Kamp-Lintfort Einzelhändler werben seit 45 Jahren zusammen

Kamp-Lintfort · Im Mai 1972 gründeten 46 Einzelhändler die Werbegemeinschaft in Kamp-Lintfort. Heute zählt sie 140 Mitglieder. Geschäftsführerin Christine Utermühlen will 2018 aufhören: Nachfolger gesucht.

 Christine Utermöhlen ist Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft. Sie stellt sich 2018 nicht mehr zur Wahl für diese Aufgabe.

Christine Utermöhlen ist Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft. Sie stellt sich 2018 nicht mehr zur Wahl für diese Aufgabe.

Foto: Anja Katzke

Der Anfang brauchte viel Überzeugungsarbeit - bis 46 Einzelhändler 1972 die Kamp-Lintforter Werbegemeinschaft gründeten. Vorsitzender war Optiker Gottfried Wiesner. "Sein Sohn Andreas Wiesner führt heute das Geschäft weiter, so wie etliche Gründungsunternehmen noch heute dabei sind. Hodey und Heep zum Beispiel", betont Christine Utermöhlen, die seit 2014 Geschäftsführerin ist. Heute hat die Werbegemeinschaft gut 140 Mitglieder. "Sie ist in ihrer Form schon etwas Besonderes. Es handelt sich um einen eingetragenen Verein, der jedoch nicht gemeinnützig ist", erläutert Christine Utermöhlen. "Das heißt: Wir arbeiten betriebswirtschaftlich. Das Geld, das wir einnehmen, fließt immer wieder in neue Aktionen und Veranstaltungen, die für Kamp-Lintfort als Einkaufsstadt werben sollen. Das ist in unserer Satzung festgelegt."

Und das sind gar nicht mal so wenige Veranstaltungen, die das Publikum in die Fußgängerzone und in die anderen Geschäftsviertel ziehen: Die Werbegemeinschaft organisiert seit vielen Jahren die Frühjahrs-Straßenparty und das Stadtfest im Herbst, Gewerbepark- und Geisbruchfest sowie den Nikolausmarkt. "Wir sind beim Heimatshoppen dabei und sorgen in der Adventszeit auch für die Weihnachtsbeleuchtung", zählt die Geschäftsführerin auf, die 2014 die Nachfolge von Bernd Eichhof angetreten hatte. "Es gibt viele Städte, in denen es einen solchen Verbund nicht gibt. Wir können auf unseren Zusammenhalt stolz sein." Die gute Vernetzung sei auch dem geschuldet, sagt Utermöhlen, dass sich die Werbegemeinschaft in Kamp-Lintfort ein Büro leistet. Dort, an der Friedrichstraße, koordiniert und organisiert Geschäftsführerin Christine Utermöhlen mit ihrer Mitarbeiterin alle Aktionen und Veranstaltungen. Und dort wird auch die Familienpost geschrieben und layoutet, die seit 33 Jahren einmal im Monat in der Stadt erscheint. Dabei hat sie die Kosten und alle administrativen Aufgaben stets im Blick. "Mir macht das großen Spaß", betont die 66-Jährige.

Kamp-Lintfort gehe es heute als Einkaufsstadt weder besser noch schlechter als anderen Städten. "Wir haben genauso wie Moers oder Krefeld mit leerstehenden Geschäften zu kämpfen. Die Stadt hält aber dagegen", betont Utermöhlen und verweist auf den rasanten Stadtumbau der letzten Jahre: Prinzenplatz und Fußgängerzone. "Damit konnten wir bei den Kunden punkten. Es ist alles hell und licht geworden." Kamp-Lintfort habe einen guten Bestand an inhaber-geführten Geschäften sowie einigen Einzelhändlern, die mit ihrer Idee in eine Lücke gestoßen seien und betriebswirtschaftlich auf guten Füßen stünden. "Und dazu gibt es wie in allen Städten Filialisten. Leider ist es schwierig, diese in eine Werbegemeinschaft einzubinden. Dass viele Kunden heute im Internet shoppen, besorgt sie weniger: "In Kamp-Lintfort findet man alles für den täglichen Bedarf. Die Einzelhändler müssen sich das Internet zum Freund machen und es selber nutzen."

Christine Utermöhlen selbst will spätestens im März 2018 als Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft aufhören. "Dann wählt die Mitgliederversammlung einen neuen geschäftsführenden Vorstand. Ich stehe nicht mehr zur Wahl, weil ich mich gerne in den Ruhestand verabschieden möchte. Auf mich warten zwei wunderbare Enkelkinder." Ein Nachfolger wird zurzeit dringend gesucht. Bislang hat sich niemand gefunden. Das liegt vor allem daran, dass es sich um keine hauptberufliche Beschäftigung handelt. "Und sie erfordert über die Vergütung hinaus die Bereitschaft zu einem großen ehrenamtlichen Engagement. Die Messlatte liegt hoch", betont Christine Utermöhlen, die ihre Aufgabe gerne in gute Hände geben möchte.

(RP)
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