Kamp-Lintfort Fördergemeinschaft entrümpelt Schirrhof

Kamp-Lintfort · Seit einer Woche räumen Mitglieder der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition die ehemalige Ausbildungswerkstatt der Zeche aus. Dort soll bis 2020 ein Familien- und Kulturzentrum entstehen.

Alte Möbel und Türen, Spülen, Kabel, Heizungen und jede Menge Schrott haben die zwölf Männer aus dem Schirrhof bereits ausgebaut und entsorgt. "Ein Container ist voll, der nächste ist auch schon gut gefüllt", betont Herbert Gratzer. Er trägt wie seine Vereinskollegen von der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition, linker Niederrhein, eine robuste Arbeitskluft. Die Männer helfen der Stadt Kamp-Lintfort dabei, dass der denkmalgeschützte Schirrhof besenrein wird - ehrenamtlich versteht sich. Bevor dort der geplante Umbau zu einem Familien-, Bildungs- und Kulturzentrum starten kann, gibt es noch einiges zu entrümpeln und zu entsorgen.

Die Mitglieder der Fördergemeinschaft haben auch tatkräftige Unterstützung durch die Freiwillige Feuerwehr erhalten: "Die Männer waren am Freitag hier und haben die Heizungsanlage von den Leitungen abgetrennt - mit einer Hydraulikschere. Das geht viel leichter", berichtet Herbert Gratzer. Viele der freiwilligen Helfer der Fördergemeinschaft, die nebenan auch den früheren Lehrstollen des Bergwerks sozusagen als begehbares Museum betreiben, haben selbst noch auf der Zeche gearbeitet. Im Schirrhoff war die Ausbildungswerkstatt des Bergwerks West untergebracht.

"Hier war die Elektrowerkstatt, dort drüben eine kleine Schmiede", erinnert sich einer der Männer, der hier seine Ausbildung absolviert hatte. Mit dem Gebäudeensemble verbinden die meisten Erinnerungen ans eigene Berufsleben. "Dort drüben war mein Büro", sagt Gratzer. An der Türe hängt noch das Schild: "Personalentwicklung. Zwei Jahre habe ich dort gearbeitet", sagt Gratzer ein wenig wehmütig, während drinnen das Metall klirrt. Seine Kollegen sind gerade dabei, die ausgebauten Metall- und Schrottteile auf einen Haufen zu stapeln. Bis 2020 soll auf dem Gelände der ehemaligen Ausbildung des Bergwerks West ein Familien-, Bildungs- und Kulturzentrum entstehen - mit einer neuen Kindertagesstätte und einem Zentrum für Bergbautradition.

Die geräumige Werkstattfläche soll in Zukunft als Multifunktionsraum genutzt werden - für Sitzungen und Veranstaltungen zum Beispiel. Wenn der Schirrhof komplett entrümpelt ist, startet die Schadstoffsanierung in den Gebäuden. Zwei Gutachten liegen vor. Das erste wurde vor dem Kaufvertrag erstellt, den die Stadt mit der RAG Montan Immobilien (MI) geschlossen hatte. "Wir wollten wissen, was wir hier vorfinden könnten", erläutert Richard Maier, städtischer Mitarbeiter im Amt für Gebäudewirtschaft. Einen Teil der Schadstoffe wird die RAG MI entsorgen lassen. Dazu gehören unter anderem der PCB-haltige Farbanstrich und die belasteten Böden. Die RAG wird bis etwa August in den Gebäuden arbeiten.

Die Stadtverwaltung übernimmt dann ab Mitte September die Entsorgung der Schadstoffe - unter anderem auch Asbest. "Wir werden dafür ein Fachunternehmen beauftragen. Denn wir wollen in der neuen Kindertagesstätte, die hier im Sommer 2020/21 im Nordflügel eröffnen soll, keine Belastungen mehr haben. Ziel ist ein komplett Schadstoff-freies Gebäude", sagt Christoph Müllmann, Erster Beigeordneter. Diese Sanierung wird voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Ab 2019 werden die Baupläne im Schirrhof umgesetzt - auch im angrenzenden Ausstellungsbereich und im Pumpenhaus. Dort entsteht das Informationszentrum. Und auch die Fördergemeinschaft, die heute noch im Knappenhaus mit ihrer Sammlung residiert, wird in den renovierten Schirrhof einziehen.

(RP)
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