Kamp-Lintfort Grünes FabLab entsteht auf Zechenareal

Kamp-Lintfort · Die Hochschule Rhein-Waal möchte mit regionalen Partnern das weltweit zweite GreenFabLab auf dem Zechenareal in Kamp-Lintfort realisieren. Erste Architekten-Entwürfe liegen vor. Eröffnung soll zur Landesgartenschau 2020 sein.

 Bei Professor Kai Jörg Tiedemann laufen zurzeit alles Fäden für das Green FabLab zusammen.

Bei Professor Kai Jörg Tiedemann laufen zurzeit alles Fäden für das Green FabLab zusammen.

Foto: Creich

Die Idee, in Kamp-Lintfort ein "grünes Labor" als offene Werkstatt auf dem Zechengelände zu realisieren, beflügelt alle Beteiligten. "Wir haben schon mehr als 50 Projektideen gesammelt", betont Kai Jörg Tiedemann, Professor an der Fakultät Kommunikation und Umwelt in Kamp-Lintfort. Dort hat sich der Lenkungskreis angesiedelt, um die Idee eines "Green FabLabs" mit Leben und Inhalten zu füllen. Ein Fabrication Laboratory, in dem das Wissen über die digitale Fertigung in einer offenen Werkstatt weiter gegeben wird, gibt es auf dem Campus bereits. Im Green FabLab soll diese Idee um den Bereich der Umwelt- und Agrarforschung erweitert werden. Vorbild ist die Einrichtung in Barcelona mit ihrem Ableger, der Bio Academy. "Wenn unser Green FabLab eingerichtet ist, ist es weltweit das zweite", betont der Professor nicht ohne Stolz.

Der Lenkungskreis steht aktuell vor der Herausforderung, Struktur in die Themenfülle zu bringen und die Schwerpunkte in ein Konzept zu gießen. Dabei steht nicht nur die Forschung im Fokus. "Wir wollen versuchen, mit handfesten Projekten aus den Bereichen Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit eine breite Öffentlichkeit zu erreichen", erläutert Tiedemann. Das können zum Beispiel im Lab selbst gebaute Bio-Labore mit Zentrifugen, Mikroskopen und Spektrometern sein.

"Oder auch Sensoren, mit denen man die Feinstaubbelastung übers Smartphone messen kann", erzählt der Professor für Ökologie und Umwelt. "Ein anderes schönes Beispiel gibt es aus einem Bürgerprojekt in Barcelona zu erzählen: Anwohner eines großen Platzes hatten sich über die nächtliche Lärmbelästigung beschwert. Die Stadt schritt jedoch nicht ein. Das dortige Lab stattete die Leute mit Sensorik für eigene Messungen aus, die die durchschlagenden Argumente lieferten."

3D-Bio-Printing könnte ebenso im Lintforter Green FabLab seinen Platz finden wie das Thema "Smart Agriculture", an dem Professor Rolf Becker arbeitet. "Drohnen überfliegen Äcker und zeigen genau an, wo diese zum Beispiel bewässert werden müssen", erläutert Tiedemann weiter. Er arbeitet zurzeit ebenfalls im 3D-Labor zum Thema Bewässerung. Im Rahmen eines Entwicklungsprojekts in Peru hatte er sich mit effizienten Bewässerungssystemen für die Landwirtschaft befasst. "In Peru arbeitete man mit Tongefäßen, die das Wasser in den Boden abgeben", sagt er. Im 3D-Labor der Hochschule versucht er, solche Behältnisse zu drucken. "In einer Größenordnung, die für den Balkon geeignet ist. Unser Dekan hat mal gesagt, dass wir heute an der Schwelle einer riesigen Bewegung stehen und in zehn Jahren jeder Haushalt einen eigenen 3D-Drucker besitzen wird."

Im Green FabLab soll aber auch der Schrebergärtner ganz einfach eigene Brauchwasseraufbereitungen aufbauen können. Nicht nur inhaltlich ist das Green FabLab auf einem guten Weg. Auch für das Gebäude, das auf dem Zechenareal in der Nähe zum Campus entstehen soll, gibt es bereits die ersten Entwürfe. Die Stadt hat das Architektenbüro "Modularbeat" Münster mit der Planung beauftragt, das den Architektenwettbewerb für das Green FabLab sowie das Erlebnispädagogische Zentrum Niederrhein gewonnen hatte. Aktuell steht die Hochschule in Gesprächen mit den Architekten und der Stadt Kamp-Lintfort. Die Hochschule wird als Mieterin in das Gebäude einziehen.

"Es werden uns Räumlichkeit mit bis zu 300 Quadratmetern zur Verfügung stehen, in denen wir unsere Werkbänke aufstellen können." Geplant sind außerdem ein großer Raum für Präsentationen und Vorträge sowie ein Schmutzlabor, in dem man mit Materialien aus dem Freien arbeiten kann.

(RP)
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