Kamp-Lintfort Hospital sucht Spender für Aufbau einer Palliativ-Station

Kamp-Lintfort · Das St.-Bernhard-Krankenhaus beschreitet neue Wege: Um Menschen mit einer unheilbaren Krankheit ganzheitlich auf einer eigenen Station zu betreuen, sucht es Unterstützer, die mit einer Spende helfen, das Vorhaben zu realisieren.

 Dr. Ute Becker, Oberärztin an der Medizinischen Klinik I, im Gespräch mit einem Patienten. Sie ist ausgebildete Palliativ-Medizinerin und macht sich für die Einrichtung der neuen Station stark.

Dr. Ute Becker, Oberärztin an der Medizinischen Klinik I, im Gespräch mit einem Patienten. Sie ist ausgebildete Palliativ-Medizinerin und macht sich für die Einrichtung der neuen Station stark.

Foto: St.-Bernhard-Hospital

60 Menschen haben die Ärzte und Schwestern 2012 im St.-Bernhard-Hospital palliativ behandelt. "Wir verstehen unter Palliativmedizin die ganzheitliche Betreuung von Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung — von der Diagnose über die Therapie bis zur Begleitung der Endphase ihres Lebens", erklärt Dr. Ute Becker, Oberärztin an der Medizinischen Klinik I.

Kostten betragen 480.000 Euro

Um diesen Patienten mehr Geborgenheit und bis zum Ende Lebensqualität zu geben, braucht es Ruhe, Zeit und Raum. Deshalb plant das St.-Bernhard-Hospital, eine eigene Palliativ-Station aufzubauen — mit dem Ziel, schwerstkranken Patienten und ihren Angehörigen einen Bereich zu schaffen, der die bestmögliche medizinische Betreuung in einem angenehmen Umfeld sicherstellt. Um dieses ambitionierte Bauprojekt realisieren zu können, schlägt das Krankenhaus einen neuen Weg ein: Es sucht großzügige Unterstützer, die mit einer finanziellen Spende Bau, Ausstattung und Personalbedarf ermöglichen wollen.

Rund 480.000 Euro kostet die Einrichtung der Station. Das staatliche Gesundheitssystem und die Krankenkassen decken die Mehrkosten nicht, heißt es in eine Broschüre, die das Krankenhaus anfertigen ließ. Die Idee, bei Menschen und Unternehmen in der Region um Unterstützung zu werben, brachte Jörg Verfürth, Pressesprecher des Krankenhauses, von einer Fortbildung nach Kamp-Lintfort mit. "Neu ist das Fundraising nicht. In München versucht man, auf diese Weise eine Kinderklinik zu gründen. Auch die Uni-Klinik in Essen stemmt so ein Patientenprojekt." Rund 70 Unternehmen in Kamp-Lintfort und in der Region wurden angeschrieben.

27.000 Euro wurden bereits gespendet

Das Projekt stößt auf große Resonanz: "Sponsoren haben uns seit Ende November bereits 27.000 Euro zur Verfügung gestellt", betont Jörg Verfürth. Und das hat Krankenhaus vor: Zu den bereits zwei bestehenden Palliativ-Zimmern sollen drei weitere Räume auf einer ruhigen Station eingerichtet werden. "Wir wollen eine angenehme Atmosphäre schaffen, in der sich die Patienten und die Angehörigen wohl fühlen können", sagt Ute Becker. Gemütliche Sitzmöbel, ausreichend Platz für persönliche Dinge, indirekte Beleuchtungsmöglichkeiten, Schallschutztüren, andere Farben an den Wänden, Fußböden in wohnlicher Holzoptik und eine Wohnküche, in der Patienten und Angehörige ein bisschen Normalität erleben können. Außerdem sollen die Zimmer eine klimatische Ausgestaltung bekommen.

Die finanziellen Mittel sollen aber auch genutzt werden, um Pflegekräfte und Fachärzte palliativmedizinisch und onkologisch aus- und weiterzubilden. "Die Behandlung der Patienten erfordert mehr. Mehr Zeit, mehr Einfühlungsvermögen", sagt Anne Hegmann, Krankenschwester für Palliativ-Care. Zurzeit übernehmen die Mitarbeiter der Station 7 b die tägliche Versorgung der schwer kranken Patienten. In einer wöchentlich stattfindenden Palliativ-Konferenz wird der Krankheitsverlauf fachbereichs-übergreifend besprochen.

Zum Team gehören zurzeit drei Palliativ-Ärzte, Pflegekräfte, Psychoonkologen, Seelsorger und Krankengymnasten. Für die Sanierung des Bettenhauses verfolgt das Hospital eine Bauzielplanung von drei bis vier Jahren. In diesem Zeitfenster soll auch die Palliativ-Station aufgebaut und eingerichtet sein.

(RP)
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