt, aber auch das Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Füreinander-Einstehens.

 In Bergkittel und mit Schachthut ging es vom Förderturm zur Kirche St. Josef in Kamp-Lintfort.  Foto: Prümen

In Bergkittel und mit Schachthut ging es vom Förderturm zur Kirche St. Josef in Kamp-Lintfort. Foto: Prümen

Foto: Norbert Prümen

„Es ist ein sehr emotionaler Gang gewesen, für mich persönlich, ich denke aber auch für alle anderen“, blickte Joachim Brune am Sonntagabend auf den Bergumzug zurück. Der neue Pfarrer der Gemeinde St. Josef hatte die Ehre gehabt, ganz vorne bei diesem Umzug dabei zu sein.

Als Neumitglied der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition trug er allerdings noch nicht Bergkittel und Schachthut, wie 40 einstige Bergleute, die außerdem mit weißen Federn und Geleucht angetreten waren. Nach dem Umzug hielt er zusammen mit dem katholischen Pfarrer Markus Thomalla und dem evangelischen Pfarrer Michael Hammes einen ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Josef. Bevor der Bergumzug startete, hatte Bürgermeister Christoph Landscheidt auf den Wandel zurückgeblickt, den die einstige Bergbaustadt Kamp-Lintfort seit Ende 2012 durchlebte, als das Bergwerk Friedrich Heinrich, das zuletzt Bergwerk West hieß, nach 100 Jahren die Kohleförderung einstellte. Zehn Jahre liege dieses einschneidende Ereignis zurück, in denen die Stadt sich mit einer Landesgartenschau 2020 und einem Zechenpark, neuen Wohn- und Gewerbegebieten positiv entwickelt habe.

Den zehnten Jahrestag des Endes des Steinkohlenbergbaus am linken Niederrhein nahm die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition zum Anlass, am Barbaratag nicht nur zu einem ökumenischen Gottesdienst mit anschließender Barbarafeier ins Josef-Jeurgens-Haus einzuladen, sondern auch zu einem Bergumzug. Der Umzug lief von der Bühne am großen Förderturm über die Sparkassenpromenade, um über die Friedrichstraße zur Josefkirche zu gehen. Musikalisch begleitet wurde der Umzug vom Musikzug Kamp-Lintfort sowie Abordnungen der St. Johannes Nepomuk Schützenbruderschaft Alt-Lintfort der St. Josef Schützenbruderschaft Kloster Kamp sowie der St. Michael Schützenbruderschaft Saalhoff.

Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Rheinpreußen-Orchester. Pfarrer Markus Thomalla, der aus der oberschlesischen Bergbaustadt Zabrze, bis 1945 Hindenburg, stammt, erzählte die Legende der heiligen Barbara von Nikomedien. Diese habe im vierten Jahrhundert im Gebiet der heutigen Türkei als Christin gelebt, sei aufgrund ihres Glaubens verfolgt und hingerichtet worden. Da sie sich in einer Felsspalte, oder einem Erdloch, vor ihren Verfolgern versteckt habe, sei sie zum Schutzpatron der Bergleute geworden.

Pfarrer Michael Hammes erzählte, wie er, als er nach Kamp-Lintfort kam, immer wieder Geschichten gehört hätte, wie Kumpel füreinander eingestanden seien und wie sie zusammengehalten hätten. Das Füreinander-Einstehen sei ein Wert, der für das Zusammenleben einer Gesellschaft wichtig sei und die Zeit nach dem Bergbau überdauern solle, sagte er.

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