Nahversorgung in Kamp-Lintfort Kamp-Lintfort als Einzelhandelsstandort

Kamp-Lintfort · Die Verwaltung ließ das Nahversorgungs- und Zentrenkonzept fortschreiben. Fazit: Die Innenstadt ist der wichtigste Einzelhandelsstandort in der Stadt. Das Gestfeld bleibt Sorgenkind. Edeka an der Parkstraße soll erweitert werden.

 Das Ek3 bildet zusammen mit dem Real-Warenhaus am Prinzenplatz die Endpunkte des innerstädtischen Nahversorgungszentrums.

Das Ek3 bildet zusammen mit dem Real-Warenhaus am Prinzenplatz die Endpunkte des innerstädtischen Nahversorgungszentrums.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Der Einzelhandel in Kamp-Lintfort hat sich in den vergangenen zehn Jahren positiv entwickelt. Vor allem die Ausstattung mit Verkaufsflächen, die Zunahme der Kaufkraft, die zumeist integrierte Lage der Nahversorger und das qualitätsvolle Angebot im Nahrungs- und Genussmittelsortiment seien im regionalen und landesweiten Vergleich überdurchschnittlich. Zu diesem Ergebnis kommt das Gutachterbüro Stadt + Handel im Rahmen der Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts aus dem Jahr 2010. Was die Nahversorgung der Bürger betrifft, bleibt vor allem jedoch der Stadtteil Gestfeld mit seinen 4663 Einwohnern weiterhin das Sorgenkind.

Kaufkraft und Einzelhandel 188 Einzelhandelsbetriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 72.700 Quadratmetern gibt es auf Kamp-Lintforter Stadtgebiet insgesamt. Die Verkaufsflächenausstattung von 1,87 Quadratmeter je Einwohner liegt laut Gutachter über dem Bundesdurchschnitt. Die Stadt weise damit eine für ein Mittelzentrum leicht überdurchschnittliche Ausstattung mit Verkaufsflächen auf. Kamp-Lintfort verfüge über eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Höhe von 239,9 Millionen Euro. Der größte Anteil entfalle auf die Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel.

Innenstadt Das Stadtzentrum stellt laut Gutachten den wichtigsten Einzelhandelsstandort in der Hochschulstadt dar. Auf die dort ansässigen 105 Einzelhandelsbetriebe entfallen gleichzeitig rund 45 Prozent der gesamten Verkaufsfläche in der Stadt. Dort befindet sich der Großteil der Verkaufsflächen für Bekleidung und Drogerie bis Nahrungsmittel. „Wir setzen in der Innenstadt seit Jahren erfolgreich auf das sogenannte Knochenprinzip mit Real und Kaufland als Endpunkten“, erläutert Bürgermeister Christoph Landscheidt. „Es hat uns in die Hände gespielt, dass Real erhalten bleibt. Es war immer ein Referenzstandort – auch was die Parkflächen betrifft“, sagt Landscheidt auf RP-Anfrage.

Östliche Moerser Straße Die Nahversorgungszentren Östliche Moerser Straße mit zwölf Betrieben und fünf Prozent der gesamtstädtischen Verkaufsfläche sowie das an der Bürgermeister-Schmelzing-Straße mit vier Betrieben und rund zwei Prozent der gesamtstädtischen Verkaufsfläche sind laut Gutachterbüro Stadt + Handel der Innenstadt deutlich nachgeordnet. Dort liege der Schwerpunkt vor allem auf dem Sortiment Nahrungs- und Genussmittel.
Gestfeld Handlungsbedarf sieht der Gutachter im Stadtteil Gestfeld. Dort besteht seit Jahren ein Defizit in der fußläufigen Nahversorgung. Die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes in diesem Bereich sei deshalb zu favorisieren. Doch das scheint nicht leicht zu sein. Zwar sind laut Gutachten ein ausreichendes Einwohnerpotenzial sowie Entwicklungsperspektiven vorhanden, aber: „Wir suchen im Gestfeld seit Jahren nach Lösungen. Im Gestfeld-Center, das in den 1970er Jahren als Standort für Einzelhandel und Wohnen gebaut worden war, gestaltet es sich mehr als schwierig, einen neuen Lebensmittelmarkt anzusiedeln“, erklärt Christoph Landscheidt im RP-Gespräch. Vor allem die Rahmenbedingungen, die heute im Lebensmittelhandel erfüllt sein müssten, seien dort nicht zu realisieren. Angrenzend an die Europa-Schule hat man offenbar aber eine Potenzialfläche für die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes identifiziert, die jedoch aufgrund ihrer Lage nur eingeschränkt zu empfehlen sei, heißt es im Einzelhandelskonzept. „Wir sind dort noch in der Abwägung“, betont Landscheidt.

Niersenbruch Im Fokus der Gutachter steht auch der Niersenbruch. Bei dem an der Wiesenbruchstraße liegende Kiwitt-Markt handele es sich um einen kleinflächigen Betrieb, der keine Konkurrenz zu den großflächigen Angeboten des zentralen Versorgungsbereichs Innenstadt darstelle. Dennoch komme dem Lebensmittelmarkt als einziger Anbieter im Niersenbruch eine hohe Bedeutung für die Sicherung der wohnungsnahen Nahversorgung im Stadtteil zu. Da im Niersenbruch aktuell die Entwicklung eines neuen Wohngebietes geplant ist, sei eine perspektivische Sicherung der Nahversorgung notwendig. „Als Stadt versuchen wir, den Standort auf jeden Fall zu erhalten“, betont der Bürgermeister. Falls dies am jetzigen Standort nicht funktionieren sollte, behält sich die Stadt eine Fläche auf dem ehemaligen Grundstück der Hauptschule als Option offen.

Geisbruch Bewegung kommt offenbar auch wieder in das Planverfahren für die Erweiterung des Edeka-Standortes an der Parkstraße im Stadtteil Geisbruch. Das für das Vorhaben erforderliche Bebauungsplanverfahren wurde bereits im Jahr 2010 eingeleitet. Es habe sich aufgrund von lärmtechnischen Aspekten und der Abstimmung über eine verträgliche Verkaufsfläche seinerzeit immer wieder verzögert, teilte die Verwaltung im Stadtentwicklungsausschuss am vergangenen Dienstag mit. „Edeka hat Interesse, dort die Pläne wieder aufzugreifen“, erläutert Bürgermeister Christoph Landscheidt auf Nachfrage. Angedacht ist, das Bestandsgebäude zurückzubauen und einen Neubau auf 1700 Quadratmetern zu errichten. Im Altbau stehen nur 1170 Quadratmeter zur Verfügung. Der Stadtentwicklungsausschuss gab am Dienstag grünes Licht für die Änderung des Flächennutzungsplans.


Nahversorgung Die Anforderung an einen Nahversorgungsstandort erfüllen in Kamp-Lintfort aktuell außerdem folgende Standorte: der Alte Markt in der Altsiedlung (Rewe), die Moerser Straße West (Penni), die Pestalozzistraße (Netto) und die Prinzenstraße (Lidl). An letzterem Standort steht ebenfalls eine Betriebserweiterung an.

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