Kamp-Lintfort Theatervergnügen vor der Klosterkulisse

Kamp-Lintfort · Mit den „Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling in einer Aufführung der Burghofbühne Dinslaken begann die Kamper Freilichtheatersaison. Das Publikum genoss einen unterhaltsamen Sommerabend.

 Ein tolle Sommerabend, ein tolles Stück, volles Haus: Besser hätte die Theatersaison nicht starten können.

Ein tolle Sommerabend, ein tolles Stück, volles Haus: Besser hätte die Theatersaison nicht starten können.

Foto: Prümen, Norbert (nop)

Ein strahlend blauer Himmel, sommerliche Wärme und volle Stuhlreihen, besser hätte die Freilichttheater-Saison vor dem Kamper Kloster nicht beginnen können. Drei verschiedene Aufführungen an drei Spieltagen stehen auf dem Programm. Die erste präsentierte am Freitag die Dinslakener Burghofbühne mit dem Stück „Die Känguru-Chroniken“ des Stuttgarter Liedermachers, Kabarettisten und Buchautors Marc-Uwe Kling.

„Was machen Sie eigentlich beruflich?“ Eigentlich wollte sich das kesse Känguru-Mädchen mit den silbernen Ohren und Latzhose nur ein paar Eier bei ihrem Nachbarn borgen, doch als der um13 Uhr im Schlafanzug die Tür öffnete, hatte es sogleich einen Verdacht. „Du bist Kleinkünstler, nicht wahr?“ Der Nachbar nickte: „Aber ich will ein Theaterstück schreiben.“ Von diesem Moment an kam das Känguru ständig, um sich weitere Dinge bei ihm zu borgen, und wenig später zog es bei ihm ein. Damit hatte der Kleinkünstler endlich ein Thema für sein Theaterstück, und das Känguru hatte eine Hängematte, die es ab jetzt nur noch für gelegentliche Besuche in Hertas benachbarter Eckkneipe zu verlassen gedachte.

Das Stück entrollte in rückblickenden Szenen das Alltagsleben zweier notorischer Leistungsverweigerer in einer von hemmungslosem Produktivitätsdenken und nationaler Abgrenzung bestimmten Gesellschaft. So standen denn beide zwischendurch immer wieder vor Schrecken stramm, wenn das „nationale Produktivitätsministerium“ mal wieder mit lauter Radiostimme seine neuesten gesellschaftlichen Wertvorstellungen kundtat, und zum Beispiel zur Verachtung des kleinen Arbeiters und seiner entsprechend niedrigen Arbeitsproduktivität aufrief.

Noch bedrückender aber war für den Kleinkünstler die ihm eigene Diskrepanz zwischen Kreativität und Phlegma, während das Känguru als vermeintlich australischer Ureinwohner eher in Angst vor seiner plötzlichen Ausweisung lebte, zumal es sich auch noch ständig genötigt sah, vor allem besonders dummen Neonazis lautstark und manchmal auch boxend seine antifaschistische Einstellung zu verkünden. Und so kam es, wie es kommen musste. In der letzten Szene seines nun endlich fertigen Theaterstücks ließ der Kleinkünstler das Känguru schließlich folgerichtig ausweisen. Natürlich nicht ohne Widerspruch. „Ich will auf der Stelle, dass du mir ein neues Ende schreibst“, verlangte es daraufhin zornig von seinem einstigen Mitbewohner und fuhr dabei bedrohlich seine Fäuste aus. „Also Friede, Freude, Eierkuchen“, gab er schließlich kleinlaut bei und setzte damit hinter die aus vielen bissigen Dialogen und Songs bestehende Bühnenversion der Kling’schen Känguru-Chroniken einen schönen, versöhnlichen Schlusspunkt.

Die letzte Aufführung im Rahmen des Kamper Freilichtheaters findet am Sonntag, 22. Juli, um 20 Uhr statt. Dann zeigt das N.N. Theater aus Köln auf dem Abteiplatz vor dem Kamper Kloster unter dem Titel „Ich fürchte nichts… Luther 2018“ ein Stück über das Leben und Wirken Martin Luthers.

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