Berufswelt in Kamp-Lintfort Zehn Jahre Initiative für Teilzeitausbildung

KAMP-LINTFORT · Das Jubiläum wurde gestern in Kamp-Lintfort gefeiert.

 Das Zehnjährige wurde auf dem Campus der Hochschule in Kamp-Lintfort gefeiert.

Das Zehnjährige wurde auf dem Campus der Hochschule in Kamp-Lintfort gefeiert.

Foto: Arnulf Stoffel/Arnulf Stoffel (ast)

(got) Daniela Binder ist jemand, der nicht aufgibt. Sie schrieb Dutzende Bewerbungen, um einen Ausbildungsplatz zu finden. „Am Anfang habe ich vermerkt, dass ich ein kleines Kind habe“, erzählt die 29-Jährige aus Wesel. „Von vielen Arbeitsgebern habe ich gar nichts gehört. Dann habe ich nichts mehr vom Kind in die Bewerbungen hineingeschrieben. Aber wenn ich beim Vorstellungsgespräch auf das Kind zu sprechen kam, war Schluss.“ Schließlich kam sie mit Klaus Friedrich, Arbeitsvermittler bei der Arbeitsagentur Kreis Wesel, in Kontakt. Über ihn erhielt sie einen Ausbildungsplatz in Teilzeit beim Rewe-Markt von Carsten Teichert in Hamminkeln vermittelt.

Im Sommer 2018 schloss sie ihre zweijährige Ausbildung als Verkäuferin ab, um seitdem 30 Stunden in der Woche dort zu arbeiten, montags bis freitags von 8.30 bis 15 Uhr. Den Weg von Daniela Binder gehen nur sehr wenige alleinerziehende Mütter. „2018 haben in Nordrhein-Westfalen rund 500 Personen eine Teilzeitausbildung begonnen, vor allem Alleinerziehende“, berichtet Karin Linde. „Das sind nur 0,4 Prozent aller begonnen Ausbildungen.“ Sie ist bei der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung NRW für die Gleichstellung von Mann und Frau verantwortlich. Außerdem moderierte sie die Jubiläumsveranstaltung „Erfolgsmodell Teilzeitberufsausbildung“ auf dem Campus der Hochschule Rhein-Waal, weil die Initiative für Teilzeitberufsausbildung in den Kreisen Kleve und Wesel 2009 gegründet wurde.

„Die Möglichkeit der Teilzeitausbildung ist vielen unbekannt, auch nach zehn Jahren“, sagte die Diplom-Soziologin vor 50 Zuhörern. Es waren vor allem Mitarbeiter von Arbeitsagenturen, Jobcentern und Weiterbildern, aber auch die Landräte Ansgar Müller und Wolfgang Spreen. In der Variante, die von Daniela Binder gewählt wurde, beträgt die Ausbildungszeit 25 Stunden statt 40 Stunden pro Woche. Da die Berufsschultage unverändert sind, sind die Auszubildenden nur drei halbe Tage beim Arbeitgeber. „Ich habe mit den anderen Mitarbeitern gesprochen“, berichtete Carsten Teichert. „Sie haben Verständnis für die Arbeitszeiten, vor allem die, die selber Kinder haben.“

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