Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn Die Job-Paten zeigen Wege in den Beruf

Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn · Im Projekt der Stadt Kamp-Lintfort helfen Menschen aus der Grafschaft Jugendlichen bei der Suche nach der Lehrstelle.

 Birgit Klein Reesink aus Kamp-Lintfort engagiert sich gerne für das Projekt "Job-Paten". "Ich habe zwei eigene Kinder auf ihrem Weg ins Berufsleben begleitet und kann gut meine Erfahrungen einbringen", erklärt sie den Grund ihres Engagements.

Birgit Klein Reesink aus Kamp-Lintfort engagiert sich gerne für das Projekt "Job-Paten". "Ich habe zwei eigene Kinder auf ihrem Weg ins Berufsleben begleitet und kann gut meine Erfahrungen einbringen", erklärt sie den Grund ihres Engagements.

Foto: Klaus Dieker

Birgit Klein Reesink, Annette Fiering und Hendrik Kerkstra sind Ratgeber, Unterstützer und Mutmacher. Als Jobpaten helfen sie Schülern in Kamp-Lintfort, den Übergang von der Schule ins Berufsleben erfolgreich zu meistern. Die Stadt hatte das Projekt 2012 mit dem Job-Center initiiert. Kooperationspartner ist die Freiwilligenzentrale "WieDuMir".

Birgit Klein Reesink hat ihr "Patenkind" wie die anderen vor etwa einem Jahr bei einem Kegelabend kennengelernt — in entspannter Atmosphäre und ganz unverbindlich. Die Chemie stimmte auf beiden Seiten. "Wissen Sie, Bildung ist ein hohes Gut. Und das möchte ich den Schülern gerne vermitteln", erklärt die Kamp-Lintforterin, warum sie sich einsetzt. "Ich habe zwei eigene Kinder auf ihrem Weg ins Berufsleben begleitet und kann gut meine Erfahrungen einbringen", erklärt Klein Reesink. Sie möchte Beraterin sein, nicht Lehrerin. "Ich helfe gerne den Jugendlichen, die in ihrem Elternhaus nicht immer die Unterstützung finden, die sie benötigen."

 Hendrik Kerkstra hat seinem Schützling zu einem Praktikum geraten.

Hendrik Kerkstra hat seinem Schützling zu einem Praktikum geraten.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Deshalb bemüht sie sich nicht nur im Gespräch herauszufinden, welche Interessen die Jugendlichen haben. Sie macht ihnen deutlich, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Und sie akquiriert zuweilen auch Praktika. "Als Erwachsener hat man ja den einen oder anderen Kontakt zu Handwerksbetrieben", betont sie. Ihr erstes "Patenkind" machte ein Praktikum im Unternehmen ihres Mannes, damit er einen Einblick ins Berufsleben erhält. Heute kann sich der Junge gut vorstellen, ein Berufskolleg zu besuchen. "Mal sehen, vielleicht studiert er ja noch", sagt Birgit Klein Reesink. Sie ist inzwischen auch Ansprechpartnerin für eine weitere Jugendliche, die mit ihrer Unterstützung schnell einen Ausbildungsplatz fand.

Auch Hendrik Kerkstra aus Neukirchen-Vluyn steht regelmäßig im Kontakt mit seinem Schützling — auch per E-Mail und Handy. Er selbst arbeitet als Maschinenbautechniker im Einkauf. "Für mich war Fortbildung immer ein Thema", erklärt der 47-Jährige, warum er seit Februar einem 16-jährigen Schüler zur Seite steht. "Wir treffen uns alle sechs Wochen, quatschen über dies und das. Ich habe ihn zu einem Survival-Nachmittag am Elfrather See eingeladen, damit wir uns besser kennenlernen." Kerkstra hat sich vorgenommen, dem Jungen ein Bild davon vermitteln, wie es in der Arbeitswelt zugeht.

"Und ich habe ihm deutlich gemacht, wie wichtig es ist, ein gutes Zeugnis zu haben", betont der Neukirchen-Vluyner, der lange mit dem Gedanken gespielt hatte, sich in der Berufsbegleitung zu engagieren. "Ich weiß, wie schwierig es ist, den Berufseinstieg allein meistern zu müssen." In den jüngsten Herbstferien hat sein "Patenkind" freiwillig ein Berufsorientierungspraktikum absolviert. "Bei einem Sanitär- und Heizungsbauer — mit der Erkenntnis, dass er lieber doch Kfz-Mechatroniker werden möchte", erzählt er. Auch Annette Fiering aus Moers trifft sich mit ihrem Schützling, einem Mädchen, einmal in der Woche. "Ich bin für sie da, regelmäßig und verbindlich, und zeige ehrliches Interesse an ihrem schulischen Alltag", sagt sie. Nachfragen, Hinterfragen, Mut machen, Leistung wertschätzen und Loben: "Es sind oft nur Kleinigkeiten, die einen jungen Menschen motivieren können", weiß die Moerserin. "Inzwischen bringt sie ihre Klassenarbeiten mit und erzählt mir ihre Sorgen", beschreibt sie das Vertrauensverhältnis. Annette Fiering hat nicht lange überlegen müssen, sich für das Projekt zu engagieren. "Wir tragen nicht nur für Familie und Freundeskreis Verantwortung, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung." Sie freut sich auf die Treffen mit ihrem Schützling. "Es ist für mich Perspektivwechsel. Ich erfahre, wie eine Jugendliche die Welt sieht."

(RP)
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