Gemälde im Kloster Kamp Auferstehung Christi im Hier und Jetzt

Kamp-Lintfort · Peter Hahnen, Leiter des Zentrums Kloster Kamp, erläutert ein Gemälde von Bartholomäus Bruyn.

 Die „Auferstehung Christi“ aus der Werkstatt von Bartholomäus Bruyn hängt in der Marienkapelle von Kloster Kamp.

Die „Auferstehung Christi“ aus der Werkstatt von Bartholomäus Bruyn hängt in der Marienkapelle von Kloster Kamp.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Das Gemälde hängt in der Marienkapelle des Klosters Kamp. Es stammt von einem Großen seiner Zunft: Bartholomäus Bruyn. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wirkte er am Niederrhein, bevor er nach Köln zog und dort als Porträt- und Altarmaler zu Ruhm und Wohlstand kam. Das Werk im Kloster Kamp zeigt die Auferstehung Christi, es wurde dem Kloster im Jahr 1714 von den Herzögen von Kleve vermacht. Entstanden ist es irgendwann in den 1520er bis 1540er Jahren in der Werkstatt von Bruyn.

Auf dem Bild verlegt Bruyn die Auferstehung in seine eigene Zeit, erläutertet Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp: „Es ist kein Felsengrab, wie in der Stadt Jerusalem vor 2000 Jahren. Es ist ein Sarkophag, wie er am Niederrhein oder in Köln vor 500 Jahren ausgesehen haben dürfte. Für den Maler ist die Auferstehung ein Ereignis in der Jetztzeit, im Hier und Heute. Christus hat den Tod überwunden, ist auferstanden, für dich und mich. Wahrscheinlich würde der Maler die Protagonisten dieses Gemäldes heute in Jeans malen.“

Hahnen lenkt den Blick auf weitere Details. „Ein Wächter schläft, bekommt gar nichts mit. Ein anderer Wächter ist überrascht, weiß noch nicht, wie er sich verhalten soll.“ Besonders interessant findet Hahnen den Mann, der sich am linken unteren Rand mit freundlichem Gesicht aus dem Bild hinausstiehlt: „Er symbolisiert das freundliche Desinteresse, mit der die christliche Botschaft von einigen aufgenommen wird. Nach dem Motto: Schön, aber darüber können wir morgen reden. Sprich: wahrscheinlich nie.“

Im rechten Hintergrund des Bildes sind drei Frauen zu erkennen, die noch nichts von der Auferstehung wissen. Sie kommen, um den Leichnam Jesu zu salben. „Die ersten, die von der Auferstehung Jesu erfahren und weitergesagt haben, waren Frauen“, sagt Hahnen. Von Männerbund könne in der Bewegung Jesu keine Rede sein.

Die Werkstatt um Bartholomäus Bruyn baut mit den drei Frauen eine zweite Ebene in das Bild ein. Im linken Hintergrund enthält es eine dritte. Dort ist Jesus am Eingang einer Höhle zu sehen. „Die Christen haben sich schon immer gefragt, wo Jesus Seele zwischen dem Tod am Karfreitag und der Auferstehung in der Osternacht gewesen ist“, erläutert Hahnen. „Im Glaubensbekenntnis heißt es, Jesus sei ins Reich des Todes hinabgestiegen. Genau das ist hier dargestellt. Jesus predigt im Reich der toten Seelen.“

Im Mittelpunkt des Bildes steht aber der auferstandene Christus, der mit dem Kreuzstab als Siegeszeichen, an dem die Osterfahne hängt. „Der Kreuzstab zeigt das einstige Schandmal der Hinrichtung, durch Rom gewandelt zum Zeichen des Lebens“, sagt Hahnen. „Das Leben der Christen ist auf die Auferstehung gerichtet. Das Bild ist nicht nur ein Bild, sondern Theologie: Es hofft auf Betrachter und darauf, dass sie die Osterbotschaft hören und bedenken wollen.“

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