Kamp-Lintfort Gemeinde Lintfort wird 100 Jahre alt

Kamp-Lintfort · Im Jahr 1917 bekamen die evangelischen Christen in Lintfort ihren selbstständigen Pfarrbezirk. Das wird am Sonntag im Geisbruch und rund um die Kreuzkirche gefeiert.

 Rechts: Die architektonisch eindrucksvolle Christuskirche. Links: Kinder führen 2016 ein Stück in der Kreuzkirche auf.

Rechts: Die architektonisch eindrucksvolle Christuskirche. Links: Kinder führen 2016 ein Stück in der Kreuzkirche auf.

Foto: Dieker/Koopmann

Heute klingt es kurios, doch die evangelische Kirchengemeinde Lintfort war einst nur ein Teil der traditionsreichen Gemeinde Hoerstgen. Man schrieb das Jahr 1917, als Lintfort einen eigenen Pfarrbezirk bekam. Zwei Jahre später wurde die Kirchengemeinde dann selbstständig. Es war der Bergbau, der diese Entwicklung beförderte. 1906 war in Lintfort Steinkohle gefunden worden, viele Bergleute zogen dorthin.

Morgen, Sonntag, feiern die Gemeindeglieder und ihre Gäste das Jubiläum, im Geisbruch in und um die Kreuzkirche, das Dietrich-Bonhoeffer-Haus und die Kindertagesstätte Regenbogen. Beginn ist um 11 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kreuzkirche, Geisbruchstraße 22. Anschließend gibt es Leckeres vom Grill, Reibekuchen, Salate, Kaffee und Kuchen, alles zu "familienfreundlichen Preisen", wie der Kirchenkreis Moers auf seiner Internet-Seite verspricht.

Es wird allerdings nicht nur geschmaust, die Besucher können auch an einer Straßenmalaktion, an einem Luftballonwettbewerb und einer "Amerikanischen Versteigerung" teilnehmen. "Daneben gibt es ein breites Musikangebot im Stundentakt in der Kreuzkirche: Die Kinder der Ernst-Reuter-Schule singen Lieder aus ,Mary Poppins', es gibt Gospels mit den ,Lightning Souls', Bluesmusik mit den ,blugruv(s)' und Classic Rock mit ,BuckleUp'", teilt der Kirchenkreis mit.

Ein Ereignis der vergangenen hundert Jahre Gemeindegeschichte ist besonders in Erinnerung geblieben. Aus Protest gegen die energiepolitischen Pläne der Bundesregierung harrten 25 Frauen fünf Wochen in der Christuskirche aus. Damit wollten sie ein Zeichen gegen die Kürzung der Kokskohlebeihilfe setzen, die auch die Zechen vor Ort bedrohte. Und ihre Aktion fand gewaltige Resonanz, nicht nur in den deutschen Medien. Sogar die "New York Times" berichtete über die willensstarken Damen aus einer Stadt mit Namen Kamp-Lintfort.

Die Kirchengemeinde unterstützte das Anliegen der Protestierenden, und das Rote Kreuz versorgte sie mit Eintopf und Feldbetten. Nach drei Wochen kam der damalige Ministerpräsident Johannes Rau in die Kirche und suchte das Gespräch.

Diese und andere Geschehnisse in der Gemeindegeschichte finden Interessierte in einer Chronik, die im Pfarrheft "Blickpunkt" erschienen ist. Die Datei kann unter der Webseite www.kirche-moers.de heruntergeladen werden. Dort können Interessierte nachlesen, wie 1921 eine erste Notkirche an der Ringstraße eingeweiht wurde, wie dann 1928 der Bau der Christuskirche begann. Diesen Namen erhielt sie allerdings erst, als 1966 ein zweites Gotteshaus hinzu kam, die heutige Kreuzkirche.

Wer am Sonntag einen Parkplatz sucht, kann den Schulhof der Ernst-Reuter-Schule an der Mittelstraße nutzen.

(RP)
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