Kamp-Lintfort Experten loben Umbau von St. Barbara

Kamp-Lintfort · Der Bund Deutscher Architekten hat die Umgestaltung der Kirche an der Mittelstraße in ein Kolumbarium mit einer Anerkennung bedacht. Diese gilt für die Kirchengemeinde St. Josef als Bauherrin und das Architektenbüro Hermann.

 Pfarrer Karl Josef Rieger freut sich über die Anerkennung des Bunds Deutscher Architekten für das Kolumbarium in St. Barbara.

Pfarrer Karl Josef Rieger freut sich über die Anerkennung des Bunds Deutscher Architekten für das Kolumbarium in St. Barbara.

Foto: K. Dieker

Die Jury lobte vor allem den würdigen und respektvollen Umgang mit der Kirche St. Barbara, die Liebe zum Detail und die angemessene Wahl der Materialien. Seit November 2016 ist das Gotteshaus an der Mittelstraße ein Kolumbarium. Pfarrer Karl Josef Rieger ist stolz ob der Bestätigung durch den Bund Deutscher Architekten. "Die drei großen Auszeichnungen gingen zwar ans Fliedner-Haus in Kamp-Lintfort, an Minto und Blauhaus in Gladbach, aber wir freuen uns sehr über diese Anerkennung", sagt der Pfarrer bei einem Rundgang durch das St.-Barbara-Kolumbarium.

Wichtiger als die Anerkennung ist es Karl Josef Rieger aber, dass die Gemeinde die Kirche im Geisbruch durch die Umwandlung in ein Kolumbarium als Ort der Ruhe und Meditation erhalten konnte. "Es ist eine sinnvolle Nutzung nach der Profanierung von St. Barbara", sagt er. Und es bietet eine Alternative zur traditionellen Erdbestattung. Dies empfinden auch Monika Kaussen und Manfred Morawietz so. Sie gehören zu einer Gruppe von 20 Ehrenamtlichen, die während der Öffnungszeiten nicht nur auf den würdigen Ort achten, sondern auch für die Trauernden als Ansprechpartner da sind. Monika Kaussen engagiert sich in der Trauerarbeit: "Wir laden die Menschen ein, mit uns ins Gespräch zu kommen", sagt sie, und Manfred Morawietz, der die Barbarakirche seit ihrer Gründung 1968 kennt und besucht, fügt hinzu: "Wir trösten uns gegenseitig."

 Monika Kaussen und Manfred Morawietz gehören zu den 20 Ehrenamtlichen, die im Kolumbarium Dienst tun und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Monika Kaussen und Manfred Morawietz gehören zu den 20 Ehrenamtlichen, die im Kolumbarium Dienst tun und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Foto: Anja Katzke

Das Kolumbarium, sagt Monika Kaussen, habe eine ganz besondere Atmosphäre und meditative Stimmung. "Sie bietet den Besuchern einen starken Ruhepunkt. Die Menschen brauchen einen Ort, an dem sie weinen können." Das Kolumbarium öffnet bislang nur an drei Tagen in der Woche (dienstags und donnerstags, von 15 bis 17 Uhr, sowie samstags, von 10 bis 12 Uhr). "Wer sonntags das Urnengrab eines Angehörigen besuchen möchte, der bekommt im Pfarrbüro aber den Schlüssel", betont Karl-Josef Rieger. 30 Bestattungen fanden seit der Eröffnung in St. Barbara statt.

"Es gibt bereits Reservierungen für etliche Kammern. Besonders ältere Menschen möchten gerne wissen, wo sie nach dem Tod bleiben", sagt der Pfarrer und Dechant. Die Reservierung einer Kammer kostet 100 Euro, die immer zum Ende eines Jahres beglichen wird, etwa 20 Kammern sind bereits reserviert.

 Nicht alles ist aus der Kirche St. Barbara verloren gegangen.

Nicht alles ist aus der Kirche St. Barbara verloren gegangen.

Foto: aka

Die Urnenfächer in den sechs Wänden sind 40 Zentimeter breit und 50 Zentimeter hoch. Ein Einzelfach kostet einmalig auf 15 Jahre 1800 Euro. Dazu kommen Steinmetz-Kosten in Höhe von 600 Euro. Der Preis sei damit verhältnismäßig niedrig. Das Kolumbarium verfügt über insgesamt 576 Fächer. Jede Wand trägt Namen von Heiligen, die in einem Bezug zur Stadt Kamp-Lintfort stehen und zur Orientierung dienen. St. Bernhard steht für das Kamp-Lintforter Krankenhaus, St. Josef für die katholische Kirchengemeinde. Die Angehörigen können aus fünf verschiedenen Steinen wählen, mit denen die Kammer verschlossen werden soll. Das Kolumbarium, das nicht nur Katholiken, sondern allen Christen als letzte Ruhestätte zur Verfügung steht, sei noch immer im Entstehen. Als Nächstes, berichtet der Pfarrer, soll das Taufbecken weiter nach vorne (zum Eingang hin) versetzt werden.

"So wollen wir einen Anfang setzen. Zwischen Taufbecken und Altar inmitten des Kirchenraums wird die letzte Ruhestätte geschaffen. Es ist ein Ewigkeitsraum, in dem die Asche nach Ablauf der Ruhezeit aufbewahrt werden soll. Die alte Altardecke liegt jetzt im Chorraum auf dem Boden. Dort können die Urnen zur Trauerfeier abgestellt werden.

Die katholische Kirchengemeinde reagiert mit dem Bau des Kolumbariums auch auf eine veränderte Bestattungskultur. "In Kamp-Lintfort finden inzwischen zu mehr als 70 Prozent Urnenbestattungen statt. Bei den Katholiken sind es ein Viertel", betont Karl Josef Rieger.

(RP)
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