Musik in Kamp-Lintfort Eine romantische Eröffnung

Unter dem Titel „Rundum klassisch“ stand das Eröffnungskonzert des Kammermusikfests Kloster Kamp, das sich allerdings als ein rundum romantischer Abend erweisen sollte. Den Zuhörern gefiel es.

 Roland Krüger (Klavier), Roman Patocka (Violine), Alfredo Zamarra (Viola) und Christopher Franziskus (Violoncello).

Roland Krüger (Klavier), Roman Patocka (Violine), Alfredo Zamarra (Viola) und Christopher Franziskus (Violoncello).

Foto: Cristoph Reichwein (crei)

  Im vollbesetzten Audimax der Hochschule Rhein-Waal begrüßte der Künstlerische Leiter Alexander Hülshoff rund 300 Besucher zu „drei großen romantischen Werken“, die vielen Besuchern aus dem Besuch der vorangegangenen öffentlichen Proben vertraut waren: „Jedes Jahr ist es wieder schön, wie gut die Proben angenommen werden und wie das Publikum die Gestaltung der Interpretation miterlebt.“ Das Duo mit der Bratschistin Simone Jandl und dem Pianisten Yannick Rafalimanana gehörte zu den Enssembles, bei denen von Anfang an die kammermusikalische Harmonie stimmte. Schon bei den ersten Proben hatte es kaum Korrekturen gegeben, das Zusammenspiel lief von Anfang an so stimmig, als sei das Festivalduo seit Jahren aufeinander eingespielt. Dieser Eindruck wurde beim Konzert bestätigt, das die beiden mit Robert Schumanns „Märchenbilder“ op. 113 eröffneten.

Jedes dieser vier kleinen Charakterstücke erzählt eine Geschichte, hatte Alexander Hülshoff in der Einleitung erklärt, und man konnte beobachten, wie das gebannt lauschende Publikum die einzelnen in Musik gefassten Erzählungen erspürte. Simone Jandl meisterte die technischen Herausforderungen der „Kinderspäße“, wie Schumann die Märchenbilder nannte, absolut bravourös, so etwa in den Doppelgriffen des zweiten Stückes oder den „mit springendem Bogen“ zu spielenden Triolen des dritten. Yannick Rafalimana gestaltete den Klavierpart ebenso sensibel wie selbstbewusst, und so gelang es den beiden, die Märchenbilder mit liebevollen Details zu phantasiereichen Visionen zu formen, die faszinierende Rhetorik und mysteriöse Geheimnise vereinten.

Nach dem herrlich melancholisch gespielten vierten Stück, einem Wiegenlied, dem der dunkle Bratschenklang einen wunderbaren Zauber verlieh, herrschte einen Moment lang andächtige Stille im Saal, bevor der erste Jubelbeifall des Abends losbrach. Ein starker Auftakt, den der Pianist Roland Krüger, der Geiger Roman Patocka, der Bratschist Alfredo Zamarra und der Cellist Christopher Franzius mit einer temperamentvollen Interpretation von Antonín Dvoráks Klavierquartett op. 87 beantworteten. Der gewichtige Klavierpart verlangt einen Pianisten, der eigenes Gestalten und dialogisches Zusammenspiel gleichermaßen beherrscht. Eine Herausforderung, die Roland Krüger mit Bravour meisterte, wie schon zu Beginn des pathetischen Werks zu bewundern war, wo das Klavier dem Marcato gespielten Unisono der Streicher mit einem dramatischen Thema antwortet. D

er Vorwurf, Dvorák habe hier zu wenig auf kammermusikalische Ausgewogenheit geachtet, verlor dank der besonderen Spannung des Zusammenspiels jedes Gewicht. Sehr schön auch der authentische Tonfall, den der tschechische Geiger Roman Patocka dem vermeintlich wenig tschechisch geprägten Werk verlieh, und der sich mit den betörenden Cellokantilenen vereinte und dem in die Tiefe gehenden Bratschenklang, in dem „Alfredissimo“ Zamarra seinem Ruf als Musiker, der die Bratsche zum Singen bringt, alle Ehre machte.

  Eine Interpretation mit viel Liebe zum Detail, die vom Publikum ebenso stürmisch gefeiert wurde wie das Finale mit Brahms’ Klavierquartett op. 60, gespielt von der Pianistin Michal Friedlander, der Geigerin Anna Heygster, der Bratschistin Béatrice Muthelet und der Cellistin Katharina Apel. Frauen-Power im intelligenten Streicherspiel, das mit dem singenden und vollgriffigen Klavierklang auf geradezu ideale verschmolz.

Man darf gespannt sein auf die Fortsetzungen im Kammermusikfest Kloster Kamp.

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