Kultur in Kamp-Lintfort Namenlos schöne Papierkunst

KAMP-LINTFORT · Die Kamp-Lintforter Galerie Schürmann stellt Arbeiten von Andrea Behn aus.

 Bekennende Perfektionistin und Papierliebhaberin: Andrea Behn in der Kamp-Lintforter Ausstellung.

Bekennende Perfektionistin und Papierliebhaberin: Andrea Behn in der Kamp-Lintforter Ausstellung.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Ihre Bilder haben keine Titel, und auch ihre Ausstellung in der Kamp-Lintforter Galerie Schürmann trägt nur ganz schlicht den Namen der Künstlerin und den bescheidenen Zusatz „Arbeiten auf Papier“. Mehr braucht es eigentlich auch nicht, denn die Arbeiten von Malerin Andrea Behn sprechen für sich. Insgesamt neun großformatige und 30 kleine, 18,4 mal 23,5 Zentimeter große Bilder der in Dortmund geborenen und jetzt in Herdecke lebenden Künstlerin sind in den nächsten fünf Wochen in dem großen hellen Galerie-Raum und dessen beiden Schaufenstern an der Moerser Straße 252 zu sehen, wobei jedes Bild für sich eine möglichst langfristige Betrachtungsdauer verlangt.

Das gilt vor allem für die großen Formate. Was auf den ersten Blick wie eine fein strukturierte, oftmals aus nur drei Farben zu bestehende Fläche erscheint, eröffnet erst bei näherem Hinsehen seine ganze, vielschichtige Farbigkeit. „Vielschichtig“ ist dabei das entscheidende Wort, denn die meisten von Andrea Behns Arbeiten enthalten bis zu hundert, auf einander folgende Farbaufträge. Das allein ist schon beeindruckend, noch ungewöhnlicher ist jedoch das Trägermaterial für diese zahlreichen Farbaufträge. Das ist nämlich in diesem Fall keine übliche Leinwand, sondern Papier. „Ein etwas dickeres Papier natürlich. Ich weiß nicht, wieviel Gramm pro Quadratmeter. Ich war schon immer eine Papier-Liebhaberin“, erklärte Andrea Behn am Donnerstag bei einem Pressegespräch zur ihrer Ausstellung. „Es ist die glatte Oberfläche dieses Materials, die es ermöglicht, mir die Arbeiten zu eigen zu machen.“ Bei einer Leinwand, so fuhr sie fort, sei die Gewebestruktur immer ein mitbestimmendes Gestaltungselement. Dass sie ihre Papierbilder zum Schluss dann aber doch auf Leinwände kaschiert, geschieht lediglich, um ihnen einen „Körper“ zu geben. Dabei wird das Kaschieren selber zu einer künstlerischen Handlung, denn die Verwendung von feuchtem Buchbinderleim wellt das Papier je nach Laufrichtung und Farbauftrag oft auf unkontrollierte Weise, und kann im schlimmsten Fall sogar das ganze Bild zerstören. Kleinere, beim Kaschieren oft auftretende Falten kann Andrea Behn bisweilen noch hinnehmen, handelt es sich jedoch um eine ganz besonders sensible Farbkomposition, löst sie das Papier wieder ab.

Doch nicht nur in dieser Beziehung ist sie eine bekennende Perfektionistin. Auch bei der öffentlichen Darbietung ihrer Bilder muss alles stimmen. „Mir ist der der Gesamtklang einer Ausstellung wichtig. Meine Arbeiten brauchen einen gewissen Raum“, erklärte sie. Eine Forderung, der Galerie-Inhaber Andreas Verfürth gerne nachgekommen ist, indem er vorher ein kleines Modell, seines Galerieraumes für sie angefertigt hat. Danach wurde eine Wand ausschließlich mit ihren während eines künstlerischen Aufenthaltes in der Künstlergemeinschaft „Cité International des Arts“ in Paris entstandenen kleinen Arbeiten bestückt, die im Gegensatz zu den meist in Blau, Grau und Schwarz gehaltenen, großen Bildern eher farbenfroh daher kommen.

Die kleinen Arbeiten sind, obwohl man es zunächst vermuten könnte, jedoch keine lediglich besonders gelungenen Ausschnitte aus größeren Gemälden, sondern ganz gezielt für diese Größe geplant worden. „Ich arbeite immer im Ganzen und schneide niemals zu. Das halte ich für Betrug“, so Andrea Behn. In diesem Sinne erwartet die Besucher der Kamp-Lintforter Galerie Schürmann in den nächsten fünf Wochen ein überaus wahrhaftiger Kunstgenuss.

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