Kabarett in Kamp-Lintfort Brillante Lioba Albus ist als Mia Mittelkötter „weg“

KAMP-LINTFORT · Lioba Albus schlüpft am liebsten in Rollen, in denen sie das Zusammenspiel von Frau und Mann beleuchten kann. Rollen, in denen sie die kleinen Blitze präsentieren kann, die dieses Zusammenspiel stören, es aber gleichzeitig beleben und interessant machen.

Besonders stark ist die Kabarettistin, wenn sie in die Rolle der Mia Mittelkötter schlüpft, wie jetzt mehrfach beim städtischen Kabarettabend in der Europaschule.

Als Hausfrau im besten Alter aus dem sauerländischen Attendorn, die überbetont spricht und das „R“ rollt, hat sie ein schwarzes Kostüm angelegt, um zum Beispiel im Supermarkt ihren Mann zu suchen. Den hat sie dort vergessen. Das merkt sie allerdings erst, als sie Bohnen ins Tiefkühlfach einräumt und daran denkt, wie sie zu ihrem Mann gesprochen habe, als sie diese Bohnen gerade in den Einkaufswagen gepackt hat. Der Mann ist „weg“, stellt sie fest, um dann über das Weg-Sein nachzudenken.

Das Weg-Sein, das Woanders-Sein, das sie nur kurz „das Weg“ nennt, ist Thema ihres Soloprogramms, das sie „Das Weg ist mein Ziel“ nennt und mit dem sie seit Herbst 2017 durch Deutschland tourt. Darin arbeitet sie heraus, wie alle irgendwie wegwollen, weg aus der eigenen Haut, weg aus ihrer Beziehung, weg aus ihrem Alltag.

Gleichzeitig melden sich die Weg-Gehenden zurück, zum Beispiel über die „asozialen Medien“, genauer gesagt über „Fatze-Buck“ oder über „Fake-Book“, wie Mia Mittelkötter von ihrem Enkel verbessert wird. Oder sie durchlaufen eine Reinkarnation, wie die Schwiegermutter, die bereits „weg“ war, als Katze zurückkehrt und immer im unpassenden Moment an der falschen Stelle sitzt.

Mehrfach ist auch die verwirrte Mia Mittelkötter weg, zum Beispiel wenn sich die Kabarettistin rasant in eine prollige Blondine Witta oder in eine schräge Lioba Albus verwandelt. 160 Zuschauer bekommen diese Verwandlungen hautnah mit, auch weil sie in der Aula der Europaschule viel näher an den Künstlern sitzen als in der Stadthalle, die nach 15-monatigem Umbau voraussichtlich erst im Oktober 2019 wieder als Bühne eröffnet wird. Am Freitagabend amüsierten sie sich über eine brillant aufgelegte Kabarettistin, lachten und klatschten, um hier und da ein bisschen über das eigene Weg-Sein nachzudenken.

Am 10. Januar geht das städtische Kabarett- und Kleinkunstprogramm in der Europaschule an der Sudermannstraße weiter. Das Quartett „GlasBlasSing“ spielt ab 20 Uhr „Liedgut auf Leergut“ sprich auf alten Flaschen. Karten gibt es unter anderem in der Buchhandlung am Rathaus, Moerser Straße 239, Telefon 02842 921779. Durch den Ausweichspielraum ist das freie Kartenkontingent stark eingeschränkt.

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