St.-Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort Pflege: „Wir wachsen mit unseren Aufgaben“

Magda Heckers-Colic ist Krankenschwester auf der Isolierstation im St.-Bernhard-Hospital. Die Situation, sagt die 46-Jährige, sei noch beherrschbar.

 „Die Patienten spüren unsere Zuwendung - trotz der Schutzkleidung“, sagt Magda Heckers-Colic. Die examinierte Krankenschwester arbeitet seit 1992 im St.-Bernhard-Hospital in Kamp-Linfort.

„Die Patienten spüren unsere Zuwendung - trotz der Schutzkleidung“, sagt Magda Heckers-Colic. Die examinierte Krankenschwester arbeitet seit 1992 im St.-Bernhard-Hospital in Kamp-Linfort.

Foto: Jörg Verfürth / SBK

Magda Heckers-Colic arbeitet seit 28 Jahren im St.-Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort. Die examinierte Krankenschwester hat bis vor wenigen Wochen Patienten in der Gastroenterologie betreut, einem Gebiet der Inneren Medizin mit Augenmerk auf gut- und bösartigen Erkrankungen des Magen-/Darm-Traktes sowie des Knochenmarks und des Lymphgefäßsystems. Doch dann kam das Coronavirus und stellte die Mitarbeiter des Krankenhauses vor komplett neue Herausforderungen, auch Magda Heckers-Colic. Die 46-Jährige gehört zum Team, das die Isolierstation aufgebaut hat. „Die Gastroenterologie, meine Station, wurde dafür hergerichtet“, erzählt sie.

 Die Krankenschwester hat die Isolierstation mit aufgebaut.

Die Krankenschwester hat die Isolierstation mit aufgebaut.

Foto: Jörg Verfürth / SBK

Das St.-Bernhard-Hospital hat sich frühzeitig auf die Pandemie vorbereitet. „Wir wurden intensiv geschult und mit Fachwissen auf das Krankheitsbild vorbereitet“, sagt Magda Heckers-Colic. Seit vielen Jahren ist im Kamp-Lintforter Krankenhaus ein Hygieneteam im Einsatz, das die Mitarbeiter nun in allen Fragen unterstützt. „Das gibt uns Sicherheit, die wir jetzt benötigen.“ Gemeinsam wurde die Isolierstation geplant und eingerichtet. Sie wurde mit Sauerstoff-, Inhalations- und Absauggeräten ausgestattet. „Wir haben zusammen überlegt, welche Materialien und medizinische Geräte wir benötigen, und dann einfach losgelegt“, berichtet die Krankenschwester. Etwas Vergleichbares, sagt sie, habe sie in ihrer Berufslaufbahn noch nicht erlebt. „SARS war damals wie ein Gespenst, das uns von weitem zugewinkt hat. So nah wie jetzt war es noch nie.“ Eine Bombendrohung im Jahr 2009 habe zuletzt den Krankenhausalltag einen Tag lang durchgeschüttelt, erinnert sie sich. Als angsteinflößend empfindet Magda Heckers-Colic die aktuelle Lage nicht. „Wir betreuen immer wieder Patienten, die Infektionskrankheiten haben, aber ich habe Respekt vor dem Coronavirus. Es ist für uns alle eine vollkommen neue Situation.“ Doch je länger diese andauere, desto mehr würden Schwestern, Pfleger und Ärzte auch an Sicherheit gewinnen. „Wir wachsen mit den Aufgaben“, sagt Magda Heckers-Colic. Es stelle sich Routine ein, weil eben das Krankenhaus-System funktioniere, betont sie. FFP-Masken, Schutzkleidung und doppelte Handschuhe gehören zu ihrem Arbeitsalltag. „Wir sind nah an den Patienten, sind für sie da und pflegen sie. Dafür haben wir trainiert. Zum Beispiel, wie wir die Schutzkleidung korrekt an- und wieder ausziehen. Es gibt Erklärvideos, die das anschaulich vermitteln.“ Der kurze Dienstweg sei zurzeit das Wichtigste. „Wenn es Unsicherheiten auf der Station gibt, gibt es immer jemanden, an den wir uns wenden können und der uns fachkundige Antworten gibt. Ein Anruf genügt.“ Kommunikation sei das A und O. Dass die Geschäftsführung regelmäßig Corona-Konferenzen organisiert, um alle Mitarbeiter auf den aktuellen Stand zu bringen, findet die Krankenschwester wichtig. Die Isolierstation im St.-Bernhard-Hospital sei personell sehr gut besetzt, sagt sie. Sechs examinierte Pflegekräfte sind im Frühdienst im Einsatz, vier im Spätdienst und drei im Nachdienst. „Wir arbeiten in getrennten Teams“, betont die 46-Jährige. Noch sei die Situation auf der Isolierstation beherrschbar. Aktuell würden wenige Patienten betreut. Und nicht bei allen handele es sich um bestätigte Fälle. „Wir nehmen uns viel Zeit für sie, sind einfach da und kümmern uns. Ich glaube, sie spüren die Nähe und Zuwendung – trotz der Schutzkleidung. Das tut ihnen gut“, betont sie und ist froh, dass kein Kollege zur Risikogruppe gehört. Als Heldin fühlt sich Magda Heckers-Colic nicht: „Die Wertschätzung tut uns aber gut.“ Und sie freut sich über die Spenden, die sie und ihre Kollegen täglich erreichen: von der Pizza bis zum Osterhasen. „Ich würde mir wünschen, dass diese Wertschätzung für unseren Beruf auch in Zukunft anhält und nachhaltig wäre“, sagt die 46-Jährige. Und zu einer besseren Vergütung, sagt sie, würde keine Krankenschwester Nein sagen. Und noch eines mache die Corona-Krise deutlich: „Es braucht dringend viel mehr Pflege. Es ist die übliche Forderung, die gerade jetzt an Bedeutung gewinnt.“ Rückhalt erfährt Heckers-Colic in ihrer Familie. „Wir schützen uns bestmöglich, so dass unser Leben wie das aller anderen verläuft – mit Kontaktverbot und anderen Einschränkungen.“ Nur die älteste Tochter kann sie nicht wie gewohnt treffen. Sie ist ebenfalls Krankenschwester und arbeitet auf einer anderen Station im Bernhard-Hospital: „Wir winken uns jetzt durch die geschlossene Glastür zu.“

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