Kamp-Lintfort Friedhof mit „Garten der Erinnerung“

KAMP-LINTFORT · Es ist ein neues Angebot, bei dem Urnengrab, Bepflanzung und Stele aufeinander abgestimmt sind. Damit öffnet sich der Kamper Friedhof weiter neuen Bestattungsformen. Der Garten liegt hinter der Friedhofskapelle.

 Jochen Brandt (links) und Heinz Ermen freuen sich über das neue Erinnerungsfeld auf dem Kamper Friedhof.

Jochen Brandt (links) und Heinz Ermen freuen sich über das neue Erinnerungsfeld auf dem Kamper Friedhof.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Der Kamper Friedhof öffnet sich weiter. Seit Mitte 2000 dürfen sich dort auch Katholiken beerdigen lassen, die nicht der Pfarrgemeinde Liebfrauen Kamp angehören. Seit 2009 sind Urnenbegräbnisse möglich. Und seit 2016 finden dort ebenso Menschen, die der evangelischen, freikirchlichen oder neuapostolischen Kirche angehören, ihre letzte Ruhe. In dieser Woche erweitert sich das Angebot des Kamper Friedhofs um einen „Garten der Erinnerung.“

Es ist eine runde Fläche mit zweieinhalb Metern Durchmesser, die östlich hinter der Friedhofskapelle liegt. Sie ist angeschlossen an die beiden Reihen mit rechteckigen Urnengräbern. Im Unterschied zu diesen Gräbern, auf denen meistens rechteckige Grabplatten liegen, fehlen diese beim ersten „Garten der Erinnerung“. Vor- und Zunamen, Geburts- und Todesdaten werden vom Sonsbecker Steinmetz Michael Schmidt auf einer Stele vermerkt. Diese steht in der Mitte der runden Fläche und ist aus acht Granitsteinen aufgebaut, die eine quadratische Grundform haben.

„Auf den jeweils vier Seiten der oberen vier Steine werden die Namen eingraviert“, erläutert Heinz Ermen als Mitglied des Friedhofausschusses der Pfarrgemeinde St. Josef. „Darunter steht: ,Nur Gast auf Erden‘. 16 Menschen finden im Garten der Erinnerung ihre letzte Ruhe. Schon als er angelegt wurde, gab es die ersten Anfragen.“

Angelegt wurde der „Garten der Erinnerung“ von Hansel Wagner Garcia Zaballa, einem Auszubildenden der Friedhofsgärtnerei Brandt, im Juli. Fertig war er aber erst in der vergangenen Woche, als die Stele aufgestellt wurde. „Es war ein Projekt zum Abschluss seines zweiten Lehrjahres“, berichtet Jochen Brandt. „Er hat den Garten um eine Mauer aus Ruhrsandsteinfels angelegt, der aus Hohensyburg bei Dortmund stammt. Grab, Bepflanzung und Stele sind aufeinander abgestimmt.“

Viermal im Jahr wechselt die Bepflanzung. Zurzeit besteht sie unter anderem aus Heidekraut und Alpenveilchen. Ist der „Garten der Erinnerung“ doch bereits bepflanzt, bevor Menschen dort beigesetzt werden. Vor jeder Beerdigung wird dort ein 80 Zentimeter tiefes rundes Loch ausgehoben, das sofort wieder verschlossen und bepflanzt wird, wenn sich die Urne darin befindet. „Das ist ein Unterschied zu anderen Grabfeldern“, sagt Jochen Brandt.

Ein weiterer Unterschied ist die Grabpflegeverpflichtung, die die Angehörigen über eine Treuhandstelle in Köln an ihn übertragen. Die Ruhefrist liegt bei 15 Jahren, kann aber verlängert werden. Ludger Uebbing von der Friedhofsverwaltung geht von einer hohen Nachfrage aus, wie Heinz Ermen. Sonst hätten sie nicht zwei runde Flächen mit Rasen als Reserve errichten lassen, auf der ein zweiter und eine dritter „Garten der Erinnerung“ entstehen kann.

Für das Jahr 2020 erwarten sie viele Besucher auf dem Friedhof, selbst wenn er nicht zum Gartenschaugelände gehört. „In anderen Städten schaue ich gerne auf Friedhöfe“, sagt der 69-jährige Landwirt Ermen. „Andere machen das auch so. Der Kamper Friedhof ist eine ruhige Fläche mit kurzen Wegen.“

Außerdem würde es ohne Wilhelmine Brenner, die von 1868 bis 1908 lebte und unter einem aufwändigen Jugendstilgrab auf dem Kamper Friedhof liegt, möglicherweise die Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort gar nicht geben. Sie kam aus der Naturbewegung des späten 19. Jahrhundert und soll ihren Mann, den ersten Bergwerksdirektor Franz Brenner, beeinflusst haben, eine parkähnliche Stadt um das Lintforter Bergwerk bauen zu lassen.

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