Gestaltungssatzung auf dem Prüfstand Mehr Sonnenenergie für die Altsiedlung

Kamp-Lintfort · Die Stadt will die Gestaltungssatzung für die historische Bergarbeitersiedlung überprüfen. Die Vorschriften verbieten bisher Solaranlagen auf der Straßenseite der Häuser. Das sei nicht mehr zeitgemäß.

 Die Ebertstraße in der Altsiedlung. Die Gestaltungssatzung verbietet Solaranlagen an der Straßenseite.

Die Ebertstraße in der Altsiedlung. Die Gestaltungssatzung verbietet Solaranlagen an der Straßenseite.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Der Spagat zwischen Denkmal- oder Klimaschutz – in Zeiten der Energiewende beschäftigt er immer mehr Städte. Jetzt hat das Thema Kamp-Lintfort erreicht. Es geht um die Altsiedlung, deren Gestaltungssatzung auf den Prüfstand kommt, um den Bewohnern die Installation von Solaranlagen auf den Dächern zu erleichtern.

Die Altsiedlung ist nicht nur die größte historische Werkssiedlung weit und breit. Für viele ist sie auch die schönste. Das liegt nicht zuletzt an der seit 2002 geltenden Gestaltungssatzung. Mit ihren Vorschriften und Regelungen hilft sie, den historischen Charakter der „Kolonie“ zu erhalten und das ursprüngliche Erscheinungsbild der Häuser möglichst nicht zu beeinträchtigen. Photovoltaik- und Warmwasseranlagen dürfen laut Paragraf 17 der Gestaltungssatzung „nur auf rückseitigen Dachflächen und in Dachneigung angebracht werden“. Allerdings sind die rückseitigen Dachflächen nicht immer diejenigen, die nach Süden ausgerichtet sind. Deshalb möchte die Stadt untersuchen, ob die Einschränkung aufgehoben werden kann, ohne dem historischen Charme der Siedlung zu schaden. Der Haupt- und Finanzausschuss hat der Verwaltung einen entsprechenden Auftrag erteilt.

Das Interesse an Solaranlagen nehme zu, auch in der Altsiedlung, sagte Bürgermeister Christoph Landscheidt: „Wir sehen anhand der Bauberatungsanfragen, dass das ein Thema ist.“ Es sei ein berechtigtes Anliegen der Menschen, auf erneuerbare Energien zurückgreifen zu können. Und: Zwar hat die Stadt im Gegensatz zu vielen anderen keinen „Klimanotstand“ ausgerufen, der Rat hat sich aber verpflichtet, „alles klima- und umweltschädliche Handeln zu unterlassen und ressourcen- und klimaschonende Maßnahmen im Sinne der Bewahrung der Schöpfung auf allen Politikfeldern zu fördern“.

Die Überarbeitung der Gestaltungssatzung für die Altsiedlung sei eine Herausforderung, sagte Kamp-Lintforts Chefplanerin Monika Fraling. „Wir werden versuchen, einen guten Kompromiss zu finden.“ Probleme sieht sie unter anderem, weil die rote Dachfarbe typisch für die Siedlung sei. Solaranlagen in diesem Farbton gibt es ihres Wissens nach nicht. „Schwarze oder dunkelblaue Anlagen werden aber immer herausstechen.“

Zudem gebe es in der Siedlung viele unterschiedliche Haustypen mit unterschiedlichen Dachformen. Viele davon ließen nur die Installation kleiner Solaranlagen zu. Einen Flickenteppich aus kleinen Anlagen will man aber unbedingt vermeiden. Möglicherweise könnten alternativ Garagendächer für die Errichtung von Anlagen freigegeben werden, denn Garagen gehörten nicht zum historischen Bild der Siedlung.

„Es ist eine schwierige Aufgabe, unterschiedliche Interessen prallen aufeinander“, sagte der Bürgermeister über die anstehende Prüfung der Gestaltungssatzung. Ergebnisse dazu sollen noch in diesem Jahr vorliegen.

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