Kamp-Lintfort Hier baut das Friederike-Fliedner-Haus an

Kamp-Lintfort · Das Gebäude, in dem die frühere Buchhandlung Broekmann residierte und das der Stadt ihren Namen gab, ist vollständig abgerissen. Dort wird bis zum Herbst 2015 die Erweiterung des Friederike-Fliedner-Hauses errichtet.

 Das Gebäude, in dem die frühere Traditionsbuchhandlung Broekmann residierte, ist inzwischen abgerissen. Das Friederike-Fliedner-Haus soll an dieser Stelle erweitert werden. Der Neubau hat auch eine Änderung der Straßenführung zur Folge.

Das Gebäude, in dem die frühere Traditionsbuchhandlung Broekmann residierte, ist inzwischen abgerissen. Das Friederike-Fliedner-Haus soll an dieser Stelle erweitert werden. Der Neubau hat auch eine Änderung der Straßenführung zur Folge.

Foto: Siwe

Am Donnerstag vor Karfreitag wurde der letzte Bauschutt abgefahren. Seitdem ist nichts mehr von dem Broekmann-Haus zu sehen, das der an der Kreuzung der Friedrich-Heinrich-Allee mit der Ringstraße stand und der Stadt ihren Namen "Camp-Lintfort" gab.

 Eine historische Postkarte, die das Gebäude an der Friedrich-Heinrich-Allee in seinen Anfangsjahren zeigt.

Eine historische Postkarte, die das Gebäude an der Friedrich-Heinrich-Allee in seinen Anfangsjahren zeigt.

Foto: siwe

Der Name geht auf Margarete Fink zurück. Sie nannte ihre Zeitung "Camp-Lintforter Zeitung", die sie für die Gemeinden "Camp, Hörstgen", Saalhoff, Rossenray, Camperbruch und Lintfort" drucken ließ. Ab Mai 1919 ging diese Zeitung in Druck, die gleichzeitig "Amtsblatt für die Bürgermeistereien Camp, Hörstgen und Vierquartieren" war. Das deutet darauf hin, dass der Name mit Karl Liermann abgestimmt war, der bis 1920 Bürgermeister für diese Gemeinden war. Die Zeitung erschien bis 1933, als die Nationalsozialisten die Pressefreiheit einschränkten.

Die Druckmaschinen der Druckerei Fink standen in einem zweigeschossigen Backsteingebäude, das an der Moerser Straße 74 hinter dem heutigen Lintforter Bierbrunnen liegt. Das Büro und die Anzeigeaufnahme befanden sich in dem Broekmann-Haus, das in diesen Tagen abgerissen wurde. Über dem Eingang zur Friedrich-Heinrich-Allee hing vermutlich seit Mai 1919 das Schild "Camp-Lintforter Zeitung", auf dem das erste Mal das Wort "Camp-Lintfort" sichtbar in der Öffentlichkeit zu lesen war.

"Die Camp-Lintforter Zeitung hat den Namen der Stadt 15 Jahre vorweggenommen", sagt Stadtarchivar Dr. Albert Spitzner-Jahn. "1919 gab es noch sechs Gemeinderäte. Erst 1934 ist Camp-Lintfort Gemeinde geworden, wobei kurz darauf die Schreibweise in Kamp-Lintfort verändert wurde. 1950 wurde Kamp-Lintfort dann Stadt." Das Gebäude an der Kreuzung Friedrich-Heinrich-Allee und Ringstraße blieb im Besitz der Familie Fink, die es in den 1960er Jahren im Erdgeschoss an Helmut Broekmann vermietete. Dieser richtete dort eine Buchhandlung mit Schreibwarengeschäft ein, die 2011 schloss. Die Buchhandlung war ein Treffpunkt für alle, die sich für Lokalgeschichte interessierten. Auch wenn das Gebäude im Laufe der Zeit den Namen Broekmann-Haus erhielt, befand es sich nie im Eigentum des Buchhändlers.

Der Abriss des Broekmann-Hauses begann am Montag, der auf das Wochenende folgte, an dem die Hochschule mit zwei Tagen der offenen Tür eröffnet worden war. Eine Woche später, also am Montag vor Ostern, war es vollkommen dem Erdboden gleich gemacht. Bis zum Gründonnerstag war der letzte Schutt abgefahren. In den nächste Wochen wird auf dem leeren Gelände der Anbau des evangelischen Altenpflegeheims Friederike-Fliedner-Hauses entstehen. "Im Herbst 2015 soll alles fertig sein", sagt Ralph Simon, Geschäftsführer des Friederike-Fliedner-Haus. "Der Anbau ist notwendig, weil es nach dem Wohn- und Teilhabegesetz in einem Pflegeheim 80 Prozent Einzelzimmer geben muss. Diese Gesetz tritt Anfang 2018 in Kraft." Auf drei Etagen sind jeweils zwölf Zimmer geplant. Das Gebäude hat die Form eines Hufeisens. Dazu soll es im Erdgeschoss ein Café geben. "Dieses Café kann auch von den Kamp-Lintfortern zum Verweilen genutzt werden", sagt Ralph Simon.

Der Anbau kostet 3,4 Millionen Euro. Diese Kosten trägt die Palaios gemeinnützige GmbH, die Eigentümerin des Friederike-Fliedner-Hauses ist.

(RP)
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