Aktion auf der Landesgartenschau Bauern werben um mehr Anerkennung

Kamp-Lintfort · In Corona-Zeiten fallen Hof- und Erntedankfeste als Begegnungsorte aus. Die rheinischen Bauern setzen auf der Landesgartenschau mit einer Strohpuppen- und Plakat-Aktion klare Zeichen Richtung Politik und Gesellschaft.

 Machten bei der Landesgartenschau auf die Situation der Landwirte aufmerksam: (von links) Jens Buchmann, Johannes Leuchtenberg, Georg Brambosch, Arne Jordans und Rüdiger Neuenhoff.

Machten bei der Landesgartenschau auf die Situation der Landwirte aufmerksam: (von links) Jens Buchmann, Johannes Leuchtenberg, Georg Brambosch, Arne Jordans und Rüdiger Neuenhoff.

Foto: Norbert Prümen

Die rheinischen Bauern setzen mit ihrer Strohpuppen- und Plakataktion ein sichtbares Zeichen. Rund 200 Strohpuppen stehen landesweit auf den Feldern und an Straßenrändern, ein Exemplar seit Donnerstag auch auf der Landesgartenschauin Kamp-Lintfort, auf dem Forum Landwirtschaft des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV).

Am ersten Wochenende im Oktober wird laut Kalender traditionell das Erntedankfest gefeiert, das dieses Mal coronabedingt entfällt. „Wir rheinischen Landwirte haben unseren Teil zur regionalen Nahrungsmittelerzeugung beigetragen“, sagte Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Die Strohpuppen mit kernigen Statements „Wir ackern für dich“ und „Regional schmeckt besser“ sind an Verbraucher Appell und Aufforderung zugleich, mit den örtlichen Landwirten ins Gespräch zu kommen, wie es auf dem Forum Landwirtschaft täglich praktiziert wird.

Landwirtschaft ist und bleibt ein hartes Geschäft. Von wegen landwirtschaftliche Romantik, wie sie in manchen Medien propagiert werde. „Der Verbraucher hat oft keinerlei Vorstellung von betrieblichen Abläufen und unseren Rahmenbedingungen“, so Jens Buchmann, zweiter Vorsitzender Kreisbauernschaft. Die Strohpuppen mit ihren Botschaften sind ein Hinweis darauf, „wie viel Umweltleistungen, Qualität, Frische und geprüfte Sicherheit der Bürger sich quasi miteingekauft. Bei regional erzeugten Lebensmitteln gibt es einen hohen Mehrwert“, so Leuchtenberg, der dabei auf die gesamtgesellschaftliche Aufgabe hinwies.

Gerade in Corona-Zeiten haben die Landwirte ihre systemrelevante Bedeutung deutlich unter Beweis gestellt, wie der Zulauf auf den Hofläden zeigt. Die Bauern geben sich daher zuversichtlich und zukunftsorientiert, wenngleich die Landes- wie Bundespolitik in Sachen Veränderungen und Verordnungen, beispielsweise bei EU-Richtlinien, Digitalisierung, Artenschutz, Stallumbauten und Tierwohl wie Düngeverordnung, auf das Gaspedal tritt und immer neue Zeitfenster aufmacht, die weit von der betrieblichen Realität entfernt sind.

Notwendige Veränderungen müsse man aber gemeinsam angehen, so Leuchtenberg, der das Konsumverhalten der Verbraucher ansprach. Beim derzeitigen Fleischpreisdumping sei es nicht möglich, kostendeckend zu produzieren. Immer mehr Betriebe geben daher auf, hieß es aus der Runde. Bauern wollen mitgestalten, wollen eine Neuausrichtung. „Wir sind bereit für diesen Weg und brauchen Unterstützung, auch vonseiten der Politik.“

Wie schnell ein Betrieb in Schieflage kommen kann, zeigt die Situation am Niederrhein mit unterdurchschnittlicher Getreideernte. Vertrocknete Weiden und schlechte Ernteerträge machen aktuell Sorgen. Schon jetzt werden die Wintervorräte an Kühe verfüttert. Issum gilt derzeit als die trockenste Region mit dem geringsten Niederschlag. Die Afrikanische Schweinepest hat Deutschland erreicht. „Die Preise sind sofort in den Keller gegangen“, so Landwirt Arne Jordans. China sowie Japan haben umgehend Lieferungen storniert.

Trotz Krise und Herausforderung bleibt der Landwirt vor Ort. Auch wenn er oft genug als „Buhmann“ der Nation beschimpft, an den Rand gedrückt, „Bauern-Bashing“ bereits in der Schule gegenüber Landwirtskindern praktiziert werde, hieß es aus der Runde. Im nächsten Jahr wollen die Bauern wieder Erntedank feiern, ganz nach dem Motto: „Wir ackern für dich, und wir schützen dein Essen.

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