Kamp-Lintfort "Kaliko" wird interkultureller Treff

Kamp-Lintfort · Die städtische Kleiderkammer wird 2018 aufgegeben, das Projekt "Alltagsbegleiter" läuft aus und die Anlaufstelle für Flüchtlinge am Rathausplatz wird Stadtteiltreff. Die Stadt Kamp-Lintfort hat ihre Flüchtlingshilfe neu justiert.

 Der Spracherwerb ist eines der Themen, die die Stadtverwaltung in ihrem Maßnahmenpaket aufführt. Der Internationale Bund soll die Flüchtlinge und Asylbewerber weiterhin betreuen. Ein Schwerpunkt der Sozialbetreuung liegt laut Verwaltung künftig in der Unterstützung bei der Wohnungssuche.

Der Spracherwerb ist eines der Themen, die die Stadtverwaltung in ihrem Maßnahmenpaket aufführt. Der Internationale Bund soll die Flüchtlinge und Asylbewerber weiterhin betreuen. Ein Schwerpunkt der Sozialbetreuung liegt laut Verwaltung künftig in der Unterstützung bei der Wohnungssuche.

Foto: RP-Archivfoto

Die Zahl der Flüchtlinge, die in den vergangenen Monaten in Deutschland angekommen sind, ist deutlich gesunken. In Kamp-Lintfort leben laut Stadt aktuell 241 Asylbewerber. Die Verwaltung hat auf diese veränderte Situation reagiert und ein Maßnahmenpaket entwickelt, wie Aufnahme, Unterbringung und Integration der geflüchteten Menschen in Kamp-Lintfort umgesetzt werden soll. 2018 werden deshalb einige Änderungen vorgenommen: Die Anlaufstelle für Flüchtlinge "Kaliko", die vor zwei Jahren am Rathausplatz öffnete, soll beispielsweise bis Mitte dieses Jahres in einen Stadtteiltreff umgewandelt werden. Dort fanden Flüchtlinge bislang Beratung, Unterstützung und Begleitung in allen Alltagsfragen. "Im Kaliko treffen sich Flüchtlinge, Sozialarbeiter und freiwillig Engagierte", heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Die einseitige Ausrichtung der Angebote führe jedoch dazu, dass Flüchtlinge kaum mit Kamp-Lintfortern in Kontakt kämen. Außerdem befürchtet die Verwaltung, dass die umfassende Hilfe auch zur Unselbstständigkeit führen könnte. Ein Stadtteiltreff könne hingegen die Begegnung von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen ermöglichen. Für sinnvoll hält die Verwaltung ein Kooperationsmodell mit der Caritas, die nebenan den Caritreff unterhält.

"Auch wenn mit einem interkulturellen Treff räumlich etwas Neues entsteht, so bleibt doch Bewährtes erhalten. Teile der erprobten Angebote des Stadtteilmanagements sowie der haupt- und ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit könnten so ineinandergreifen", heißt es in der Verwaltungsvorlage. Bis Juni soll auch das Projekt "Alltagsbegleiter" auslaufen. Sie fungierten seit August 2016 als Mittler zwischen Menschen mit unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Hintergründen und unterstützten die Zugewanderten durch Beratung und Hilfestellungen im Alltag. Sie begleiteten die Männer und Frauen zu Ämtern, Behörden, aber auch zu Freizeiteinrichtungen. Eine Verstetigung des kompletten Angebots sei ausgeschlossen, so die Stadtverwaltung, da die Beschäftigungsprogramme, mit denen auch eine Bezuschussung der Lohnkosten erfolge, im Juni auslaufen werde und daher nicht in dem begonnenen Ausmaß fortgesetzt werden könne. Bis März soll darüber hinaus die städtische Kleiderkammer aufgegeben werden. Wie die Verwaltung unter anderem im Ausschuss für Senioren und Soziales und im Haupt- und Finanzausschuss erläuterte, sei das "Vorhalten einer Bekleidungsausgabestelle für Flüchtlinge nur noch schwierig darstellbar". Die Trennung von Ausgabestellen für einkommensarme Kamp-Lintforter durch Wohlfahrtsverbände, die dort ein kleines Entgelt zahlen, und einer kostenfreien Kleiderkammer für Flüchtlinge sei für die Bürger nicht nachvollziehbar und nach außen auch nicht vermittelbar. Die Stadtverwaltung kann sich allerdings den Weiterbetrieb der Kleiderkammer durch den Caritasverband vorstellen - beispielsweise in Form einer Zusammenlegung mit dem Caritreff. Die Asylbewerber sollen bei Ankunft künftig einen Wertgutschein erhalten - vornehmlich für das Second-Hand-Angebot der Caritas. Eine Fortsetzung des so genannten FIM-Programms ist in Kamp-Lintfort nicht geplant.

FIM steht für Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen und ermöglichte die Schaffung von niederschwelligen Arbeitsgelegenheiten für Asylbewerber. Dieses Programm stelle sich aufgrund des Antrags-, Bewilligungs- und Nachweisverfahrens als kompliziert und aufwendig dar, erläutert die Verwaltung in dem Maßnahmenpaket. Die aktuelle Förderung läuft im Frühjahr aus. Die Umsetzung werde unter anderem auch dadurch erschwert, dass nur bestimmte Zielgruppen teilnahmeberechtigt seien. Vereine wie "Integration Flüchtlinge Kamp-Lintfort" bedauern diese Entscheidung. Im multimedialen Lernzentrum des Vereins, das seinen Sitz im Diesterwegforum hat, werden aktuell zwei Kräfte auf FIM-Mitteln finanziert.

Das von der Verwaltung erarbeitete Maßnahmenpaket thematisiert darüber hinaus die Unterbringung der zugewiesenen Flüchtlinge, deren Betreuung durch Kräfte des Internationalen Bundes, das bürgerschaftliche Engagement, die Unterstützung durch Vereine und die Integration in den Arbeitsmarkt.

(RP)
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