Hochschule in Kamp-Lintfort „Die Mitarbeiter bei der Digitalisierung beteiligen“

KAMP-LINTFORT · Eine menschliche Seite hat die vierte industrielle Revolution, wie die drei bisherigen industriellen Revolutionen eine gesellschaftliche Seite hatten: die Etablierung der Dampfmaschine, die Nutzung von Strom und Telefon genauso wie die Einführung des Computers.

„Konventionelle Arbeitsteilung und bewährtes Projektmanagement können versagen“, sagt Torsten Niechoj. „Die Mitarbeiter müssen aktiv in die Digitalisierung eingebunden sein, Einfluss auf sie haben. Durch die Digitalisierung ändern sich ihre Arbeitsplätze, wie sich Strukturen und Kulturen in Unternehmen ändern.“ Um diese grundlegenden Fragen der vierten industriellen Revolution praxisnah in den Blick zu nehmen, organsierte der Professor der Fakultät für Kommunikation und Umwelt der Hochschule Rhein-Waal am Mittwoche die zweite Tagung zur digitalen Kommunikation.

Diese grundsätzlichen Fragen scheinen sich auch viele Unternehmen am Niederrhein zu stellen. So kamen gestern 70 leitende Mitarbeiter aus dem Dreieck zwischen Duisburg, Geldern und Kleve zur Tagung nach Kamp-Lintfort. Sie erfuhren zum Beispiel von Farboud Cheraghi, der einer der zehn Referenten war, von einer neuen „digitalen Kultur“. „Wir erlauben uns, etwas zu riskieren, einmal etwas falsch zu machen, um es nachher besser zu machen“, wurde sie vom Mitarbeiter der Frankfurter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers beschrieben. Diese Kultur passe nicht zum deutschen Perfektionismus, nur etwas zu etablieren, wenn es sofort zu 100 Prozent funktioniere.

Der Referent mahnte für produzierende Unternehmen an, Inseln, die bereits stark digitalisiert seien, miteinander zu verbinden. Marvin Schäfer berichtete als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ruhr-Universität Bochum vom Projekt „Industrie 4.0 – Mitbestimmen und mitgestalten“, in dem die Bochumer Hochschule untersucht, wie Unternehmen Mitarbeiter bei der Digitalisierung beteiligen.

Da jedes Unternehmen anders sei, habe diese Beteiligung mit einem maßgeschneiderten Konzept zu erfolgen, wenn diese nachhaltig gelingen solle. Andere Strukturen und andere Kulturen, die durch einen stärkeren Fluss von Daten verursacht sind, sind abhängig von diesem Datenfluss. So betrachtete Ulrich Greveler die „Vertikalen Sicherheitsanforderungen in der digitalen Produktion“. Der Professor der Hochschule Rhein-Waal sprach am Mittwoch die Gefahr der Datensabotage an, beispielsweise wenn eine Maschine, die laufen solle, heruntergefahren werde und damit die Produktion ausfalle. Genauso sah er die Chancen der Digitalisierung, wie die anderen Referenten und die Tagungsbesucher.

2021 können Interessierte wieder praxisnah über grundlegende Fragen der Digitalisierung sprechen, weil Torsten Niechoj für dieses Jahr die dritte Tagung zum Thema Digitalisierung auf dem Kamp-Lintforter Campus der Hochschule Rhein-Waal plant.

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